Kirchbergers Woche:Wenn das jeder täte

Die Steuerquellen der Stadt spudeln. Geld ist da. Aber der eine oder andere kommt bestimmt noch auf die Idee, seine unsinnigen Vorschläge von gestern auszugraben und neu einzubringen

Von Johann Kirchberger

Immer wieder kommt es vor, dass jemand in trunkenem Zustand mit dem Auto zur Polizei fährt, um dort irgendwas zu melden oder anzuzeigen. So etwas ist nicht sehr klug und kostet zumindest den Führerschein. Nun hat einer freiwillig und im nüchternen Zustand seinen Führerschein für drei Wochen abgegeben und die Autoschlüssel gleich dazu. Nicht bei der Polizei, sondern beim Freisinger Oberbürgermeister. Stadtrat Uli Vogl wollte damit öffentlich kund tun, während der dreiwöchigen Stadtradlzeit tatsächlich nur zu radeln. Das ist brav. Aber was wäre, wenn das jeder täte? Wohin soll der OB mit all den Schlüsseln und Führerscheinen? Womöglich müsste zusätzliches Personal eingestellt werden. Das könnte zwar die Arbeitslosenquote weiter senken, obwohl die bereits bei nur 1,9 Prozent liegt, aber es würde auch den städtischen Etat belasten.

Doch zum Glück gibt es derzeit keine Haushaltsprobleme, die städtischen Kassen sind prall gefüllt. Im vergangenen Jahr konnten 21 Millionen Euro mehr Steuern eingenommen werden als geplant, Rücklagen konnten erhöht und Schulden abgebaut werden. Da hat sogar die sonst so vorsichtige Stadtkämmerin das Ende der Schwarzmalerei ausgerufen und zu den Buntstiften gegriffen. Und trotzdem, die Stadträte trauen der Sache nicht so recht, mahnen zur Vorsicht. Vorerst zumindest. Wenn aber die Steuerquellen weiter so ergiebig sprudeln, könnte der eine oder andere noch auf die Idee kommen, seine unsinnigen Vorschläge von gestern auszugraben und neu einzubringen. Die Hauptstraße von vorne bis hinten mit Radlständern zuzupflastern, wäre etwa so eine Idee.

Dass sich die Menschen angesichts der tropischen Temperaturen momentan gerne im Freibad aufhalten, verwundert nicht. Das dürfen sie an Werktagen aber nur von 7 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 8 bis 20 Uhr. So exakt ist das geregelt. Ungeachtet des unterschiedlichen Spaßfaktors hat der Landkreis jetzt auch geregelt, wie lange sich die Menschen in einem Wertstoffhof aufhalten dürfen. Nämlich nur so lange wie sie brauchen, um Papier, Kartons, Flaschen, Schrott oder Sperrmüll abzuliefern. Danach müssen sie die Sammelstelle umgehend wieder verlassen. So steht es in der neuen Betriebs- und Benutzungsordnung für Wertstoff-Sammelstellen. Festgehalten ist dort auch, dass den Anordnungen des Personals unbedingt Folge zu leisten ist, dass nur ein halber Kubikmeter Haushaltsmüll abgegeben und nicht in die Container geklettert werden darf und alles, was einmal in einem Container liegt, dem Landkreis gehört. Also Vorsicht, bevor man etwas wegwirft. Jetzt ist nämlich auch im Wertstoffhof alles bis ins Detail geregelt.

Objektkünstler machen manchmal Sachen, die schlichte Gemüter auf Anhieb nicht so recht verstehen. Die berühmte Fettecke von Joseph Beuys ist oder besser war so etwas. Vor dem Freisinger Schafhof hat jetzt ein Münchner Bildhauer ein "Land-Art-Projekt" namens "Kreishalbierende" erstellt, oder besser mit einer Hacke in den Boden geschlagen. Entstanden ist ein kreisrunder Fleck, bei dem die Graswasen in der einen Hälfte abgetragen, und in der anderen Hälfte von einem kleinen Graben umzogen sind. Genauso sah es kürzlich in unserem Vorgarten aus. Dummerweise haben wir es versäumt, zu einer Vernissage einzuladen. Und noch schlimmer, nach zwei Tagen schon haben wir die Graswasen komplett abgetragen und damit das Kunstwerk zerstört. Leider. Aber Banausen machen manchmal so was.

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