Kirchbergers Woche:Weihnachtszeit, Freudenzeit

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Von Johann Kirchberger

Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind. Es ist ja so eine Art Grundsatz, dass man in den Tagen vor Weihnachten keinen neuen Streit anzettelt und alte Zwistigkeiten nach Möglichkeit beilegt oder zumindest ruhen lässt. Das gilt auch für das Oktogon auf dem Domberg und die dort geplanten Um- und Neubauten. Die Erzdiözese und Vertreter der Stadt Freising haben jetzt tatsächlich einmal miteinander geredet und angeblich positive Lösungsansätze gefunden. Noch weiß man zwar nicht, wie die aussehen, aber alle scheinen guten Willens zu sein.

Warum die Hälfte des Schotterparkplatzes am Bahnhof noch immer für abgestellte MVV-Busse reserviert wird, weiß auch niemand. Stressgeplagte Pendler, die in höchster Not verbotene Parkplätze nutzen, um ihre S-Bahn nicht zu verpassen, ärgert das schon lange und immer wieder. Vielleicht findet man aber doch einmal eine Lösung für dieses Problem, eventuell vor den Weihnachtsfeiertagen 2018. Zumindest die nächsten 14 Tage aber dürfte es leichter werden, sein Auto am P+R-Platz abzustellen. In überfüllten Zügen keinen Platz zu bekommen, wird wohl auch keiner befürchten müssen.

Freuen auf das Weihnachtsfest können sich auch die Vöttinger. Auf der Baustelle für die Westtangente ist Ruhe eingekehrt, die Bauarbeiter sind abgezogen. Aber schon am Morgen des 4. Januar werden die leidgeprüften Anlieger wieder unsanft geweckt werden, dann wird weiter gebohrt und gebaggert. Bergmännisch, mit Sohlen- und Strossenvortrieb.

Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Früher wurden Geschenke noch in wochenlanger Arbeit gebastelt oder gestrickt, später wurden sie dann in Geschäften gekauft und nach Hause getragen. Aber nicht einmal dafür haben die Menschen mehr Zeit. Sie setzen sich vor ihren PC oder schauen in ihr Smartphone und bestellen - weil das sooo bequem ist - die Geschenke für die Liebsten im Internet. Das zerstört zwar auf lange Sicht das Leben in den Innenstädten, aber es sichert die Arbeitsplätze für Packerlfahrer. Die wussten in den vergangenen Tagen nicht mehr aus und ein, verstopften die Straßen der Altstadt und parkten Geh- und Radwege zu. Auch sie werden jetzt ein paar Tage Ruhe geschenkt bekommen, bevor der Packerl-Wahnsinn weitergeht. Allerdings hat der bequeme Internetkauf auch seine Tücken. Ist niemand daheim, wenn der Bote dreimal klingelt und auch kein anderer Hausbewohner öffnet, wird ein Benachrichtigungsschein eingeworfen. Dann heißt es, sich viel Zeit zu nehmen und lange am Postschalter anzustehen. Ob das schöner ist, als in einem Geschäft einzukaufen? Vielfach ist es mit dem Abholen der Packerl noch gar nicht getan. Nach den Feiertagen nämlich muss so manches, was so bequem im Internet erstanden wurde, wegen Nichtgefallens zurückgeschickt werden. Dann heißt es, alles wieder mühsam einzupacken, zum Postamt oder irgendeiner anderen Abgabestelle zu fahren und wieder anzustehen. Aber um seinen Mitmenschen eine Christtagsfreude zu machen, da macht man so etwas doch gerne. Oder?

Weihnachtszeit, Freudenzeit. Vielleicht sollten die Menschen über so manche Bräuche, die sich eingeschlichen haben, einmal nachdenken. In Freising und auch anderswo.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: