Kirchbergers Woche:Von Gemüseköchen und Erbsenzählern

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Wer eine Schulmensa betreiben will, muss sich möglicherweise mit Dönern auskennen

Von Johann Kirchberger

Anspruch und Wirklichkeit. Immer wieder drängen vor allem Mütter darauf, dass in Schulmensen nur gesunde und regional erzeugte Produkte angeboten werden. Viel Gemüse und Salat. Doch kommen die Anbieter den Wünschen nach, so wie der Caterer "Viva Vita" im OMG in Neufahrn, bleibt die Kundschaft aus. Die Kinder gehen in den Pausen lieber an einen nahen Döner-Stand oder versorgen sich im Supermarkt mit Chips. Das Essen in der Mensa mag zwar gesund sein, aber dort anzustehen sei nicht "cool", sagen sie. Die Folge: von den 908 Schülerinnen und Schülern wurden manchmal nur 50 Mahlzeiten am Tag bestellt. Zu wenig, um wirtschaftlich arbeiten zu können. "Viva Vita" beendet zum Schuljahresende sein Engagement in Neufahrn. Wer in Zukunft das Essen liefert? Steht noch nicht fest, rein wirtschaftlich gesehen sollte man vielleicht einmal mit dem Betreiber der Dönerbude reden.

Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen sei keine Aufgabe des Landkreises, hat Landrat Josef Hauner gesagt. Die landkreiseigene Wohnungsbaugesellschaft wird also ihren Dornröschenschlaf fortsetzen. Unterstützen will Hauner jedoch die Aktion "Wohnen für Hilfe". Dabei sollen Studenten bei Senioren einziehen und "haushaltsnahe Dienste" leisten, statt Miete zu zahlen. Die Wohnberatungsstelle im Landratsamt könnte als Vermittler dienen, hat der Landrat angeboten. Prima Idee. Ob sich dadurch allerdings die Engpässe auf dem Wohnungsmarkt beheben lassen, darf bezweifelt werden. Ob diese Vermittlertätigkeit Aufgabe des Landkreises ist, auch. Billiger als Wohnungen zu bauen, ist sie allemal.

Das Mäzenatentum ist in Freising nicht gerade stark ausgeprägt. Deshalb ist es bemerkenswert, dass die Staatsbrauerei Weihenstephan dem Förderverein Eisstadion zugesagt hat, für die Namensrechte an der neuen Halle 100 000 Euro zu bezahlen. Als Gegenleistung sollte der Schriftzug "Weihenstephan Arena" auf dem Dach angebracht werden, knapp 13 Meter lang und 1,20 Meter hoch. Auf einer Halle, die 77 Meter lang und 42 Meter breit ist. Zu viel verlangt? Ja, meinen die Erbsenzähler im Stadtrat und pochen auf ihre Werbeanlagensatzung. Und danach dürfen nun mal Werbeanlagen nicht höher als fünf Meter über dem Gelände angebracht werden. Die Eishalle aber ist dummerweise zwölf Meter hoch. Also keine Werbung auf dem Dach und sei sie noch so ansprechend gestaltet. Satzung ist Satzung. Stattdessen wurde tatsächlich vorgeschlagen, vor der Halle ein separates Tragegerüst aufzustellen und darauf den Schriftzug anzubringen. Ist zwar bestimmt nicht schöner, würde aber den Vorschriften entsprechen. Und darauf kommt es doch an, oder?

Nicht immer. Am 7. Mai soll mit dem Bau der Westtangente begonnen werden, obwohl bis dato keine schriftliche Förderzusage der Regierung vorliegt. Ein solch eigenmächtiger Baubeginn entspricht ganz und gar nicht den Vorschriften und könnte streng genommen den Verlust jeglicher staatlicher Zuwendungen nach sich ziehen. Doch gemach, gemach. Am 7. Mai erfolgt nur der Spatenstich, ein symbolischer Akt, bei dem OB, Landrat und Architekten für die Fotografen Erde in die Luft werfen und danach Brotzeit machen. Freie Fahrt haben die Bulldozer erst, wenn sich die Stadt alle notwendigen Grundstücke einverleibt hat.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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