Kirchbergers Woche:Viele Narren und zwei Enttäuschte

In den Rathäuser regieren die Prinzenpaare, einige Politiker lecken in der Zwischenzeit ihre Wunden

Da kann der beste Schlüsseldienst nicht helfen. Landauf, landab kommen die Bürgermeister nicht mehr in ihre Rathäuser. Weil sie die Schlüssel abgegeben haben, besser gesagt abgeben mussten, und in den Rathäusern jetzt Prinzessinnen, Prinzen und närrische Garden sitzen. Das mag ja schön sein und für eine gewisse Abwechslung sorgen. Peinlich wird es nur, wenn es die Bürger nicht merken sollten, plötzlich von Narren regiert zu werden.

Auch in Freising wurde jetzt ein großer goldener Schlüssel übergeben. Aber den hat keine närrische Hoheit bekommen, den hat Oberbürgermeister Eschenbacher an Landrat Hauner überreicht, sozusagen als symbolisches Zeichen dafür, dass nun der Landkreis für die Karl-Meichelbeck-Realschule zuständig ist. Das wäre der eigentlich schon seit 45 Jahren gewesen, doch aus irgendwelchen heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen hat die Stadt ihre weiterführenden Schulen nach der Gebietsreform behalten und sie fleißig betreut und baulich verbessert. Ein Luxus, den sich die Stadt jetzt nicht mehr leisten will. Hofmiller- und Dom-Gymnasium sollen demnächst auch feierlich übergeben werden, aber erst, wenn die Stadt ihre Geschenke auf Vordermann gebracht hat.

In Tüntenhausen tut sich auch was. Da wurde jetzt eine "Frauenliga zum Erhalt von Sitte und Anstand" gegründet. Allerdings nur auf der Theaterbühne, sonst müssten womöglich noch alle Gardemädchen aus dem Landkreis in den Verein eintreten. Obwohl, einen gewissen Reiz hätte das schon.

Überhaupt hat sich zum Jahresauftakt allerhand getan. Erst wurden Raketen in den Himmel geschossen, danach sprangen in Neufahrn und Moosburg Frauen und Männer aus Jux und Tollerei in eiskalte Weiher. Eine Moosburger Bianca trällerte für Dieter Bohlen ein Lied, um Deutschlands Superstar zu werden, und als es draußen kräftig schneite, regnete es in den Wirtshaussälen Faschingsorden. Ach, wie ist das Leben schön, wenn es nur irgendwie verrückt zugeht.

" . . . da waren's nur noch sieben". Bei den Grünen im Freisinger Stadtrat macht sich derzeit irgendwie die Schwindsucht breit. Erst warf Birgit Mooser-Niefanger die Brocken hin, aus Enttäuschung auf der Landesliste für die Bundestagswahl nicht ausreichend gut platziert worden zu sein, und jetzt hat auch noch eine enttäuschte Rosi Eberhard Konsequenzen gezogen. Weil acht Stadträte weniger Ausschusssitze bekommen als neun, sollte sie ihren Sitz im Finanzausschuss räumen. Und aus Verärgerung über die geringe Wertschätzung hat sie ihrer Fraktion nun den Rücken gekehrt. Mitglied bei den Grünen will sie bleiben und auch weiterhin dem Stadtrat angehören. Weil aber eine Frau allein noch keine Fraktion bilden kann, bringt ihr das ihren Ausschusssitz auch nicht zurück. Das Leben ist eben kein Zuckerschlecken und manchmal voller Enttäuschungen.

Seit um die Jahrtausendwende in Bernstorf bei Kranzberg Gold entdeckt worden ist, streiten sich die Experten darüber, ob die Funde echt und 3400 Jahre alt sind, wie jetzt in einem gerade erschienenen Buch wieder behauptet wird, oder ob es sich um eine Fälschung aus der Neuzeit handelt. Die einen sagen so und die anderen so, wie es Wissenschaftler eben gerne tun.

Glauben wir einfach mal an die Echtheit der Funde, nicht nur, weil die Kranzberger mit ihrem Museum am Pantaleonsberg sonst schwer enttäuscht wären, sondern weil es einfach schöner ist, an das Gute zu glauben.

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