Kirchbergers Woche:Sandhaufen für den Marienplatz

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Schonung für die Finger der Schreibtischtäter

Von Johann Kirchberger

Der Beginn eines 50 Millionen Euro teuren Großprojekts wird gewöhnlich mit einem ersten Spatenstich oder einer Grundsteinlegung gefeiert. Beides hätte bei der Sanierung des Asamgebäudes dumm ausgesehen. Zum Umgraben gab es nichts, und zum Eingraben auch nicht. Der erste Stein für das ehemalige Lyzeum wurde schließlich schon vor über 320 Jahren verbaut, und einen Haufen Sand aufzuschütten, um diesen von Oberbürgermeister und Architekten in die Höhe werfen zu lassen, wirkt irgendwie komisch, wie das Beispiel der Roboter-Firma Yaskawa diese Woche in Allershausen bewiesen hat.

Deshalb wohl zeigte sich die Stadtverwaltung innovativ und entschied sich für eine logistische Leistungsprüfung. Das Eingangstor zum Asam-Innenhof sollte von prominenter Hand auf einen Transporter geladen werden. Als Arbeitskleidung wurden Sakkos empfohlen, wahlweise mit (OB) oder ohne Krawatten und dazu wurden Handschuhe ausgegeben, damit die zarten Finger der Schreibtischtäter keinen Schaden leiden. Um es abzukürzen, der Test wurde außerordentlich gut bestanden, vielleicht auch, weil dazu die Blasmusik spielte und den Takt angab. Das Meisterstück wurde natürlich nicht nur fotografiert, sondern auch gefilmt und ins Internet gestellt, damit alle Welt sich daran erfreuen kann. Auch sonst zeigt sich die Stadtverwaltung beim Innenstadtumbau flexibel. Nachdem sie eingesehen hatte, dass sich eine öffentliche Toilettenanlage vor dem Eingang zum Standesamt nicht so gut macht, wurden die Dixi-Klos kurzerhand an die Fischergasse verfrachtet. Als Behelfslösung bis zu den Sommerferien, dann sollen neue Toiletten an der Hinterseite des Standesamts aufgestellt werden. Wahrscheinlich wird die WC-Anlage so lange hin und her verlegt, bis keiner mehr weiß, wo sie sich befindet.

Die Hauptstraße im Bereich des Marienplatzes ist dafür immer noch auf ihrem alten Platz. Die laut einem städtischen Faltblatt für Ostermontag (!) geplante "Umverlegung" des Straßenstücks wurde nämlich vorerst ausgesetzt. Mit dem Wintereinbruch diese Woche soll dies allerdings nichts zu tun haben. Vielleicht hat zu der Entscheidung der "Tag des Bieres" am 27. April beigetragen. Das "Fasslrollen" kann jetzt jedenfalls doch noch stattfinden.

Es ist erst ein paar Jahre her, da wollte die Stadt an der alten Isarbrücke ein "Isarschleiferl" schaffen, den Fluss ein wenig umleiten und Erholungsflächen anlegen. Die Anlieger allerdings protestierten heftig gegen die Planung einer Partymeile, befürchteten Lärm, Dreck und Gestank. Als auch der Bund Naturschutz auf die Barrikaden ging, wurden die Pläne in eine Schublade gelegt. Dort hat sie die CSU wieder entdeckt und will jetzt, ohne den Flusslauf zu verändern, einen Kulturstrand mit einem gastronomischen Betrieb an der Isarbrücke schaffen. Klingt interessant, birgt aber jede Menge Diskussionsstoff. Deshalb hat sich die CSU Alternativen überlegt und hält auch einen Stadtstrand auf dem Marienplatz für möglich. Hoppla, Sandhaufen auf dem Marienplatz? Dann könnte man ja doch noch Schaufeln verteilen und den ersten Spatenstich zur Sanierung des Asamgebäudes in gebührender Form nachholen. Bürgermeisterin Eva Bönig, ausgestattet mit Helm, Spaten und Stiefel, hat am Dienstag schon mal geübt und mit Schwung und Elan das evangelische Gemeindezentrum angestochen.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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