Kirchbergers Woche:Rein in die Lederhose

Den Umsatzrückgang beim Volksfest-Bier sollten die Freisinger nicht auf sich sitzen lassen. Die Lage ist ernst

Von Johann Kirchberger

Die Strecke, auf der die Teilnehmer des Volksfestlaufs durch die Freisinger Innenstadt geschickt wurden, glich heuer mehr einem Querfeldein-Rundkurs als einer Laufbahn. Vor allem im Bereich der notdürftig geräumten Baustellen in der Weizengasse und Teilen der Unteren Hauptstraße war einiges geboten für die gut 600 Läufer, die zwischen Pflaster und Asphaltbelägen hin und her springen durften. Zu einem richtigen - allerdings nichtolympischen - 6122-Meter-Hindernisrennen fehlte eigentlich nur der Wassergraben. Aber der kommt, in ein paar Jahren, wenn die Moosach geöffnet wird. Trotz aller Widrigkeiten soll es aber wieder schön gewesen sein, glaubt man den Aussagen der meisten Läufer. Und im nächsten Jahr wird es bestimmt noch schöner, dann wird die Weizengasse gepflastert und auf höhengleiches Niveau gebracht.

Zu solchen Erfolgsmeldungen passt irgendwie gar nicht, dass die Freisinger bis zur Hälfte des Volksfestes 28 000 Maß weniger getrunken haben als noch vor einem Jahr - ein Umsatzrückgang um 5,2 Prozent. Bestürzung macht sich breit, welch Imageschaden für die Bierstadt Freising. Da könnten ja die Leute glauben, uns schmeckt das eigene Bier nicht. Noch aber sind zwei Tage Zeit, die Blamage abzuwenden. Also rein in die Lederhose und die Maßkrüge hoch. Wer jetzt den Ernst der Lage noch nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen.

Ernst wird es langsam auch mit dem Bürgerentscheid für die Logistikhalle von Transgourmet im Lerchenfelder Gewerbegebiet. Sah es zunächst so aus, als würde der Widerstand einer kleiner Gruppe engagierter Siedler mangels Interesse der Freisinger am Quorum scheitern, sind die Erfolgsaussichten der Verhinderer mittlerweile deutlich gestiegen. Denn die Stadt verschickt mit den Wahlkarten auch gleich die Stimmzettel und erspart ihren Bürgern so den Weg ins Wahllokal. 80 000 Euro wird die Abstimmung kosten, mit der entschieden wird, ob 20 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült werden oder nicht.

Um viel weniger Geld geht es bei einer Stromtankstelle, die jetzt von den Stadtwerken am Landratsamt eingerichtet wurde. 2,49 Euro kostet es, sein Elektroauto eine Stunde lang anzustecken, und mit so einer Tankfüllung können dann 100 Kilometer gefahren werden. Und alles funktioniert ganz einfach, heißt es, bezahlt wird mit dem Handy. Pech hat nur, wer keines hat. Solche Leute soll es tatsächlich noch geben. Christian Magerl etwa, Landtagsabgeordneter der Grünen, ist so einer. Schon kurios, dass ausgerechnet der oberste Naturschützer im Landkreis an der Stromtankstelle nicht bedient wird. Wäre aber auch mit Handy für Magerl schwierig geworden, sein Fahrzeug während einer Kreistagssitzung am Landratsamt aufzutanken: Er hat ja gar kein Elektroauto. Die meisten seiner Kreistagskollegen wohl auch nicht. Der kleine Schritt in Richtung Energiewende, von dem Landrat Hauner bei der Eröffnung der Tankstelle sprach, ist also ein ganz, ganz winziger.

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