Kirchbergers Woche:Nah dran und doch weit weg

Hallbergmoos hat einen S-Bahnhof. Doch bis dahin ist es ein langer Weg

Von Johann Kirchberger

Eigentlich wollten diesen S-Bahnhof in Hallbergmoos weder FMG, noch MVV, noch sonst irgendjemand. Gedacht war die S 8 bei ihrer Planung zunächst ausschließlich dafür, Flugreisende so schnell wie möglich zwischen dem Ostbahnhof und den Landepisten hin und her zu befördern. Jede zusätzliche Haltestelle galt da als wenig zielführend. Weil aber die Hallbergmooser keine Ruhe gaben und vehement einen Bahnhof forderten, durften sie schließlich auf ihre Kosten einen bauen. Allerdings etwa 2,5 Kilometer vom Ortskern und 3,3 Kilometer vom Gewerbegebiet entfernt.

Ganz schön weit weg vom Schuss, aber immerhin, Hallbergmoos ist seither an das weltweite Schienennetz angeschlossen. Für die Fahrgäste ist dieser Halt, wie Bahnhöfe heutzutage heißen, umständlich, unbequem und zeitraubend. Denn der Weitertransport erfolgt mit Bussen, die auf ihrer Fahrt durch den lang gezogenen Ort alle Augenblicke stoppen und das zieht sich. Schon bald forderten die Hallbergmooser deshalb einen zweiten Bahnhof, näher am Gewerbegebiet, bissen damit aber auf Granit. Das einzige, was ihnen der MVV nach einer jetzt veröffentlichten Studie zugestehen würde, sind noch mehr Busverbindungen. Bringt aber nur bedingt etwas. Bis nämlich der gelegentliche Hallbergmoos-Besucher die ausgehängten Fahrpläne studiert und herausgefunden hat, in welchen Bus er jetzt steigen soll, dürfte der ihm in der Regel davongefahren sein.

Aber auch wer glaubt, Hallbergmoos sei mit dem Auto besser zu erreichen, kann sein blaues Wunder erleben. Ein Ausweichen auf die Straße - ganz gleich ob die jetzt FS 44 oder zur allgemeinen Verwirrung B 301 genannt wird - birgt nämlich auch Risiken. Zu manchen Tageszeiten nämlich geht es zwischen Freising und Hallbergmoos nur noch im Schritttempo voran. Und ob aus dem angekündigten Ausbau oder gar aus dem von der Gemeinde gewünschten Neubau einer Straße etwas wird, steht in den Sternen. Fazit: Hallbergmoos ist erreichbar, aber nicht immer schnell.

Zwischen Niederhummel und Gaden, dort wo die Dorfen in die Isar mündet, da gibt es keine S-Bahn. Da wohnt der Biber. Unermüdlich legt er Dämme an, staut Wasser auf, legt Bäume um und überschwemmt gelegentlich auch Felder. Seit 20 Jahren schon. Dass der Nager aber nicht nur Schäden anrichtet, sondern auch viel Gutes tut für die Artenvielfalt und den Hochwasserschutz, das wollte der Bund Naturschutz neulich Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) an Ort und Stelle vorführen. Die besah sich den Tatort, freute sich über die putzigen Tierchen, und die beiden mitgereisten Abgeordneten Christian Magerl (Grüne) und Benno Zierer (FW) nahmen sogar zwei zahme Jungtiere auf die Arme. Zur Freude der Fotografen, zum Ärger des Abgeordneten Florian Herrmann (CSU). Niemand wolle den Biber ausrotten, schrieb er wütend an die Ministerin, weil der aber erhebliche Schäden anrichte und für Sicherheitsprobleme sorge, müsse der strenge Schutzstatus des Bibers überdacht und eine "nachhaltige Regulierung der Biberbestände" durch örtliche Jäger erlaubt werden. Feuer frei!

Noch mehr in Rage, als der Biber selbst, dürften Florian Herrmann nach dem Pressetermin die Fotos in den Zeitungen gebracht haben. Zumindest schreibt er an die "liebe Uli": "Ob es sinnvoll ist, öffentliche Biber-Streichel-Aktionen mit dem Kollegen Dr. Magerl durchzuführen, ist Deiner eigenen Beurteilung überlassen". Spiel nicht mit den Schmuddelkindern...

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