Kirchbergers Woche:Mogelpackung und Knauserei

Bei großen Ausgaben wird in den Gemeinden oft nicht lange gefackelt, bei kleinen aber schaut man gerne ganz genau hin

Wenn sich außerhalb der Hallertau der Eindruck verfestigt, beim Bau einer Realschule in Au sei man gewaltig über den Tisch gezogen worden, dann ist das zumindest nachvollziehbar. In seinem jahrelangen Kampf hat Bürgermeister Karl Ecker die Kosten für eine Realschule stets klein gerechnet. In Au müsse nicht neu gebaut werden, hat er stets betont, die Marktgemeinde stelle dem Landkreis ja das Gebäude der Hauptschule zur Verfügung. Dass dieses Gebäude nicht so intakt ist, wie versichert und allgemein angenommen worden war, zeigt sich erst jetzt. Notwendig nämlich, so hat sich herausgestellt, ist eine Komplettsanierung des Schulgebäudes. Bis auf die tragenden Wände müsse das Haus entkernt werden, hat der beauftragte Architekt festgestellt.

Mindestens zwölf Millionen Euro müssten für den Umbau aufgebracht werden, hieß es zuletzt, das wird wohl nicht reichen. Dazu kommen Kosten für einen Erweiterungsbau, die noch gar nicht ermittelt sind. Eine Mogelpackung sei dem Landkreis da überstellt worden, grummeln einige Kreisräte, von Rosstäuscherei ist die Rede. Ecker und den Hallertauern wird das egal sein, sie haben ihr Ziel erreicht: Au bekommt eine Realschule.

Ausgaben, die in die Hunderttausende gehen, werden von Stadt- und Gemeinderäten meist kommentarlos zur Kenntnis genommen. Aber umso kleiner die Summen werden, umso genauer wird hingeschaut. Wenn es noch eines Beweises für diese These bedurft hätte, der Kranzberger Gemeinderat hat ihn geliefert. So wurde jüngst beschlossen, sich am Bau eines Tierheims zwar wie versprochen mit 90 Cent pro Einwohner und Jahr zu beteiligen, für die Berechnung aber nur Personen mit Erstwohnsitz heranzuziehen. In Kranzberg sind momentan 272 Einwohner mit einem Zweitwohnsitz gemeldet, es geht hier also exakt um 244,80 Euro, die man dem Tierschutzverein vorenthalten will. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen Gespräche mit der Kommunalaufsicht geführt werden. Ja, haben denn die Leute nichts anderes zu tun oder geht es Kranzberg wirklich so schlecht?

In Zeiten knappen Wohnraums sollte es vermieden werden, Wohnungen in Büros umzuwandeln. Normalbürgern wird dies strikt verweigert. Anders ist das, wenn die Stadt agiert. So wird im Freisinger Rathaus eine Vier-Zimmer-Wohnung frei, weil der dort wohnende Hausmeister in Ruhestand geht und seine Arbeit bald ein Hausmeister-Pool erledigt. Das sei zeitgemäß und zum anderen könne man aus der Wohnung, wenn sie erst einmal für viel Geld umgebaut ist, schicke Büroräume machen, argumentiert der Oberbürgermeister. Eckhardt Kaiser hingegen sieht das anders, er spricht von Zweckentfremdung, aber der ist ja auch von den Linken, weshalb nicht überrascht, dass er die Unterbringung einer Familie mit Kindern für wichtiger hält als neue Büros. Schon merkwürdig. In den vergangenen Jahren wurde das Alte Rathaus an der Bahnhofstraße für die Verwaltung umgebaut, im Marcushaus am Marienplatz sind Büros entstanden, die Stadt hat das alte Amtsgericht und das ehemalige Landratsamt gekauft und beide Gebäude umgebaut in Büros. Ja, wie viel Platz braucht denn die Verwaltung noch?

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