Kirchbergers Woche:Heilige Kühe sind teuer

Warum die Feuerwehren einen Sonderstatus genießen und wie sie ihn sich erarbeitet haben

Von Johann Kirchberger

Seit langem fordern Tierschützer, Kühe in den Ställen nicht anzubinden, sondern frei laufen zu lassen. Die EU hat die Anbindehaltung nun sogar verboten. In Indien dürfen die Kühe seit jeher frei laufen, Kühe sind von Geburt an heilig, ohne dass der Papst etwas dazu getan hätte. In Freising gibt es auch heilige Kühe, die Feuerwehr etwa ist so etwas wie eine Heilige Kuh, zumindest hat dies Stadtrat Eckhardt Kaiser im Finanzausschuss so gesagt. Er stört sich daran, dass der Stall für die Löschfahrzeuge in Lerchenfeld, also das Feuerwehrhaus, für 2,4 Millionen Euro erweitert werden soll und sieht keinen Bedarf.

Dass er mit seinen Zweifeln allein blieb, liegt in der Natur der Sache und hat nichts damit zu tun, dass Feuerwehrkommandant Anton Frankl mit im Stadtrat sitzt. Die Feuerwehren retten, bergen, löschen und rücken zu allen Tages- und Nachtzeiten aus, wenn es brennt, wenn ein Hochwasser die Bevölkerung bedroht oder wenn es zu schweren Unfällen kommt. Um wirkungsvoll helfen zu können, benötigen die Feuerwehrkräfte natürlich eine gute Ausrüstung: Lösch- und Tankfahrzeuge, Drehleitern, Maschinen, Schutzanzüge und vieles mehr, die für den Ernstfall gut und sicher aufbewahrt sein wollen. Die Stadträte wiederum wollen sich nicht nachsagen lassen, es läge an ihrer Knauserigkeit, wenn die Feuerwehr nicht so ausgerüstet ist, wie es dem neuesten Stand entspricht. Deshalb kann man schon einmal auf den Gedanken kommen, dass die Feuerwehr eine Heilige Kuh ist. Diesen Status aber hat sie sich erarbeitet.

In Eching wird seit Jahren das Feuerwehrhaus umgebaut und erweitert, die Kosten haben sich seit den ersten Schätzungen mehr als verdoppelt und liegen aktuell bei stolzen 7,2 Millionen Euro. Mit Bauchgrimmen haben die Gemeinderäte den Kostensteigerungen zugestimmt, die nicht immer auf Wünschen der Feuerwehr beruhten, sondern auch auf Fehlern der Architekten und Baufirmen. Aber nun ist Schluss mit lustig, Echings Gemeinderäten ist nichts mehr heilig. Als der Neubau eines Feuerwehrhauses im Ortsteil Günzenhausen auf der Tagesordnung stand, zückten sie den Rotstift. Mit 1,95 Millionen Euro war der Bau veranschlagt, die Gemeinderäte aber wollen nur 1,8 Millionen ausgeben und nur für zwei Fahrzeuge eine Unterstellmöglichkeit bauen lassen. Die Feuerwehr aber hat schon zwei Fahrzeuge und will noch einen Mannschaftsbus. Die Gemeinderäte nicht, die Günzenhausener sollen Synergieeffekte nutzen hieß es, und mit den Bussen der Echinger und Dietersheimer Kollegen fahren, wenn es zu Übungen oder Festen geht.

Mal sehen, ob der Gemeinderat sich auf Dauer den Wünschen einer Heiligen Kuh widersetzen kann und wie viel das Günzenhausener Feuerwehrhaus am Ende tatsächlich kostet. Schließlich wird in acht Monaten ein neuer Bürgermeister gewählt, und im Wahlkampf werden bekanntlich gerne Versprechungen gemacht. Allerdings ist fraglich, ob es überhaupt zum Wahlkampf kommt, denn bisher gibt es noch keinen einzigen Kandidaten. Nicht einmal Amtsinhaber Josef Riemensberger von der CSU hat sich geäußert, ob er weitere sechs Jahre im Amt bleiben will. Und sogar Bertram Böhm von der "Echinger Mitte", der in früheren Jahren für jedes Amt kandidiert hat, das gerade frei war, will dem Vernehmen nach nicht antreten. Möglicherweise ist der Bürgermeisterposten nicht so attraktiv wie allgemein angenommen.

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