Kirchbergers Woche:Grant auf die CSU

Die Christsozialen im Landtag trommeln auf Gedeih und Verderb für eine dritte Startbahn im Moos, verärgern die Bürger - und man fragt sich: warum?

Von Johann Kirchberger

Es gibt Äußerungen von CSU-Politikern, über die man sich jahrelang aufregen kann, ja muss. Dazu gehört etwa die Aussage von Erwin Huber, dass man die Frösche nicht fragen darf, wenn man den Teich trocken legen will. Was für ein Demokratieverständnis hat dieser Mensch? Von ähnlichem Kaliber ist die nun von CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer getroffene Behauptung, dass die Menschen im Flughafenumland den Bau der dritten Startbahn akzeptieren werden, wenn erst einmal die Bagger anrollen. Also Augen zu und durch? Vollendete Tatsachen schaffen, gegen den Willen der Bevölkerung?

Unweigerlich muss man sich fragen, was Huber, Kreuzer und Co. eigentlich davon haben, wenn sie sich so vehement für den Bau der dritten Startbahn einsetzen. Für ein Projekt, das nur dem Zweck dient, den Flughafen noch größer zu machen. Der Airport im Moos erfüllt seine Aufgabe auch mit zwei Bahnen, und das recht gut. Menschen und Güter können von hier in die ganze Welt geflogen werden. Die Wirtschaft behauptet zwar neuerdings, sie brauche die dritte Startbahn unbedingt. Aber auch erst, seit sie von der CSU unaufhörlich dazu aufgefordert wird, für deren Bau einzutreten.

Aber wozu eigentlich? Steuermehreinnahmen wird es wegen der hohen Investitionen der FMG vermutlich ebenso wenig geben wie Gewinnausschüttungen an die Gesellschafter. Was also treibt die CSU, sich auf Gedeih und Verderb für dieses Großprojekt einzusetzen? Gegen den Willen der Bevölkerung, zu Lasten der Menschen im Flughafenumland, auf Kosten der Natur und ohne Rücksicht auf die Schöpfung. Der Luftverkehr ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel. Das sollte sich mittlerweile auch bis in die CSU-Landtagsfraktion herumgesprochen haben. Selbst das Umweltbundesamt rät vor dem Hintergrund des Klimawandels zu "Urlaub auf Balkonien oder im Schrebergarten statt Flugreisen". Aber die Anhänger des "Schneller-Höher-Weiter"-Prinzips kümmert das nicht. Mia san mir, und nur mia wissen, was gut ist für Bayern, für das Land und seine Menschen.

Die Ansiedlung von Billigfliegern wird vorangetrieben, Fluggesellschaften werden subventioniert. Alles wird getan, um die Schar der Befürworter zu vergrößern. Angestellte werden animiert, als Werbebotschafter aufzutreten, neuerdings werden sogar Passagiere aufgefordert, sich in Unterstützerlisten einzutragen. Verzweifelt versucht die Flughafen GmbH den Bedarf für eine dritte Startbahn nachzuweisen, mit Billigung und Unterstützung der CSU. Und alles nur, um zusätzliches Wachstum zu erzeugen. Die Angst, ein Flughafen mit zwei Bahnen bleiben zu müssen, scheint riesengroß zu sein.

Schon vor mehr als 30 Jahren wurde der Begriff vom "Monster im Moos" geprägt. Eine Bezeichnung, die sich leider als äußerst zutreffend erwiesen hat. Denn Monster haben die Eigenschaft immer größer werden zu wollen, sich immer weiter auszubreiten und alles in ihrer Umgebung zu verschlingen, dem sie habhaft werden können. Ein solches Monster zu stoppen ist schwer.

Heute ist Altstadtfest. Eine gute Gelegenheit sich eine Maß Bier zu kaufen und seinen Grant hinunterzuspülen.

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