Kirchbergers Woche:Freising freut sich

Wie unser Horst auf einen Schlag ganz viele Menschen glücklich machen könnte

Unser Horst, er ist so gut zu den Menschen. Er ist gegen Monster-Stromtrassen, er will keine Windräder in der Nähe von Siedlungen, er ist gegen die Lagerung von Atommüll im Kernkraftwerk Isar. Weil er immer auf der Seite der Bürger steht. Ja, so ist das. Warum aber um Himmels willen tritt er dann nicht auch die Pläne für den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen in die Tonne? Bayernweit, so hat jetzt eine Umfrage ergeben, lehnen 52 Prozent die Monsterbahn ab, nur 34 Prozent sind dafür. Im Großraum München sind sogar 63 Prozent dagegen. Warum also bildet Seehofer nicht auch eine Koalition mit den Bürgern im Umland des Flughafens? Er könnte mit einem Schlag so viele Menschen glücklich machen. Aber vielleicht tut er das ja noch, im Herbst, wenn er mit den Startbahngegnern in einen Dialog treten will. Bekanntlich soll man die Hoffnung niemals aufgeben und ein Meinungsumschwung kommt bei Horst Seehofer oft schneller, als man glaubt.

Münchens Oberbürgermeister Reiter gilt da als standfester und er will seine Bürger erst dann wieder über die dritte Startbahn abstimmen lassen, wenn es zu dramatischen Änderungen der Flugbewegungen kommen sollte. Daran aber glaubt keiner. Ausgenommen vielleicht Thomas Kreuzer. Der ist CSU-Fraktionschef im Landtag und nimmt offensichtlich alles für bare Münze, was ihm Gutachter und vermeintliche Experten einflüstern, wenn es nur wirtschaftlichen Aufschwung verspricht. Bis zum Jahr 2020 rechnet Kreuzer mit 536 000 Flugbewegungen, derzeit sind es rund 380 000. Eine solche Steigerung um 40 Prozent ist aber wohl utopisch, wie nicht nur Manfred Pointner, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft, glaubt. Flughafenchef Michael Kerkloh wird deshalb wohl seine Ausbaupläne begraben müssen. Er nämlich hat sich zuletzt selbst in Zugzwang gebracht. "Jetzt oder nie" hat er lauthals bekundet, wolle er seine dritte Startbahn bauen. Jetzt wird er dies nicht können. Solchen Wünschen stehen der Wille der Münchner Bürger und der Stadtspitze entgegen. Also dann ganz klar: nie! Freising freut sich.

Seit Jahren misstrauen die Bürgerinitiativen den Feinstaubmessungen der FMG, wonach die Belastungen der Luft angeblich nur zu einem kleinen Teil vom Flughafen ausgehen. Dass dieses Misstrauen berechtigt ist, hat diese Woche nun Feinstaub-Spezialist Schwämmlein aus Mainz erläutert. Die Messmethode macht den Unterschied. Während die FMG nur das Gewicht der Partikel misst, kümmert Schwämmlein sich um den winzigen, aber gefährlicheren Ultrafeinstaub. Und für den ist nach Aussage des Mainzers zu 90 Prozent der Flughafen verantwortlich. Er dringt zwar in die Lunge ein, fällt aber, wortwörtlich betrachtet, nicht ins Gewicht. Deshalb verzichtet die FMG bisher darauf, die Zahl dieser Kleinstpartikel zu ermitteln, Grenzwerte gibt es nicht. Wie praktisch.

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