Kirchbergers Woche:Der schweigsame Herrmann

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Machmal wünscht man sich mehr von seinem Abgeordneten

Von Johann Kirchberger

Was macht eigentlich Florian Herrmann? Viel, sehr viel. Er ist täglich unterwegs, besucht Polizisten in ganz Bayern. Und was macht unser Stimmkreisabgeordneter, um den Bau der 3. Startbahn am Flughafen zu verhindern? Nichts. Besser gesagt, fast nichts. Denn diese Woche hat er dem CSU-Fraktionschef im Landtag die Ortschaft Attaching und den Domberg gezeigt. Was er dort zu Thomas Kreuzer und den Startbahngegner gesagt hat, ob er überhaupt etwas gesagt hat, ist geheim. Vielleicht steckt da ja Methode dahinter. Herrmann nämlich schweigt auch, wenn im Landtag über die Startbahn debattiert wird, er sieht tatenlos zu wie Erwin Huber unter den Abgeordneten Unterschriften für den Ausbau sammelt, er schlägt sich weder mündlich noch schriftlich auf die Seite von Ministerpräsident Horst Seehofer, wenn der mit dem Gedanken spielt, das Vorhaben zu beerdigen. Herrmann ist in Sachen Startbahn abgetaucht, schon lange. Daran ändert auch ein Rundgang in Attaching nichts. Will er nicht, kann er nicht? Von einem Stimmkreisabgeordneten müsste in einer so schicksalhaften Frage für Stadt und Landkreis eigentlich deutlich mehr kommen. Ein Aufschrei, dass der weitere Ausbau des Flughafens unsinnig und unnötig ist, dass er die Landschaft zerstört und die Menschen krank macht. Es ist höchste Zeit, dass Herrmann seine Zurückhaltung aufgibt und sich öffentlich klar und deutlich positioniert.

Nimmt man den CO₂-Ausstoß und rechnet andere entstehende Treibhausgase hinzu, gilt das Flugzeug mit Abstand als der klimaschädlichste Verkehrsträger. Der Tages-Anzeiger in Zürich schreibt, "Wer die Erde retten will, für den gibt es nur ein Gebot: Du sollst nicht fliegen". Aber nicht jeder hält sich an Gebote und macht nur noch Urlaub mit dem Radl, so wie Stadtrat Uli Vogl und seine Frau. Deshalb wurde die Aktion Stadtradeln erfunden. Drei Wochen lang, vom 19. Juni bis 9. Juli, sollen die Freisinger mit dem Radl in die Stadt fahren, im Team mit der Familie, mit Freunden oder mit Stadt- und Gemeinderäten, wie es in der Ausschreibung heißt. Registrieren lassen und dafür anmelden kann man sich schon jetzt. Wer das ganze Jahr über fast täglich in die Stadt radelt, unregistriert und unangemeldet, darf dies zum Glück auch weiterhin tun, allein und ohne Stadtrat, und er braucht auch die gestrampelten Kilometer nicht in seine Stadtradel-App eingeben. Wir leben ja in einem freien Land.

Es war kurz nach der Jahrtausendwende, als sich Freising um die Landesgartenschau 2010 bemühte, aber kläglich scheiterte. Der Bereich zwischen Bahnhof und Isar hätte in blühende Landschaften umgewandelt werden sollen, aber daraus ist nichts geworden. Geblieben sind Parkplätze, Schrebergärten und Wiesen, auf denen Bogenschützen üben. Aus Angst, erneut zu scheitern, hat sich Freising später nie mehr um eine Landesgartenschau bemüht. Das schöne Konzept verschwand in den Schubläden, könnte jetzt aber wieder hervorgeholt werden. Denn in Traunstein, das den Zuschlag für 2022 erhalten hatte, haben sich die Wahlberechtigten per Bürgerentscheid gegen eine Landesgartenschau ausgesprochen, weil ihnen 26 Millionen Euro dafür zu hoch erschienen. Freising wäre in der Lage, kurzfristig einzuspringen, falls man denn will und die Kosten nicht scheut. Aber was tut man nicht alles, um Touristen in die Domstadt zu locken. Effektiver, als sich bei Messen die Beine in den Bauch zu stehen, ist eine Landesgartenschau allemal.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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