Kirchbergers Woche:Den Behörden ausgeliefert

Die Nordostumfahrung von Freising ist heiß ersehnt - aber nicht die genehmigte Variante

Von Johann Kirchberger

Die Nordostumfahrung von Freising. Es gibt kaum jemand, der diese Trasse, auf der einmal der Verkehr aus der Hallertau um Freising herum gelenkt werden soll, nicht für notwendig halten würde. Und darum ist es gut, dass diese Straße in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde und bis zum Jahr 2020 gebaut sein soll. Aber dieses Projekt zeigt auch die Ohnmacht der Bürger und Kommunen gegenüber einer Behörde. Das Staatliche Bauamt hat von Anfang nur jene Variante gewollt, die ein Abzweigen der Bundesstraße B 301 zur B11 bei Marzling erst nach der Ortschaft Erlau vorsah. Und diese Variante wird nun trotz aller Widerstände gebaut.

Die Einwohner von Erlau scheuten letztlich das finanzielle Risiko, juristisch gegen die Trassenwahl vorzugehen, und gaben sich mit Flüsterasphalt und Querungshilfen zufrieden. Die Stadt Freising beließ es bei verbalen Einsprüchen, um das Projekt nicht zu verhindern oder zu verzögern. Wichtig war, eine fertige Planung vorliegen zu haben, wenn Berlin zusätzliche Mittel für den Straßenbau freigibt. Und so kommt es, dass eine 3,6 Kilometer lange und etwa 26 Millionen Euro teure Trasse durch den Norden Freisings gebaut wird, die in dieser Form niemand haben wollte. Sei's drum. Im Gegensatz zur Westtangente wird die Nordostumfahrung ihren Zweck erfüllen und den innerstädtischen Verkehr in Freising nicht be- sondern entlasten. Und das, ohne die städtischen Kassen plündern zu müssen.

Ungeachtet aller finanzieller Sorgen, die Gemeinde-, Stadt- oder Kreisräte manchmal drücken, ist das Procedere in Haushaltssitzungen fast immer gleich: Je kleiner das Vorhaben, desto vehementer werden Einsparmöglichkeiten diskutiert. Umso mehr Millionen ein Bauvorhaben kostet, umso stiller wird es an den Beratungstischen. Deshalb verwundert es fast ein wenig, dass der Bau einer neuen Realschule für 42,3 Millionen Euro im Kreistag nicht einfach abgenickt wurde. Stattdessen Widerstand gegen eine teure Fassade aus Sichtklinker und staatliche Auflagen, Unmut über die Kostenexplosion, war doch einmal von 25 Millionen Euro die Rede. Der Aufstand hielt sich dann doch in Grenzen. Fünf Gegenstimmen aus dem CSU-Lager, das war's. Der Rest hob brav das Händchen.

Dass durch den Schulbau ganz nebenbei ein Naturdenkmal - das Quellgebiet des Lohmühlbachs - zerstört wird, spielt nur noch eine Nebenrolle. Im Jahre 2002, beim Bau der Gute-Änger-Straße, wurde eine teure Brücke zum Schutz der Quelle errichtet. Nun war im Kreistag nur noch zu hören, dass die Stadt dem Landkreis ein nasses Grundstück angedreht habe, das entwässert werden müsse. 2,6 Millionen Euro soll "die Verbesserung des Bodens" kosten. Merke: Mit genügend Kies und Beton kann man auch ein Naturdenkmal verschwinden lassen.

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