Kirchbergers Woche:Das ist ein Service

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Bei den einen ist Kunde oder Bürger König, andere lernen`s nie

Von Johann Kirchberger

Jetzt mag er unser Papier gar nicht mehr, der Landkreis. Die Container in Freising werden nach und nach abgebaut. Mit Papier lässt sich angeblich kein Geld mehr verdienen. Merkwürdig. Eigentlich, sollte man meinen, ist eine Landkreisverwaltung nicht dazu da, um Geld zu verdienen, sondern um den Bürgern das Leben zu erleichtern. Service nennt man so etwas wohl. Den bietet die Entsorgungsfirma Heinz. Die stellt auf Wunsch jedem eine Papiertonne vor die Haustüre und holt den Inhalt regelmäßig ab. Und wenn nicht alles täuscht, lohnt sich das auch noch, sonst hätte Heinz seinen Dienst längst eingestellt. Da bleibt Raum für Spekulationen. Ist dem Landkreis schlichtweg die Arbeit zu viel, will er die Firma Heinz unterstützen oder hat er sein Papier bisher einfach nur unter Wert verkauft? Könnte natürlich auch sein, dass das Müllverbrennungswerk in Unterföhring einen höheren Papieranteil im Restmüll gefordert hat, weil der Dreck aus Freising so schlecht brennt.

Der Präventionsgedanke stand offiziell im Mittelpunkt der Landkreisaktion "Laufen statt Saufen" in Nandlstadt. Deshalb wurden entlang der Laufstrecke auch Infostände aufgebaut und zum verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol aufgerufen. Nun kann man eigentlich davon ausgehen, dass die meisten der gut 300 Läufer dafür die falschen Ansprechpartner waren und schon vorher wussten, dass zu viel Bier besoffen macht. Wer's noch nicht wusste, für den gab es als besonderen Service und natürlich rein zu Testzwecken unweit der Laufstrecke jede Menge Bier in Maßkrügen. Und bei einem Hopfenfest wie in Nandlstadt lautet das Motto bekanntlich "Saufen statt Laufen". An den Biertischen in der Hopfenhalle sollen übrigens mehr Menschen in Lederhosen und Dirndl gesichtet worden sein als an der 7,8 Kilometer langen Rennstrecke im Sportdress.

Dass bei der Bundesbahn der Servicegedanke nicht allzu groß geschrieben wird, ist hinlänglich bekannt. Dieser Tatsache ist wohl auch geschuldet, dass es am Freisinger Bahnhof keine Gepäckaufbewahrungsanlage gibt. Neulich wollte ein Reisender vor der Abfahrt seines Zuges durch die Innenstadt bummeln, aber dazu nicht unbedingt seinen Koffer mitnehmen. Er befestigte ihn deshalb mit einem Schloss an einem Fahrradständer, und löste damit Bombenalarm aus. Gar nicht bis zum Bahnhof geschafft hat es ein anderer Zeitgenosse. Weil ihm der Transport seines Koffers zu mühsam war, befestigte er ihn am Torbogen des Landratsamts, um ihn am nächsten Tag abzuholen. Damit aber löste auch er Bombenalarm und einen Großeinsatz der Polizei aus. Unsereins ließ neulich bei einer SPD-Veranstaltung seine Mütze liegen. Nein, kein Bombenalarm, sondern tags darauf ein Anruf, wonach das gute Stück abholbereit in der SPD-Geschäftsstelle liegt. Das ist Service.

Wegen eines Streiks waren die Kindertagesstätten im Mai und Juni nicht geöffnet. Den Eltern wegen nicht erbrachter Leistungen die Gebühren zurückzuerstatten sei nicht möglich, hieß es im Stadtrat. Die entsprechende Satzung sehe das nicht vor, und die Satzung rückwirkend zu ändern, gehe nicht. Aha. Vor ein paar Tagen verschickte die Stadt einen Änderungsbescheid über Grundabgaben. Die "Satzung über die Erhebung einer Gebühr für die Straßenreinigung" sei rückwirkend zum 1. Januar geändert worden, hieß es da, die Gebühr verringere sich vierteljährlich um 3,15 Euro. Das freut die Hausbesitzer. Aber warum macht man denen rückwirkend eine Freude, Kindergarteneltern aber nicht?

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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