Kirchbergers Woche :Alles auf Eis gelegt

Freising ist kalt und bunt

Von Johann Kirchberger

Ja, es stimmt schon. Wir haben uns einen richtigen Winter gewünscht, mit Schnee an den Weihnachtsfeiertagen und vielleicht auch noch im Januar. Aber muss es deshalb gleich so kalt werden? So kalt, dass beim Wochenmarkt und beim Neustifter Freitagsmarkt nur noch die Hälfte der sonst vertretenen Händler präsent ist? Gerüchte, alle Obst- und Gemüsehändler machten gerade gemeinsam Urlaub in der Karibik, entbehren übrigens jeglicher Grundlage. Sie sitzen zu Hause und wärmen sich auf, weil niemand gefrorenes Obst und Gemüse kaufen will. Nächsten Samstag werden eh keine Händler auf dem Marienplatz geduldet, weil dann das große amerikanische Trump-Ramp-Eis-Festival stattfindet und irgendwann wird es danach auch mal wieder wärmer. Bis dahin kaufen wir uns eben bei dieser Eiseskälte eine Tüte heiße Maroni beim Ferl, stecken sie in die Manteltasche und wärmen uns die Finger daran. Eine äußerst nahrhafte Wärmequelle, die leider viel zu schnell verbraucht ist.

Durch die Kälte ist auch der Bau der Westtangente ein wenig ins Stocken geraten. Aber im Frühjahr geht es mit aller Macht voran, Tunnel werden gebohrt und gegraben, Baustraßen angelegt. Die Vöttinger haben sich jetzt noch einmal angehört, was alles an Lärm, Behinderungen und Erschütterungen auf sie zukommen wird. Merkwürdig ruhig ist es geblieben bei einer Infoveranstaltung der Stadt und der Bauunternehmer. Vötting, so scheint es, hat sich in sein Schicksal ergeben. Nicht so recht vorwärts zu gehen scheint es dagegen mit der Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15. Die Stadt benötigt Grundstücke, die sich teils in privater, teils in staatlicher Hand befinden, um den Zugang zur Innenstadt für die Lerchenfelder ein wenig attraktiver zu machen. Die zu bekommen, kann dauern. Schade, denn die Unterführung in ihrem momentanen Zustand mit ihren steilen und rutschigen Rampen ist eine Schande für Freising.

Irgendwie ein Schande ist es auch, dass sich das Bundesverfassungsgericht gegen ein Verbot der NPD ausgesprochen hat. Diese Partei sei zwar menschenverachtend, rassistisch und antisemitisch, aber mittlerweile so klein und unbedeutend, dass von ihr keine ernsthafte Gefahr mehr für die Demokratie ausgehe, hieß es in der Urteilsbegründung. Da darf man jetzt gespannt sein, ob die drei oder vier NPD-ler, die gelegentlich in Freising auftauchen, weiterhin von 50 Polizisten bewacht und von 100 bunten Freisingern begleitet oder schlicht und einfach ignoriert werden, weil sie so klein und unbedeutend sind.

Ab und an haben es die Behörden auch in Freising mit einem Reichsbürger zu tun. Das sind jene sonderbaren Menschen, die die Bundesrepublik für keinen legitimierten Staat halten und sich deshalb weigern, Gesetze zu beachten, Steuern zu zahlen und Strafen zu akzeptieren. Das mögen sich diese Spinner schlau ausgedacht haben, ist aber in Wirklichkeit eher dumm, manchmal leider auch gefährlich. Reich wird man allerdings nicht als Reichsbürger, weil Dummheit nicht vor Strafe schützt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: