61 Kinder warten schon:Schneller durch Modulbau

Kindergartenneubau in Moosburg verzögert sich trotzdem

Von Alexander Kappen, Moosburg

61 Kinder stehen derzeit in Moosburg auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz. "Es besteht dringender Handlungsbedarf", sagte Grünen-Fraktionschef Johannes Becher deshalb am Montagabend im Stadtrat. Man müsse jetzt schauen, dass möglichst schnell etwas vorangehe, meinte auch Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU).

Deshalb beschloss das Gremium, den dreigruppigen Kindergarten im neuen Wohngebiet Georg-Schweiger-Straße, für den er sich bereits Ende Februar entschieden hatte, in Modulbauweise zu bauen. Sie erlaubt es, ein Gebäude in der Regel schneller und effizienter zu bauen als nach der konventionellen Massivbauweise. "Das ist zeitlich einfach das Beste", sagte Bürgermeisterin Meinelt.

Ganz so schnell, wie es sich die Stadträte wünschen, geht es nun aber trotzdem nicht. Entgegen der Verlautbarungen aus den bisherigen Sitzungen wird das Gebäude nicht mehr Ende dieses Jahres fertig, sondern wohl erst zum Start des übernächsten Kindergartenjahres im September 2016. "Ich bin erstaunt über den zeitlichen Ablauf, das ist uns aber mal anders genannt worden", sagte Martin Pschorr (SPD), der freilich dem zuständigen Architekten und CSU-Stadtratskollegen Rudolf Heinz keine Vorwürfe machen wollte: "Er kann ja nichts dafür." Auch Heinz betonte, dass ihn keine Schuld an der Verzögerung träfe.

Er habe, seit er die Planungen übernommen habe, nie behauptet, dass es schneller gehe. Auch Meinelt war "erschrocken" über den gegenwärtigen Zeitplan, äußerte aber die Hoffnung, dass man womöglich doch noch schneller vorankomme. Etwa dann, wenn das auf vier Monate angesetzte Genehmigungsprozedere schneller abgewickelt werde. Heinz stellte für das 1800 Quadratmeter große Grundstück verschiedene Gebäudevarianten mit Modul- oder Massivbauweise vor, mit Pult- oder Flachdach, ein- oder zweistöckig. Der Stadtrat entschied sich am Ende mehrheitlich für einen ebenerdigen Modulbau mit Flachdach.

Bei einer Auftragsvergabe an einen Generalunternehmer kostet der Kindergarten knapp 1,8 Millionen Euro. Zuzüglich der 50 000 Euro, die man für eine Verstärkung der Statik investieren muss, um am Dach eine Fotovoltaikanlage installieren zu können. Kosten für einen gegebenenfalls notwendigen Bodenaustausch oder eine Spezialgründung seien noch nicht enthalten, betonte der Architekt: "Um das zu ermitteln, war die Zeit zu kurz." Generell sei aber bekannt, "dass der Boden da draußen nicht der beste ist, aber das wechselt auch von Grundstück zu Grundstück". Fest steht jedoch, dass der Kindergarten nicht mehr nachträglich auf vier Gruppen vergrößert werden kann. Das sei bei der Größe des Grundstücks nicht möglich, sagte Heinz.

Die Freifläche beträgt bei der gewählten Variante 765 Quadratmeter. "Das ist ja gar nicht so wenig", meinte etwa Jörg Kästl (ÖDP), während die Grünen ein zweistöckiges Gebäude mit einer Freifläche von 944 Quadratmetern errichtet wollten. Das hätte allerdings eine halbe Million Euro mehr gekostet. Eine große Außenfläche sei "ein Qualitätsmerkmal eines Kindergartens", meinte Johannes Becher, der sich zudem nicht sicher war, "ob ein eingeschossiger Flachbau da städtebaulich überhaupt hin passt". Mit zwei Stockwerken könne die Stadt zudem "dem Grundsatz der sparsamen Grundstücksversiegelung" gerecht werden, argumentierte seine Fraktionskollegin Evelin Altenbeck.

"500 000 Euro sind für ein paar Quadratmeter mehr Außenfläche ein Haufen Geld, das ist es nicht wert", meinte Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW), während Michael Hilberg (UMB) "einen Massivbau mit einem gescheiten Dach" bauen wollte, "auch wenn die Bauzeit dann bis zu einem Jahr länger ist". Seinem Fraktionskollegen Erwin Köhler gefällt der beschlossene "erdgeschossige Barackenbau überhaupt nicht".

Johannes Becher kritisierte weiterhin, dass die Verwaltung ohne einen Stadtratsbeschluss das Büro Schmidt, Heinz, Pflüger mit der Planung beauftragt hat. Man habe fünf Büros angeschrieben, vier Angebote für die so genannten Leistungsphasen 1 bis 3 erhalten und das wirtschaftlichste ausgewählt, entgegnete Bürgermeisterin Anita Meinelt : "Das liegt im Handlungsspielraum der Verwaltung." Es sei allerdings üblich, dass das ausgewählte Büro "dann auch die übrigen Leistungsphasen übernimmt - und dann sind wir nicht mehr im Handlungsspielraum", argumentierte Becher: "Das ist nicht in Ordnung, bei einer Summer über 100 000 Euro sollte meiner Meinung nach der Stadtrat entscheiden."

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