Jubiläumsausstellung:Strapse, Staubmasken und Schmetterlinge

Jubiläumsausstellung: Ihre Ausstellung "Fröhliche Weihnaht" präsentieren (von links): Gabi Fischer, Angelika Henrichs, Heidi Hombsch, Margit Hettler, Barbara Lange, Gonhild Murmann und Eva Wöhrl im Alten Gefängnis.

Ihre Ausstellung "Fröhliche Weihnaht" präsentieren (von links): Gabi Fischer, Angelika Henrichs, Heidi Hombsch, Margit Hettler, Barbara Lange, Gonhild Murmann und Eva Wöhrl im Alten Gefängnis.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Möglichkeiten bei der Gestaltung von Quilts sind schier grenzenlos - und die "Freisinger Schnipsis" kennen sie alle

Von Angie Fuchs, Freising

Zwanzig Jahre gibt es die Patchworkgruppe "Freisinger Schnipsis" nun schon und ihre außergewöhnlich vielseitigen Werke stehen gemalter oder skulpturaler Kunst in nichts nach. Ihre Quilts sind es wert, genau unter die Lupe genommen zu werden - ganz aktuell ist das im Alten Gefängnis möglich: Die Jubiläumsausstellung "Fröhliche WeihNaht!" öffnet an diesem Freitag, 16. Dezember, um 14 Uhr ihre Pforten. Elf Mitglieder zeigen 60 Quilts aus den vergangenen zwei Jahren.

"Wir brauchen uns im internationalen Vergleich nicht zu verstecken", sagt Barbara Lange, Mitglied der "Freisinger Schnipsis" und Vorsitzende der Patchwork Gilde Deutschland: "Auf diesem Niveau findet man in Deutschland nicht viele Ausstellungen." Anders als die meisten anderen Patchworkgruppen stellen sich die Freisingerinnen jedes Jahr ein Thema, zu dem die Mitglieder einen Quilt nähen. Das diesjährige Thema lautete "Weibsbilder". In unterschiedlicher Weise interpretierten die Näh-Künstlerinnen das Thema - abstrakt, figürlich, historisch, humorvoll. Wie in den vergangenen zehn Jahren verewigten sie auch diesmal ihre Werke in einem Kalender.

Neben Stoffapplikationen und genähten Konturen kommen Pailletten, kleine Perlen und Stoffblümchen, liebevoll (auf-)genähte Schmetterlinge oder Käfer und vieles mehr zum Einsatz. Manche Gruppenmitglieder bevorzugen die Nähmaschine, andere nähen lieber mit der Hand. Eva Wöhrl etwa mag gerade auch die "Fingerübungen". Ihr Ziel war, für ihre Quilts nur Material aus ihrer Stoffsammlung zu verwenden. Sich die passenden Stoffe zusammenzukaufen, wäre zu einfach gewesen, sagt sie. Gabi Fischer kommt anders an das oft ausgefallene Material für ihre Quilts: "Manchmal kaufe ich auf dem Flohmarkt ein Abendkleid, eine Krawatte oder Spitzenunterwäsche - nur um sie daheim zu zerschneiden", erzählt sie lachend. Für den Quilt "Krone" beschäftigte sich Fischer mit Kaiserin Theophanu, Frau von Kaiser Otto II.. Für die goldene Aufschrift hat sie gelernt, karolingische Minuskel zu schreiben und verschiedene Drucktechniken ausprobiert. Für ein Werk über weibliche Sexualität hat sie unter anderem Strapse in ihren Quilt eingearbeitet.

Gonhild Murmann färbt alle ihre Stoffe selbst. Sie hat in ihren Werken weibliche Klischees hinterfragt: Entsprechend lauten die Titel "Die Frau und der perfekte Körper" oder "Ich habe nichts anzuziehen". In einen Quilt hat sie sogar gefärbte Staubmasken mit Aufdruck integriert. Spätestens hier erkennt man, dass diese Kunstwerke nicht als Bettüberwurf gedacht sind, sondern als Schmuck an der Wand gehören. Für ein Modell von knapp einem Quadratmeter kann man - je nach Verzierung und Zeitaufwand - mit ungefähr 80 bis 100 Arbeitsstunden rechnen. Um die 1000 Euro kostet so ein Meisterwerk. Ein Quilt wurde für die Ausstellung aus Japan eingeflogen: Fumiko Kitagawa, die in Freising gelebt hat und in ihre Heimat zurückgekehrt ist, fühlt sich den Schnipsis immer noch verbunden und hat aus Kimonos ihrer Großmutter, ihrer Mutter und von sich selbst einen Drei-Generationen-Quilt gestaltet und nach Freising geschickt.

Die Freisinger Patchworkgruppe ist auch sonst weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt: Die Quilts beispielsweise, die Barbara Lange kürzlich in der Freisinger Stadtbibliothek ausgestellt hat, sind nun in China zu sehen. Auch in Russland und den USA hat Lange schon mit ihren Stoffkunstwerken begeistert. Gabi Fischer, Gonhild Murmann und Eva Wöhrl - zusammen die "SnipSISters" - wurden zum Europäischen Patchwork Treffen im Val d'Argent in Frankreich eingeladen, einem der größten Patchwork- und Quilt-Events in Europa. Ein großer Erfolg war auch die Ausstellung "Radiation": Die Gruppe war 2014 nach Genf zu einer Strahlenschutz-Konferenz eingeladen worden, um zusammen mit weiteren internationalen Künstlerinnen das Thema "Strahlen" künstlerisch umzusetzen.

Die Ausstellung "Fröhliche WeihNaht!" beginnt an diesem Freitag, 16. Dezember, um 14 Uhr. Vernissage ist um 19 Uhr. Am Samstag ist von 10 bis 19 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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