Die Freisinger Stadtkapelle ist in vielerlei Hinsicht besonders, nicht nur, weil sie erst das 20-jährige Bestehen feiert. Normalerweise sind Blaskapellen ja älter. Dass ausgerechnet das musikalische Aushängeschild der altehrwürdigen Domstadt so jugendlich daherkommt, liegt daran, dass in früheren Jahrzehnten die repräsentativen musikalischen Aufgaben die Lerchenfelder Blaskapelle erledigt hat.
"Eigentlich hat Alt-OB Dieter Thalhammer die Stadtkapelle ernannt, in Zusammenarbeit mit Josef Goerge, dem damaligen Musikschulleiter", erzählt Odilo Zapf, aktueller Leiter der Stadtkapelle und stellvertretender Leiter der Freisinger Musikschule. Irgendwann also hat Dieter Thalhammer gesagt, "wir brauchen eine Stadtkapelle in Freising" und ist an die Musikschule heran getreten. Dort gab es schon das Jugendblasorchester, auch Odilo Zapf spielte mit seiner Posaune dort. Gesagt, getan, beim Jahreskonzert des Jugendblasorchesters 1998 habe der damalige OB eine Ansprache gehalten, bei der er sinngemäß sagte, "ab jetzt seid ihr die Stadtkapelle".
In die Kategorie der Besonderheiten fällt auch das niedrige Durchschnittsalter der Musiker, gut 29 Jahre beträgt es aktuell, die nicht wenigen noch aktiven Gründungsmitglieder sind um die 40. Natürlich hat auch das etwas mit der Musikschule zu tun. "Die Kapelle hält sich jung, indem sie sich aus der Musikschule heraus rekrutiert", sagt Zapf. Ihrer offiziellen Ernennung vor 20 Jahren verdankt es die Freisinger Stadtkapelle auch, dass extra für sie die Freisinger Tracht kreiert worden ist.
Nach alten Motiven aus der Freisinger Gegend haben Josef Goerge und seine Frau Claudia die schmucken Gewänder mit dunklen Jacken, Röcken und Hosen und hellblauen Schürzen entworfen, schlicht, aber elegant. Noch im Jahr ihrer Ernennung waren die Kleider der Stadtmusikanten fertig und wurden beim ersten Jahreskonzert im November 1998 getragen. Ganz billig sei die Tracht nicht, sagt Odilo Zapf mit einem kleinen Seufzen, die Damentracht komme auf 700 Euro, die der Herren auf 600. "Gerade haben wir 75 neue Hüte für 10 000 Euro machen lassen, das hätten wir uns ohne die Sparkasse nicht leisten können, die uns zum Jubiläum bedacht hat."
84 offizielle Mitglieder hat die Stadtkapelle heute, beim Jubiläums-Jahreskonzert, das am Samstag, 16. Juni, in der Luitpoldhalle stattfindet, spielen 60 mit. Nachwuchssorgen hat man, ebenfalls gegen den Trend, nicht, "auch da ist es sehr praktisch, dass wir zur Musikschule gehören", sagt Odilo Zapf. Zehn verschiedene Instrumente gehören zum Orchester, Schlagzeug inklusive. Entsprechend breit ist das Repertoire, von bayerisch-böhmischer Blasmusik bis zu Konzert- und Filmmusik. Für das Jubiläumskonzert hat man sich etwas Besonderes ausgedacht: Bei zwei Programmpunkten darf das Publikum auswählen, was gespielt wird.
Dass es nicht nur ein Zuckerschlecken ist, als städtische Repräsentanten zu musizieren, das nehmen die Aktiven in Kauf. Zahlreich sind die Anlässe, die der Kalender der Stadt vorgibt, von Volksfest über Partnerstadtbesuche, Jubiläen und dann noch die Probenwochenenden. "Zwischen Pfingsten und Sommerferien ist jedes Wochenende belegt", sagt Zapf, der selbst nur noch mitspielt, wenn Not am Mann ist. Nach den Zielen für die Kapelle gefragt, räumt er ein, man habe sich das selbst schon gefragt, jetzt, wo man schon zwei Mal vor dem Papst und einmal beim G-7-Gipfel gespielt hat. Eingefallen ist ihnen dann doch etwas: Auslandsreisen wären noch was, Oktoberfeste in Asien etwa oder die großen Paraden in den USA.