Jubiläum:Die Römer waren zuerst da - oder die Menschen der Bronzezeit

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Im alten Ortszentrum hat sich der Hauptort Fahrenzhausen seinen früheren dörflichen Charme bewahrt. (Foto: Marco Einfeldt)

Fahrenzhausen feiert sein 1000-jähriges Bestehen, dabei sind Teile der Ortschaft deutlich älter.

Von Alexandra Vettori, Fahrenzhausen

Man schreibt das Jahr 1020, als der Ort "Varnolveshusa" in einem Tegernseer Güterverzeichnis festgehalten wird, spätere Generationen werden davon ausgehen, dass dies die erste urkundliche Erwähnung von Fahrenzhausen ist. Für Fahrenzhausen, wie der aufstrebende Ort im Südwesten des Landkreises Freising mittlerweile heißt, bedeutet das, dass in zwei Jahren ein großes Jubiläum ansteht - 1000 Jahre Fahrenzhausen.

Vor einiger Zeit hat Bürgermeister Heinrich Stadlbauer Interessierte zu einem ersten Treffen eingeladen, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie der runde Geburtstag gefeiert werden könnte. An die 20 Leute sind gekommen, und hinterher war man nicht wirklich weiter. "Es ist alles noch im Werden", sagt Stadlbauer vorsichtig. Ein Grund für das magere Ergebnis war, dass die Anwesenden aus dem Hauptort Fahrenzhausen kamen, aus den 16 übrigen Ortschaften, die zur Gemeinde gehören, war niemand da. Die Anwesenden sprachen sich dann auch mehrheitlich für eine Feier im Hauptort aus, doch fix ist, wie gesagt, noch nichts. Jetzt tritt das Rathaus erst einmal an die einzelnen Ortssprecher und Vereine heran, um eine breitere Basis zu finden, dann kommt das Thema in den Gemeinderat.

17 Ortsteile, jeder mit einem anderen Alter und einer anderen Geschichte

Im Süden wächst das Gewerbegebiet Großnöbach inzwischen bis an den Rand des Waldes bei Bergfeld heran, hier prägen moderne Zweckbauten das Ortsbild. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Grund, warum sich in Fahrenzhausen eine Jubiläumsfeier etwas komplizierter anlässt als anderswo, ist struktureller Natur: Jeder der 17 Ortsteile hat ein anderes Alter und eine andere Geschichte. Hörenzhausen zum Beispiel wurde im Jahr 820 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als der Priester Heripald sein Eigentum zu "Herineshusir" dem Freisinger Dom schenkte. Hörenzhausen kann also im Jahr 2020 bereits auf ein 1200-jähriges Bestehen zurückblicken.

Und es gibt noch ältere Orte in der Gemeinde: Im Frühmittelalter erscheinen in den Freisinger Traditionen, einer Sammlung von Verträgen über den Kirchenbesitz, Appercha im Jahr 762, Lauterbach 792 und Gesseltshausen 819, Letzteres wurde "Cozhiltahusun" genannt. Nach dem Eintrag hat eine nicht näher bekannte Frau Cozhilt dem Ort den Namen gegeben. Der Hauptort Fahrenzhausen kommt erst relativ spät ins Spiel, im besagten Jahr 1020, als "Varnolveshusa". "Der Gründer ist ein gewisser Farnulf, den wir nicht näher kennen", so Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge.

In Fahrenzhausen gibt es Reste einer römischen Siedlung, in Weißling eine keltische Viereckschanze

Er weiß aber, dass der Ort älter ist. In Fahrenzhausen gibt es Reste einer römischen Siedlung, in Weißling eine Viereckschanze, die vermutlich einmal ein keltischer Gutshof war. In verschiedenen Orten Fahrenzhausens sind historische Funde aus der Bronzezeit (etwa 2000 bis 1000 v. Chr.) belegt, sie zeugen von einer deutlich früheren Besiedelung der Gegend. Im "Urbarium ductus Baiuwariae" aus dem Jahre 1280 heißt die Siedlung dann schon "Vornolzhusn", man weiß, dass es dort eine Mühle gab und der Ort an der Spitze des Officiums Dachowe stand. 1374 taucht der Name Varnoltzshausen auf, es handelte sich um einen Schrannenort, an dem Gericht gehalten wurde.

Vergangenes Jahr hielt der Vorsitzende des Freisinger Geschichtsforums, Beat Bühler, in Fahrenzhausen einen Vortrag über die Geschichte des Ortes, auch er verwies auf das Problem der Uneinheitlichkeit. Daran, so Bühler, sei bisher auch das Projekt Gemeindechronik gescheitert. Dazu kommt, dass die Orte in früheren Jahrhunderten zu unterschiedlichen Verwaltungsebenen gehörten. So war Kammerberg als Hofmark einem Adligen unterstellt, Lauterbach gehörte zum Landgericht Kranzberg, Fahrenzhausen zum Landgericht Dachau. Gesseltshausen dagegen war Besitz der Massenhauser, ebenso wie Appercha und Jarzt.

Dazu kommt, dass der Hauptort Fahrenzhausen den Ortsteilen zahlenmäßig nicht gerade übermächtig überlegen ist, auch wenn sich hier die komplette Infrastruktur mit Schulen, Rathaus und Läden befindet. Im Fahrenzausen leben gut 1100 Menschen, in Großnöbach mit 562, in Weng 464 und in Viehbach 457.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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