Jubiläum:Der Hirsch wird erwachsen

Moosburger Hirschwirt

Die Kultur-Kneipe Zum Hirschen am Gries ist von Außen zwar keine Schönheit, aber seit 30 Jahren ein beliebter Treffpunkt für Leute aller Generationen.

(Foto: Lukas Barth)

Kultur-Kneipe im Moosburger Stadtzentrum feiert am Samstag mit einer großen Party 30-jähriges Bestehen. Das Lokal ist "ein wichtiger Treffpunkt der Generationen". Gespielt wird überwiegend Jazz-Musik

Von Alexander Kappen, Moosburg

Das Konzept ist über all die Zeit das gleiche geblieben, das schon. Das Lokal ist immer noch ein beliebter Treffpunkt für junge Leute und auf der Bühne der heimeligen Kultur-Kneipe am Gries spielen regelmäßig Live-Bands. Aber das Gasthaus "Zum Hirschen", das an diesem Samstag von 20 Uhr an mit einer großen Party seinen 30. Geburtstag feiert, hat sich weiterentwickelt. Es ist, wenn man so will, erwachsen geworden.

Der Hirsch ist "mittlerweile ein Wohnzimmer für drei Generationen, die Gäste aus der Anfangszeit haben teilweise schon Enkelkinder", sagt Wirtin Ingrid Huch-Hallwachs. Das Publikum sei über die Jahre "vielfältiger geworden". Leute in ihrem Alter, sagte Huch-Hallwachs, Jahrgang 1962, "die hat es früher bei uns gar nicht gegeben". Heute dagegen "ist es ganz normal, dass 50- und 60-Jährige in unsere Kneipe kommen". Der Wirtin gefällt das. Der Hirsch ist nach ihrem Selbstverständnis "eine für alle offene Kneipe". Man könne "hier auch als Frau mal allein reingehen und nette Leute kennenlernen. Oder man kommt und liest Zeitung oder sitzt, wenn man will, einfach nur rum".

Ein Kernelement des Hirschen war und ist aber auch die Kultur. Das war schon im "Luftschloss" so, das Huch-Hallwachs früher in der Bonau betrieb, ehe sie ins Stadtzentrum übersiedelte und 1985 den Hirschen eröffnete. Dort lief nicht immer alles wie am Schnürchen. Es gab und gibt immer mal wieder Ärger mit den Nachbarn und es war "zwischendrin ziemlich anstrengend, auch finanziell", erinnert sich die Wirtin. Gerade in der Anfangszeit musste sie sich zuweilen strecken, denn nicht alle Konzerte, die sie im Angebot hatte, waren nach dem Geschmack des Publikums: "Die Jazz-Bands waren einfach nicht gefragt, da ist niemand gekommen."

Die Wende kam Mitte der 90-er Jahre. Während Huch-Hallwachs - zumal sie Mutter wurde - das Ganze als One-Woman-Show ein wenig zu viel war, gründeten Günter Janovsky und Norbert Bürger den Jazz-Club Hirsch. "Dadurch ist jetzt alles strukturierter und organisierter und auch die Bands sind um Klassen besser", sagt die Wirtin. Sie machte zur Auflage, dass der Eintritt stets frei ist und die Gäste während des Konzerts reden dürfen. Das kann man durchaus als eine Art Bildungsauftrag verstehen, denn dadurch sollten sich "die Leute langsam an die für sie neue Musik gewöhnen". Der Plan ging auf, im Gegensatz zur früher "kommen die Gäste jetzt auch, wenn das Wort ,Jazz' auf dem Plakat steht", sagt Huch-Hallwachs. Derzeit besteht das Kulturprogramm des Hirschen fast ausschließlich aus Jazz, was aber nicht immer so war. So gab es in dem Lokal auch schon die "Offene Bühne" mit anderen Kleinkunstformaten wie Lesungen und Kabarett. "Das wechselt immer ein bisschen", sagt die Gastronomin, die mit ihrem Lokal auf jeden Fall weitermachen will, auch wenn sie seit Jahren als Heilpraktikerin tätig ist und nicht mehr permanent in er ersten Reihe steht. Ihre Mitarbeiter nehmen ihr viel ab und halten den Laden am Laufen, schließlich ist der Hirschwirt "ein wichtiger Treffpunkt der Generationen".

Und um die Musik kümmert sich Jazz-Club-Macher Janovsky, der auch für das Programm der Geburtstagsparty verantwortlich zeichnet. Er kündigt "viele Klangkünstler" an, "die auf der kleinen Hirschbühne in den vergangenen Jahrzehnten aufgetreten sind". Etwa Wurff, Shokran, Juice "und auch die gastgebende psychedelische Rentnercombo GURUPEMO". Das sei "eine ganz tolle Sache mit hochkarätiger Musik", warb auch Lokalpolitiker Alfred Wagner neulich im Stadtrat - und versicherte vorsichtshalber: "Da sind nicht nur lauter Abgestürzte."

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