Freisinger Kopf Hubert Ettinger:"Ich denke, es langt"

Freisinger Kopf Hubert Ettinger: Seinen Führungsstil beschreibt Hubert Ettinger als "partnerschaftlich, demokratisch mit einem Schuss Autorität".

Seinen Führungsstil beschreibt Hubert Ettinger als "partnerschaftlich, demokratisch mit einem Schuss Autorität".

(Foto: Marco Einfeldt)

Hubert Ettinger, Leiter der Mittelschule Lerchenfeld, freut sich auf seinen Ruhestand. Seine Arbeit hat er dennoch immer gerne gemacht. Nur die Panini-Bilder wird er wohl nicht vermissen.

Interview von Clara Lipkowski, Freising

Elf Jahre als Schulleiter liegen hinter ihm, 41 als Lehrer. Nun hört Hubert Ettinger, Rektor der Mittelschule Lerchenfeld, mit 65 Jahren auf und widmet sich künftig ganz der Familie und seinen Hobbys. Zeit für ein Gespräch.

Herr Ettinger, nächste Woche werden Sie offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Wie fühlen Sie sich damit?

Hubert Ettinger: Ich fühle mich sehr gut, muss ich sagen. Ich gehe allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Kollegium war wirklich toll. Aber nach 41 Jahren gehe ich ganz gerne. Ich denke, es langt. Ich bin froh, dass ich dann nicht mehr die Schüler- und Elternprobleme habe.

Wie haben Sie die Arbeitsbelastung empfunden?

In den vergangenen Jahren ist mehr auf die Rektoren zugekommen. Seit 2006 müssen sie die Lehrer beurteilen, was früher das Schulamt gemacht hat. Bei uns in der Schule ist noch die gebundene Ganztagsklasse dazu gekommen. Dadurch haben wir einen erhöhten Verwaltungs- und Organisationsaufwand. Belastend ist auch die hohe Fluktuation vor allem unter jungen Lehrern.

Wie spiegelt sich die Flüchtlingssituation in der Schule wider?

Wir haben momentan 16 Schüler ohne Deutschkenntnisse an der Schule, unter ihnen sind nur zwei Flüchtlinge, die anderen kommen vor allem aus anderen EU-Ländern. Sie erhalten Deutschunterricht von einer Förderlehrerin. Wir haben also bisher kaum damit zu tun. Diese Thematik ist vor allem etwas für meinen Nachfolger Thomas Dittmeyer, der zurzeit Konrektor an der Grund- und Mittelschule Hallbergmoos ist. Wenn ab August hier in der Nähe (an der Katharina-Mair-Straße, Anm. d. Red.) Flüchtlinge einziehen, erwarten wir mehr Flüchtlingskinder, dafür haben wir schon eine neue Übergangsklasse geplant, in die wir sofort etwa 15 Schüler aufnehmen könnten.

Was war für Sie am Rektorposten so reizvoll?

Ich war schon relativ alt, als ich mich 2001 entschlossen habe, in die Führungsriege aufzusteigen. Was mich gereizt hat, war, nach vielen Jahren keinen Chef mehr über mir zu haben, und dass man die Schule nach seinen eigenen Vorstellungen prägen kann. Nach vielen Jahren als Lehrer wollte ich mal von oberster Stelle die Schule mitgestalten. Und finanziell macht es natürlich auch etwas aus.

Wie waren Sie selbst als Schüler?

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war ein unangenehmer, auffälliger Schüler. Überhaupt kein Musterschüler. Vor allem in der Volksschule. Während des Unterrichts habe ich gerne viel geredet, vor allem über Privates. Drum haben heute schwierige Schüler mein volles Verständnis. Ab der Realschule wurde es dann aber besser.

Und wann stand dann der Entschluss, Lehrer zu werden, für Sie fest?

Mit etwa 16 Jahren war ich in der kirchlichen Jugendarbeit in München tätig. Da habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich habe dann einige Jahre mit Jugendlichen gearbeitet und mir irgendwann gedacht: Ich will mit Kindern arbeiten. Zuerst wollte ich eher Sozialpädagogik studieren, aber da die Verbeamtung als Lehrer doch interessant klang, dachte ich, über den Weg könnte ich es auch machen. Und das ist es auch, was mir am Lehrersein an dieser Schule besonders gefällt. Man ist an der Mittelschule zu 50 Prozent Sozialpädagoge und zu 50 Prozent Wissensvermittler. Nur Wissensvermittlung zu machen, etwa am Gymnasium, das hätte ich nicht gewollt.

Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?

Ich würde sagen, partnerschaftlich, demokratisch mit einem Schuss Autorität. Manchmal muss man einfach sagen, nein, wir machen das jetzt so, wie ich es sage. Dann war es mir aber wichtig, meine Entscheidungen zu begründen. Insgesamt, denke ich, war mein Stil ruhig, sachlich und bestimmt.

Was waren die schrägsten Trends der Schüler, die Sie während ihrer Rektorzeit erlebt haben?

Die schrägsten Trends (lacht)? Ach, die Panini-Bilder. Zum Glück ist das vorbei. Während der EM haben wir extra einen Tauschtag vereinbart. Und sonst gab es manchmal ein paar Schülerwünsche. Beispielsweise, Smartphones in Pausen nutzen zu dürfen. Da haben wir aber klare Regeln dagegen, dann müssen die Schüler das akzeptieren. Vor einigen Jahren war die Abschaffung der Hausschuhe Thema. Denn die standen in dafür vorgesehenen Boxen in den Klassenräumen, wurden aber immer durch die schmutzigen und nassen Schuhe im Winter selbst schmutzig und nass.

Nach 41 Jahren Schuldienst: Was sind Ihre persönlichen Pläne für danach?

Ich freue mich sehr auf . . . Frau, Haus, Garten, Enkel. Gartenarbeit mache ich bisher immer nur am Samstag, jetzt kann ich mal die lange Liste abarbeiten, die wir an der Pinnwand hängen haben. Und ich freue mich darauf, außerhalb der Ferien zu reisen. Sizilien, Spanien, Südeuropa, da wo ich noch nicht war, das würde ich gerne machen. Was für mich ganz erfreulich ist, ist, dass unser Enkelwunsch erfüllt wurde. Jetzt haben wir einen Enkel und eine Enkelin. Da unsere beiden Töchter als Lehrerinnen arbeiten, sind sie bestimmt dankbar, wenn sie jemanden haben, der bei Bedarf aufpassen kann.

Welche Aufgaben stehen in dieser Woche noch an, bis Sie am 31. Juli endgültig den Posten abgeben?

Jetzt geht's dran, die Zeugnisse zu unterschreiben, außerdem ganz wichtig ist, die Klassen für das nächste Schuljahr zu bilden und Lehrer anzufordern. In der ersten Ferienwoche machen wir dann ganz ruhig die Übergabe mit meinem Nachfolger.

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