Internet für alle:Moosburg setzt auf freies Wlan

München freies WLAN

Der Moosburger Stadtrat hat einen Grundsatzbeschlusse gefasst, der die Einrichtung eines kostenlosen Wlan-Zugangs im Stadtzentrum vorsieht.

(Foto: dpa)

Mehrheit des Stadtrats fasst den Grundsatzbeschluss, einen kostenlosen Internetzugang im Stadtzentrum einzurichten. Die Verwaltung soll nun konkrete Standorte und die Rahmenbedingungen untersuchen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Ein freies Wlan-Angebot, um mit mobilen Endgeräten im Internet zu surfen, "trägt zur Stärkung der Innenstadt als Ort zum Einkaufen, Kommunizieren und Verweilen ein", meint Stadtmarketingreferent Alfred Wagner (UMB). Als zukunftsorientierte Kommune solle Moosburg "diesen wichtigen Baustein einer modernen digitalen Infrastruktur schnell umsetzen". Die Mehrheit des Stadtrats sieht das genauso und fasste jetzt auf Antrag von Wagner mit 15:6 Stimmen den Grundsatzbeschluss, einen kostenlosen Internetzugang im Stadtzentrum einzurichten. An welchen und wie vielen Standorten und über welchen Anbieter das geschieht, ist noch zu klären.

Die Verwaltung hat bereits die Konditionen bei verschiedenen Anbietern abgefragt. Bei den Stadtwerken München, Kabel Deutschland und der Firma Hotsplots belaufen sich die Ausgaben bei einer angenommenen Zahl von vier Hotspots im Stadtgebiet neben einmaligen Anschaffungskosten auf jährlich 3100 bis 9700 Euro. Im Rennen ist aber auch die Möglichkeit des so genannten Freifunks, bei dem Bürger und Geschäftsleute ihre Router als Knoten zur Verfügung stellen und diese zu einem gemeinsamen Wlan-Netz verbunden werden. Für Grünen-Fraktionschef Johannes Becher "wäre das eine charmante Lösung, wenn alle gemeinsam was auf die Beine stellen und viele private Leute Teile ihrer Leitung für ein Netz zur Verfügung stellen". In Gauting und Pullach werde das bereits praktiziert. Um in Sachen Störerhaftung auf der sicheren Seite zu sein - für das Herunterladen illegaler Inhalte ist der Inhaber des Anschlusses verantwortlich - wird die Leitung beim Freifunk ins Ausland umgeleitet. Das nationale Recht über den Umweg ins Ausland zu umschiffen, "geht für uns als deutsche Kommune überhaupt nicht", meinte dazu Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW). Freifunk sei "nicht illegal und somit auch nichts Ehrrühriges", entgegnete ÖDP-Stadtrat Jörg Kästl. Da sich nach derzeitigen Prognosen im Haushalt 2016 eine Lücke von 5,2 Millionen auftut, ist für Dollinger ein kostenloses Wlan-Angebot durch die Stadt allerdings ohnehin "ein Firlefanz, den wir uns nicht leisten können, so lange die finanzielle Situation nicht besser ist". Er stellte einen Vertagungsantrag, der jedoch mit 4:17 Stimmen abgelehnt wurde.

Neben den Vorteilen - es sei ein Service für Touristen und Bürger - führte die Geschäftsleitung der Stadt in der Sitzungsvorlage auch Nachteile des kostenlosen Wlan-Zugangs auf. So verwies sie auf die "ständige Strahlung für die Bewohner der Innenstadt" und eine mögliche Ungleichbehandlung, wenn Anwohner des Zentrums permanent kostenfreies Internet hätten und praktisch ihren eigenen Anschluss abmelden könnten, während es in manchen Ortsteilen nicht einmal ordentliche Leitungen gebe. Allerdings bestehe auch die Möglichkeit, die freie Nutzung für jedes Endgerät zum Beispiel auf eine halbe Stunde pro Tag zu beschränken. Was die Strahlung anbelangt, argumentierte Wagner dagegen: "Die hohe Strahlung haben wir bereits. Allein vor der VHS habe ich zwölf Wlan-Netze auf meinem Gerät erkannt. Nur können wir die Netze nicht nutzen, weil sie verschlüsselt sind."

Die Verwaltung soll nun konkrete Standorte, etwa das Rathaus, die Bücherei oder die VHS, für ein kostenloses Wlan untersuchen und dabei alle rechtlichen, technischen, organisatorischen, gesundheitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen mit berücksichtigen. Bis zu den Haushaltsberatungen sollen konkrete Angebote eingeholt und dem Stadtrat vorgelegt werden.

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