Echinger Bücherstationen:Leseanreiz für Migranten

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Wollen den Zugang zu Büchern mit der neuen Tauschbibliothek erleichtern: (von links) Elke Saulewicz, Stefanie Malenke und Gudrun Enßlin.

(Foto: privat)

Die Echinger SPD hat eine Tauschbibliothek aufgebaut. Das Leseangebot soll vor allem Menschen mit Migrationshintergrund die Integration erleichtern. Dafür ist das Gründungsteam auch zu einem Risiko bereit.

Von Alexandra Vettori, Eching

Die Echinger SPD sorgt mit Hochdruck für neuen Lesestoff im Ort: Im Jugendzentrum steht schon seit einigen Wochen eine Bücherkiste. Im Alten- und Service-Zentrum gibt es eine Bücherecke, die bald ausgebaut wird. Und im Rathaus ist am vergangenen Donnerstag ein Bücherregal eingerichtet worden, aus dem sich Passanten nach Lust und Laune bedienen können. Entstanden ist die Idee im vorigen Herbst bei einer Veranstaltung zum Internationalen Weltfrauentag. Damals hatte eine Gruppe von SPD-Frauen internationale und deutschsprachige Bücher gesammelt und damit den ersten Schritt zur Einführung einer "Lib(e)rithek" gemacht.

Mit der Aktion sollen vor allem bei Menschen mit Migrationshintergrund Leseanreize geschaffen werden. 85 Nationalitäten leben derzeit in Eching, ihnen möchte die SPD mit ihrem Mitnahmeangebot die Integration ein wenig leichter machen. "Jeder kann hingehen und sich ein Buch herausnehmen, vielleicht ein anderes wieder einstellen, ohne Kosten, ohne Karte, ohne Mahngebühr und Kontrolle", sagt Elke Saulewicz. Sie gehört mit Gudrun Enßlin und Stefanie Malenke zum Gründungsteam der öffentlichen Tauschbibliothek.

Autobiografien, Sachbücher, Krimis, Romane, Koch- und Kinderbücher im Repertoire

Das Repertoire der gut 300 Bücher, die inzwischen zusammengekommen sind, reicht von Autobiografien und klassischer Frauenliteratur über Sachbücher, Krimis und Romane bis hin zu Kochbüchern. Für Kinder gibt es Bilder- und Vorlesebücher und einige Leselöwen-Geschichten in der "Lib(e)rithek". Das Prinzip ist einfach: Die gespendeten Bücher stehen an Stationen, sogenannten "Heimaten", zum Hineinschmökern und zur Mitnahme bereit.

Nachdem sich die Zahl der Heimaten nun erhöht hat, braucht es weitere Bücher. Wer nach Möglichkeit fremdsprachige Bücher übrig hat, die er zur Verfügung stellen möchte, vor allem Frauen-, Jugend- und Kinderliteratur, Kochbücher und Reiseberichte, der kann sie im Echinger Bücherladen in der Danziger Straße 2 abgeben. Besonders gefragt sind Bücher in türkischer, arabischer, rumänischer oder anderen osteuropäischen Sprachen.

Für Günzenhausen bietet Stefanie Malenke an, Bücher entgegen zu nehmen. In Dietersheim steht Gertrud Wucherpfennig zur Verfügung. Ob es auch dort einen Standort der öffentlichen Tauschbibliothek geben wird, prüfen die Initiatoren derzeit. Sie haben sich auch vorgenommen, den Bücherbestand in regelmäßigen Abständen auszuwechseln und aufzufüllen.

Risiko, dass fundamentalistische Hetzschriften unter das Volk gebracht werden

Das Risiko, dass bei wenig geläufigen Sprachen auch fundamentalistische Hetzschriften unter das Volk gebracht werden könnten, müsse man eingehen, sagt Elke Saulewicz: "Das kann ja schon bei einem französischen Buch passieren." Am längsten gibt es bislang die Bücherkiste im Jugendzentrum in der Heidestraße. Dort seien vor allem Kochbücher der Renner, hat Elke Saulewicz von der Leiterin der Jugendeinrichtung erfahren.

Die Jugendlichen wollen demnächst sogar einen Kochkurs im Jugendzentrum veranstalten. Hierfür haben sie in der Bücherkiste ein englisches Kochbuch finden können. Die englische Ausgabe eines Harry Potter-Bandes machen im Jugendzentrum außerdem die Englisch-Nachhilfestunden etwas spannender.

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