Innenstadtumbau in Freising:Nicht gut für die Katz

Innenstadtumbau in Freising: Die jahrelangen Bauarbeiten in der General-von-Nagel-Straße haben die Anwohner mürbe gemacht. Auch wenn ein Ende in Sicht ist: In der Tierarztpraxis und beim Weißbräu Huber klagt man über nachhaltige Beeinträchtigungen.

Die jahrelangen Bauarbeiten in der General-von-Nagel-Straße haben die Anwohner mürbe gemacht. Auch wenn ein Ende in Sicht ist: In der Tierarztpraxis und beim Weißbräu Huber klagt man über nachhaltige Beeinträchtigungen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die jahrelangen Bauarbeiten in der General-von-Nagel-Straße haben die Anwohner mürbe gemacht. Auch wenn ein Ende in Sicht ist: In der Tierarztpraxis und beim Weißbräu Huber klagt man über nachhaltige Beeinträchtigungen.

Von Alexandra Vettori, Freising

Es hört und hört nicht auf. Seit zwei Jahren haben die Anlieger an der General-von-Nagel-Straße mit Bauarbeiten zu tun. Telekommunikations- und Stromkabel sind in der Zeit verlegt worden, Gas- und Wasserleitungen repariert. Nur im Winter war Pause. Jetzt ist gerade wieder alles dicht, es wird gepflastert, was das Zeug hält, immerhin. Das Ende naht. Doch die lärmende Karawane zieht nur weiter in Richtung Korbinianskreuzung.

Die Anlieger, private wie Geschäftsleute, sind mürbe geworden in den zwei Jahren. "Natürlich haben wir Verständnis, die Stadt gibt sich ja auch Mühe, aber wenn du am Morgen in die Arbeit kommst und ein Bagger steht in der Einfahrt, dann ist es schon schwierig", schildert Tierärztin Elke Steyer ihre Gemütslage. Ganz abgesehen davon, dass man die Kunden gerne vorher informiert hätte, wenn der Zugang zur Praxis mal wieder nur vom Hintereingang her möglich ist. "Zum Glück haben wir den", sagt Steyer. Oder wenn sie wieder einmal eine Katze auf dem Untersuchungstisch hat, und genau dann der Rüttler vor dem Haus einsetzt. "Es gibt einfach auch lärmempfindliche Tiere", sagt sie mit einem Seufzer und fügt hinzu: "Natürlich müssen die Bauarbeiter arbeiten, aber wir eben auch."

Mehr arbeiten würde auch Weißbräu-Wirt Reinhard Wagner gerne. "Es ist Mittag, das schönste Wetter, und draußen im Biergarten sind fünf Tische besetzt", sagt er mit bitterem Unterton. Einbußen von bis zu 50 Prozent registriert er derzeit. Wer möchte schon neben einer Pflastermaschine speisen? Dazu fehlen dem Wirt die Gäste, die sonst von außerhalb auf den Domberg kommen. "Es gibt keine Dombergführungen mehr, das merkt man, denn jetzt kommen keine Fremden mehr."

Dass zumindest die Arbeiten vor seiner Wirtschaft bald beendet sind, registriert Wagner zwar mit Erleichterung, "aber die Baustelle geht ja weiter in Richtung Untere Hauptstraße, das merken wir auch noch." Im Freisinger Rathaus weiß man um die Belastungen für die Anlieger, schließlich laufen genügend Beschwerden ein. Doch immer wieder betonen Mitarbeiter wie Politiker, wenn die Baumaßnahmen in einigen Jahren dann abgeschlossen seien, werde dafür alles viel schöner. Was das aktuelle Problem der General-von-Nagel-Straße anbelangt, gibt Rupert Widmann, Leiter im Freisinger Hauptamt, leichte Entwarnung: "Wir wollen bis Ende Juni aus dem Bereich vor dem Weißbräu-Biergarten heraus kommen." Eigentlich hätte alles vier Wochen weiter sein sollen, doch der Wintereinbruch Ende Februar hat zu Verzögerungen geführt. Statt Anfang März war Baubeginn für die Pflasterarbeiten deshalb erst am 9. April.

Dass vor allem von den gewerblichen Anliegern Klagen über mangelnden Informationsfluss kommen, kann Widmann nicht so recht nachvollziehen. 2016 habe es eine erste Versammlung mit den Anliegern gegeben, die Stadt damit einen Planungsdialog eröffnet. Es gebe Info-Flyer auf Papier und eine Internetseite auf der Homepage der Stadt, die über die laufenden Baumaßnahmen informiert. Dieser standardisierte Dialog aber reicht zumindest Tierärztin Steyer nicht. "Die Homepage der Stadt ist zu allgemein, als dass man herauslesen könnte, was einem am nächsten Tag bevorsteht. Wir können nicht abschätzen, ab wann wir nicht mehr anfahren können."

Das räumt zwar auch Rupert Widmann ein, betont aber, dass die Baufirmen angehalten seien, kurzfristige Beeinträchtigungen zu kommunizieren, etwa temporäre Zufahrtsbeschränkungen. "Das ist seit Jahren so Usus und klappt eigentlich ganz gut", sagt er. Auch Wirt Reinhard Wagner macht das so, wie er erklärt: "Ich frage die Bauarbeiter täglich, was morgen ist."

So bleibt den Anliegern nur, sich weiter in Geduld zu üben, ihre Kunden, sagt Tierärztin Steyer, seien glücklicherweise treu und lauffreudig, weil die Praxis am Rande der Fußgängerzone für die ganz Bequemen ohnehin nicht geeignet ist. Nur manchmal, gesteht sie, "kann ich mich gerade noch zurückhalten, den Arbeitern die Steine aus der Hand zu reißen und die Straße selbst wieder zuzumachen".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: