Infostände und Diskussionen:Ängste durch Bürgernähe abbauen

PK Ahmadiyya Muslim Jamaat BRD

Imam Malik Usman Naveed will das Gespräch mit den Bürgern im Landkreis Freising suchen.

(Foto: Stephan Goerlich)

"Wir sind alle Deutschland" - mit der Kampagne will die Ahmadiyya-Gemeinde über den reformierten Islam aufklären

Von Benjamin Reibert, Freising

"Wir wollen den Menschen die Angst nehmen und über den Islam aufklären", erklärte Malik Usman Naveed, Imam aus Neufahrn. Mit der deutschlandweiten Kampagne "Wir sind alle Deutschland" will die Ahmadiyya-Gemeinde über ihre Religion informieren - und das auch in Freising. Im Landkreis will sie jede Ortschaft abfahren, mit dem Ziel, das Gespräch mit den Bürgern zu suchen.

"Wir wollen durch die Bürgernähe die Ängste und Vorurteile abbauen", führte Abrar Ahmad Gondal, Leiter für den interreligiösen Dialog in München, am Freitag bei einem Pressegespräch in Freising aus. Anhand von Flyern wollen sie die "reine Information zur Erlangung über Wissen des reformierten Islam" weitergeben. "Die Bürger erhalten die Möglichkeit, aus direkter Quelle auf jede religiöse Frage eine Antwort zu erhalten", so Gondal. Geplant sind Informationsstände in Freising (21. Oktober), Neufahrn (28. Oktober), Moosburg (4. November) und Eching (11. November). Ebenso ist eine Veranstaltung in der Neufahrner Moschee für den 14. Dezember geplant. Vor allem über die Themen Liebe und Loyalität soll diskutiert werden.

Doch was unterscheidet die Ahmadiyya-Gemeinde von Anhängern des Salafismus? Naveed nennt zwei für ihn wichtige Aspekte: "Zum einen unterscheiden wir uns von Salafisten durch unsere Ausstrahlung oder die Kleidung. Bei uns sehen sie keine Mitglieder mit langen Bärten oder komischen Kleidern", erklärte der Imam, der von sich selbst sagt, dass er ein riesiger Fan des FC Bayern München sei. "Zum anderen verteilen wir keine Korane, wie die Salafisten es mit ihrer Aktion ,Lies!' getan haben." Diese Aktion hatte ihren regionalen Schwerpunkt im Frühjahr 2012 in den westlichen Bundesländern. Die von Ibrahim Abou-Nagie gegründete und geleitete Gruppierung "Die wahre Religion", welche die Koranverteilungskampagne organisiert hatte, wurde Ende 2016 vom deutschen Innenministerium verboten. Die Ahmadiyya-Gemeinde wolle dagegen lieber Themen setzen, über die sich die Bürger mit ihnen Mitgliedern unterhalten wollen. "Wir haben bislang Broschüren kostenlos verteilt." Da könne man zum Beispiel nachlesen, was der Dschihad - das Konzept der islamischen Religion, den Kampf auf dem Wege Gottes zu bestreiten - ist. "Die Salafisten hassen uns dafür", so Naveed.

Die Ahmadiyya-Gemeinde ist laut eigener Aussage seit 90 Jahren in Deutschland aktiv. In Hessen bekam sie als erste muslimische Gemeinde 2013 den Körperschaftsstatus zugesprochen. Mit diesem Status ist sie den christlichen Kirchen rechtlich gleichgestellt. "Und genau deshalb braucht niemand Angst zu haben", erklärte Naveed. Ihre Geschichte könne bezeugen, dass die Ahmadiyya-Gemeinden noch nie Gewalt angewendet hätten. "Es gibt überhaupt kein Potenzial an Gewalt unserer Mitglieder", führte der Imam aus. Die Gemeinde selbst bezeichnet sich als politik- und staatenlos. Sie sei eine rein geistliche Glaubensgemeinschaft: "Wir werben weder für eine Politik noch für einen Staat, wir sind ausschließlich eine spirituelle und friedfertige Gemeinde."

Sie veranstaltete Blutspenderaktionen und Benefizläufe. "Letztes Jahr waren mehr als 200 Läufer dabei, 4000 Euro kamen zusammen, die wir der Kinderkrebsstiftung gespendet haben", sagt der Leiter für den interreligiösen Dialog in München. Das würden sie aber nicht nur in der bayerischen Landeshauptstadt tun, sondern in ganz Deutschland. "Wir besuchen Altenheime, geben Obdachlosen Essen und halten Vortragsabende."

In den vergangenen Wochen hätten sie insgesamt zehn solcher Vorträge mit dem Oberthema "Stoppt Terror in Bayern und Deutschland" gehalten. "Wir sind allgemein offen und transparent", sagte Naveed und will so noch einmal die Unterschiede zwischen der Ahmadiyya-Gemeinde und Anhängern des Salafismus verdeutlichen.

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