Erdgasleitung im Landkreis Freising:Wer sich weigert, wird enteignet

OPAL Pipeline To Connect To Baltic Sea

Eine Gasleitung soll im kommenden Jahr im Landkreis entstehen.

(Foto: Getty images)

Die Bauern müssen ihren Grund zur Verfügung stellen: Quer durch den ganzen Landkreis wird ab 2017 eine neue Erdgasleitung gebaut.

Von Katharina Aurich, Au

Auf einer Strecke von 77 Kilometern von Forchheim bis Finsing plant das Erdgasunternehmen Open Grid Europe eine neue Leitung zu verlegen. Davon sind etwa 1000 Landwirte betroffen, da die Trasse ihren Grund durchqueren würde. Im Landkreis Freising verliefe die Leitung von Nord nach Süd durch die Gemeinden Au, Rudelzhausen, Nandlstadt, Attenkirchen, Zolling, Haag und Langenbach. Nachdem das Raumordnungsverfahren abgeschlossen ist, können betroffene Bauern und Gemeinden nun im Planfeststellungsverfahren Einwände formulieren.

Daher informiert Franz Sedlmeier vom Bayerischen Bauernverband die Mitglieder, so auch am Mittwoch, 8. Juni, um 19.30 Uhr beim Doblwirt in Reichertshausen.

Die Landwirte sollen sich selbst informieren

Etwa 60 Landwirte sind im Landkreis Freising von dem Bauvorhaben betroffen, schätzt er. Verhindern könne man die Leitung nicht. Landwirte, die sich weigern, den Vertrag, den der Bauernverband mit dem Unternehmen ausgehandelt hat, zu unterschreiben, werden enteignet, schildert Sedlmeier. Sie erhalten dann nur 15 bis 20 Prozent des Verkehrswertes. Damit es nicht soweit kommt, rät der Bauernverband, den Rahmenvertrag, den der Bauernverband mit dem Unternehmen ausgehandelt hat, zu unterschreiben. Darin wird den Bauern eine Entschädigung von 30 Prozent des Verkehrswerts ihrer Flächen für die Überlassung der Grunddienstbarkeit an Open Grid garantiert.

Zunächst werde es in der Versammlung darum gehen, wer betroffen sei, sagt Sedlmeier. Denn das Unternehmen komme nicht auf die Grundstückseigentümer zu und bitte sie, die Leitung bauen zu dürfen. Die Landwirte müssten sich selbst informieren, sonst stünden eines Tages die Bagger vor dem Hoftor und begännen zu graben, weiß Sedlmeier. Grundlage für dieses Vorgehen sei der Planfeststellungsbeschluss, der dem Unternehmen zubillige, die Leitung bauen zu dürfen. Im zweiten Quartal 2017 solle es los gehen, im Dezember 2018 das Gas fließen, schreibt Open Grid in seinen Unterlagen.

Einspruch zu erheben ist nur in besonderen Fällen möglich

Die Betroffenen können Einspruch erheben, wenn sie auf den Flächen, wo die Leitung geplant sei, eine Halle bauen möchten oder ihre Felder drainiert sind, sagt der Fachmann. Dann vermittle der Bauernverband anwaltliche Hilfe zur Formulierung des Einspruchs, der vermutlich eine Verlegung des Trassenverlaufs bewirke.

Ein ungelöstes Problem sei der Rückbau der Leitungen, schildert Sedlmeier. Nirgends sei festgehalten, wer dafür zuständig sei, sollte kein Gas mehr fließen. Er fürchte, dass die Landwirte selbst die Leitungen ausgraben müssten. Abgesehen davon komme weiterer Ungemach auf die Bauern zu, denn unter den Baustraßen neben der Leitung werde der Boden massiv verdichtet. Sedlmeier kann sich nicht vorstellen, dass der Boden anschließend wieder den selben Zustand habe wie zuvor. Es werde eine zehn Meter breite Schneise durch die Landschaft geben, auf der lange kein Getreide oder Mais mehr wachse.

Die Gemeinden werden sich jetzt im Planfeststellungsverfahren äußern. Die Attenkirchner Räte hatten in ihrer Zusammenkunft am Montag keine grundsätzlichen Einwendungen. Sie fordern aber, dass die neue Trasse anders als in den Plänen vorgesehen westlich von Wimpasing parallel zur Bayernets-Erdgasleitung führen solle, damit nicht noch mehr Grundstücke betroffen sind.

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