Wohnungsbau:"Kein Neuperlach von Kranzberg"

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Der Ortseingang von Kranzberg wird sich verändern: Direkt neben der Villa Kranich soll an der Unteren Dorfstraße eine kommunale Wohnanlage entstehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Viele Bürger begrüßen Bau kommunaler Wohnungen. Doch es gibt Bedenken wegen der Versiegelung. Derweil steht das Einheimischenmodell an der Ringstraße auf der Kippe.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Das Interesse am Bau einer kommunalen Wohnanlage in Kranzberg ist groß. Etwa 50 Bürger kamen am Mittwochabend trotz Schneefalls zu einer Informationsveranstaltung auf den Pantaleonsberg. Fast alle, die sich zu Wort meldeten, begrüßten das Projekt, sprachen sich aber dafür aus, an der exponierten Stelle am Ortseingang nicht zu wuchtig zu bauen.

In anderer Sache brachte Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) an dem Abend eine Hiobsbotschaft mit: Das Einheimischen-Baulandmodell an der Ringstraße steht auf der Kippe. Zwei der Grundeigentümer wollen nicht mitziehen, damit wäre das Vorhaben an dieser Stelle gestorben. Es sollen aber noch weitere Gespräche folgen. Es geht um 17 Parzellen, die Hälfte der Flächen will die Gemeinde aufkaufen und vergeben.

Bis Ende 2019 muss der Antrag bewilligt sein

Das Belegungsrecht hat sie auch bei der geplanten kommunalen Wohnanlage, die auf Höhe des Kranzberger Sees neben der Villa Kranich entstehen soll. Die Zahl der Einwohner ist im vergangenen Jahrzehnt um etwa 25 pro Jahr auf insgesamt etwa 4125 gestiegen, die der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sogar um gut 500 auf 964. Arbeitgeber - und dazu gehört laut Hammerl auch die Gemeinde selbst - haben zunehmend Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden, weil es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Der Freistaat fördert den kommunalen Wohnungsbau zurzeit mit Zuschüssen in Höhe von 30 Prozent, für weitere 60 Prozent der Kosten gewährt er zinsgünstige Darlehen. Bis Ende 2019 müsste ein entsprechender Antrag bewilligt sein, um davon profitieren zu können, erläuterte Helmut Grepmair vom Ingenieurbüro Stein und Partner.

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Von Petra Schnirch

50 Millionen Euro befinden sich aktuell noch im Fördertopf. Kranzberg sei zeitlich gut dabei. In der nächsten Sitzung am Dienstag, 20. Februar, will der Gemeinderat die Weichen für das Projekt stellen. Läuft im Genehmigungsverfahren alles nach Plan, könnte im Frühjahr 2019 mit dem Bau begonnen werden, skizzierte Grepmair den weiteren Zeitplan. Ende 2020 könnte der Komplex dann fertig sein. Die Baukosten bezifferte er, je nach Größe der Anlage, nach einer ersten groben Schätzung auf 3,2 bis 4,6 Millionen Euro. Die Mietpreise bei vergleichbaren Objekten lägen bei 6,5o bis sieben Euro.

Für ein Pflegeheim sollte noch Platz sein

Ziel sollte ein Mehrgenerationenhaus sein, das wurde bei der Versammlung deutlich, um sowohl junge Leute als auch Familien und Senioren anzusprechen. In einer Wohnanlage in Markt Schwaben, die der Kranzberger Gemeinderat Anfang Dezember besichtigt hatte, war die Initiative für ein solches Bauprojekt von älteren Mitbürgern ausgegangen. In einem zweiten Gebäude dort wohnen Familien. Alfons Berger empfahl, auch einen Gemeinschaftsraum vorzusehen, damit sich die Bewohner treffen können. Er sprach sich dafür aus, auf dem Grundstück an der Unteren Dorfstraße Platz für ein Pflegeheim oder betreutes Wohnen zu lassen. Vorerst wird vermutlich ohnehin nur die Hälfte des über 6000 Quadratmeter großen Areals bebaut werden.

Es gab aber auch Kritik am gewählten Standort. Ein Kranzberger hielt die Ringstraße für geeigneter, zumal die Gemeinde auch dort ein Grundstück besitzt. Die Fläche neben der Villa Kranich ist aus seiner Sicht wegen des hohen Grundwasserstands ein Problem, außerdem sei der Weg zur Grundschule für Kinder sehr weit, sagte er. Was das Grundwasser angeht, finden derzeit Messungen statt. Grepmair sagte aber, dass der Bau dort technisch machbar sei. Bedenken gab es auch, was die Versiegelung angeht. Sollten, wie von der CSU beantragt, 24 Wohnungen geschaffen werden, wären 48 Parkplätze erforderlich. Hammerl versicherte, dass er "kein Neuperlach vor Kranzberg" wolle.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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