In allen sozialen Bereichen fehlt Personal:Heftige Sorgen

Fachkräftemangel macht Wohlfahrtsverbänden im Landkreis zu schaffen

Von Gudrun Regelein, Freising

Der "absolute" Fachkräftemangel bereitet der Arge - der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände (Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonisches Werk, Lebenshilfe und Bayerisches Rotes Kreuz) im Landkreis - heftige Sorgen, klagte BRK-Kreisgeschäftsführer Albert Söhl. Bei einem Pressegespräch am Donnerstag sagte Söhl, dass inzwischen in allen sozialen Bereichen, in der ambulanten Krankenpflege, in Kitas, Altenheimen aber sogar im Rettungsdienst, Personal fehle. Eigentlich aber benötigte der ständig wachsende Landkreis eine wachsende Zahl an Fachkräften. "Aber selbst wenn wir jemanden finden, scheitert es dann letztendlich daran, dass es im Landkreis kaum mehr bezahlbaren Wohnraum gibt", sagte Söhl.

Seit Langem fordere die Arge, dass dringend bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden müsse. "Wir können nur immer wieder an die Kommunen appellieren, sich stärker zu engagieren", betonte Söhl. In der Gemeinde Hallbergmoos beispielsweise seien Betriebswohnungen geschaffen worden, die das BRK für Mitarbeiter gemietet habe. "Das ist eine tolle Sache", lobte der BRK-Kreisgeschäftsführer. Auch Carolin Dümer, Kreisgeschäftsführerin der Caritas, schilderte, dass die Beschäftigung von Pflegekräften aus dem Ausland häufig daran scheitere, da für diese keine Wohnungen gefunden werden.

Neben dem Thema bezahlbarer Wohnraum habe sich die Arge im vergangenen Jahr intensiv mit dem Thema Asyl beschäftigt, berichtete Dümer, die in diesem Jahr turnusgemäß den Vorsitz der Arge übernimmt. Inzwischen habe man die Beratung für Flüchtlinge "gut aufgebaut", neben dem Landratsamt gebe es bei der Diakonie, der Awo und der Caritas Asylsozialberater. Im vergangenen Jahr seien etwa 2000 Asylbewerber im Landkreis angekommen, zwölf wurden abgeschoben und etwa 533 haben derzeit Bleiberecht (Stand: Februar 2017), berichtete Klaus Guthy, Vorsitzender der Diakonie Freising. 259 Flüchtlinge hätten ein Arbeitsverhältnis, 22 seien in Ausbildung und an den beruflichen Schulen gebe es derzeit elf Klassen für 210 Schüler mit Migrationshintergrund. "Die Situation ist leicht angespannt", sagte Guthy. "Wie es sich entwickeln wird, lässt sich nicht abschätzen." Die Arge sei vor Ort aktiv, mische sich aber nicht in die "hohe Politik" ein. "Gesetze machen andere." Die Arge fokussiere sich aber nicht auf die Flüchtlinge, betonte Carolin Dümer. "Wir werfen den Blick auch auf bestehende soziale Strukturen, die fortgeführt und - wenn notwendig - ausgebaut werden müssen." So ging es 2016 unter anderem darum, den Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetrieb Rentabel der Caritas zu unterstützen, denn: "Der Fortbestand von Rentabel ist für uns alle sehr wichtig."

2017 und in den kommenden Jahren wolle sich die Arbeitsgemeinschaft zudem bemühen, einen inklusiven Landkreis zu schaffen, berichtete Freisings Lebenshilfe-Geschäftsführer Michael Schwaiger. Die Lebenshilfe sei beim Thema Inklusion sehr aktiv gewesen und stoße an ihre Grenzen. "Nun muss es die Gesellschaft mittragen, dass die Inklusion in allen Bereichen eine größere Akzeptanz erfährt", forderte Schwaiger. Oftmals ginge es um "banale Dinge", die aber eigentlich selbstverständlich sein sollten - wie die Barrierefreiheit. "Wir wollen eine größere Sensibilität für dieses Thema erzeugen", erklärte Schwaiger.

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