Immer wieder aufgestiegen:Verein mit Kampfgeist

Der TSV Eching feiert seinen 70. Geburtstag und kann auf große und weniger gute Zeiten zurückblicken

Von Klaus Bachhuber, Eching

Münchner Olympiastadion, Sommer 1984. 12 000 Besucher sehen ein Punktspiel der dritten Liga, damals die Bayernliga, das der TSV 1860 München 2:0 gewinnt - gegen Gastgeber TSV Eching. Als erster Amateurverein hatte der TSV damals ein Punktspiel im Olympiastadion ausgetragen. Als Dorfverein war die Mannschaft in das Konzert der ganz Großen in die Bayernliga aufgestiegen, damals direkt unter der Zweiten Bundesliga angesiedelt, und spielte dort neben den "Löwen" gegen die SpVgg Fürth, die SpVgg Bayreuth oder den FC Augsburg.

Die Bilder aus der Bayernliga - später nochmals erreicht - sind der Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Der wundersame Aufstieg des Dorfvereins in den 1980er Jahren aus dem 9000 Einwohner zählenden Ort an die Spitze des bayerischen Fußballs entsprach der Echinger Entwicklung zur "Mustergemeinde". In diesem Jahr wird der TSV 70 Jahre alt, und, wie vor zehn Jahren zum 60. Bestehen, ist die Mannschaft zum Jubiläum wieder ganz tief abgestiegen, in die Bezirksliga. Doch auch das wurde in den Siebzigerjahren zu einem Charakteristikum des Vereins: immer zurückzukommen.

Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg das Leben normalisiert hatte und in Eching geflüchtete sudeten- und ungarndeutsche Neubürger zu integrieren waren, da wurde auch ein Sportverein gebildet. Auf Initiative des damaligen Gemeindebediensteten Bartl Heidersberger gründeten 55 Mitglieder am 28. April 1947 im Gasthaus Graßl, dem alten Huberwirt, den Turnsportverein und verankerten schon im Gründungsprotokoll den Appell, "dass sich der neue Verein recht bald zu einem nicht mehr wegzudenkenden Glied in der Ortschaft Eching entwickeln möge".

Gekickt wurde auf einer gepachteten Wiese an der Roßbergerstraße, schon nach einem Jahr zog man um an die Wielandstraße und 1951 entstand im Zuge einer Flurbereinigungsmaßnahme ein richtiger Sportplatz an der Waagstraße. Dort wurde später, vorwiegend in Eigenleistung der Vereinsmitglieder, ein Vereinsheim mit Gaststätte erstellt, das 1960 eingeweiht werden konnte. Die Mannschaft des TSV kickte standesgemäß auf Kreisniveau in den untersten Spielklassen. Die Legende begann 1977 mit zwei perspektivischen Entscheidungen: Die Gemeinde plante eine neue Sportanlage an der Dietersheimer Straße und der A-Klassen-Verein verpflichtete einen neuen Trainer, einen gewissen Anton Plattner. Als im Juli 1980 das neue Sportzentrum eingeweiht wurde, hatte der TSV schon an die Tür zur Landesliga geklopft. 1983 erreichte das Team durch ein 2:0 im Entscheidungsspiel gegen den TSV Aindling in Aichach die Bayernliga. Die Stationen bis hin zum Auftritt im Olympiastadion sind längst unlöschbare Bausteine der TSV-Saga.

Von der Bayern- ging es damals zurück in die Bezirksliga. Und hier folgte der weniger spektakuläre, aber unter Zeitgenossen mindestens so legendäre weitere Teil der Legende. Denn dem kometenhaften Aufstieg folgte nicht das triste Verglühen; der Verein stürzte, fing sich aber wieder. Mit Trainer Willi Bierofka ging es zurück in die Landesliga, unter Louca Moussa-Baba und Sepp Summerer dann zurück in die Bayernliga. 30 Jahre lang blieb der Verein aus der nur viertgrößten Kommune im Landkreis Freising ranghöchster Fußballklub oder schlimmstenfalls kurzzeitig Nummer zwei.

Trotz der Widmung als Turnsportverein wurde im TSV immer nur gekickt. Einzig eine 1976 gegründete Wintersportabteilung etablierte sich. Eine 1952 aufgestellte Frauenhandballmannschaft ging schnell wieder ein, eine Gymnastikgruppe spaltete sich 1996 ab und wurde zum Lady-Sportverein. Anfang der 1970er Jahre war das Echinger Volksfest aus dem Sommerfest des TSV entstanden. Und nachdem die Gemeinde das Volksfest 1994 wieder aufgab, richtete es einige Jahre der TSV im Wechsel mit der Feuerwehr aus.

Der 70. Geburtstag des Vereins wird heuer nicht mit einem großen Jubiläumsakt gefeiert, dazu gab es in der nahen Historie mit einem Jahr ohne Vorsitz und massiven Schulden wieder zu viel Turbulenzen zu bewältigen. Am Pfingstwochenende gab es jedoch ein großes Jugendturnier, weitere sportliche Bewerbe sollen folgen und am 30. Juni ist es im Sportheim ein "sportliches Kabarett" mit Olympiasieger Dieter Baumann geplant.

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