Neues Baugebiet in Freising:Oben wohnen, unten wellnessen

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Wohnhäuser sollen anstelle der alten Chemiefabrik an der Klebelstraße entstehen, die historischen Keller will die Stadt erhalten. (Foto: Lukas Barth)

Auf dem Gelände der ehemaligen Chemiefabrik an der Klebelstraße soll ein neues Wohnquartier entstehen. Den Großteil der Bierkeller und das alte Sudhaus will die Stadt aber erhalten - für historische Führungen oder gar als Wellness-Oase.

Von Petra Schnirch, Freising

Die alten, unterirdischen Bierkeller sind ein Stück Freisinger Geschichte - und viele Bürger würden sie gern erhalten, zumindest die wenigen, die noch nicht zerstört sind. In dem neuen Wohngebiet am Peterhof ist dies, trotz heftiger Proteste, nicht gelungen. Gebaut werden soll nun auch an der Klebelstraße, und dort befinden sich auf dem Gelände der ehemaligen Aktienbrauerei ebenfalls historische Gewölbekeller aus den Jahren 1819 bis 1887. Stadt und Amt für Denkmalpflege wollen einen Teil davon unbedingt schützen.

Im Sommer 2011 hatte sich der städtische Planungsausschuss erstmals mit der Aufstellung eines Bebauungsplans befasst, um das Entwicklungspotenzial für ein neues Wohnquartier an dieser Stelle aufzuzeigen. Die stillgelegte chemische Fabrik, die auf dem Brauerei-Areal entstanden war, ist derzeit alles andere als eine Augenweide. Diese "städtebaulichen Missstände" würde man im Rathaus gerne beheben. Der Bebauungsplan soll für drei Grundstücke gelten, ein viertes wurde herausgenommen, weil das Autohaus dort auch längerfristig nicht umziehen will.

Eine Erbengemeinschaft zog dagegen vor das Verwaltungsgericht

Drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 28 Wohnungen schlägt das Architekturbüro Ebe, Ausfelder und Partner entlang der Klebelstraße vor, außerdem 16 Stadthäuser. Die historischen Keller unter den drei Grundstücken sollen größtenteils erhalten werden, darunter die historisch bedeutende Hauptanlage, die komplett begehbar ist. Nur im westlichen Bereich - dort befinden sich nach Angaben der Stadt neuere Nebenkeller - sollen die Gewölbe für eine Tiefgarage weichen.

Eine Erbengemeinschaft sperrt sich aber gegen das Vorgehen der Stadt und zog im Oktober 2014 vor das Verwaltungsgericht, weil die Stadträte den Antrag damals noch einmal zurückgestellt hatten. Die Eigentümer möchten das ehemalige Fabrikgelände dichter bebauen. Ihr Entwurf sieht dort 14 Wohneinheiten vor, wie die Stadt mitteilt, das Architekturbüro befürwortet zwölf. Auch zu den Kellern äußerten sich die Besitzer bisher nicht. Die mündliche Verhandlung fand bereits statt, auf das schriftliche Urteil und die Begründung wartet man im Rathaus noch.

Sudhaus und Gewölbe als Wellness-Oase

Die Reste der Aktienbrauerei - in den Kellern lagerte im Sommer das Bier - bergen noch eine Besonderheit: Auch das alte Sudhaus existiert noch. Stadtplanerin Martina Ausfelder schlug vor, dieses "Herzstück" zugänglich zu machen. Eignen könnten sich Sudhaus und Gewölbe für Führungen und Veranstaltungen oder gar als Wellness-Oase. Unter Denkmalschutz stehen sie bisher nicht, die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, zumal der Eigentümer der nördlichen Keller dem Amt für Denkmalpflege bisher den Zutritt verweigert. Die Keller seien aber gut kartiert, sagte Stadtbaumeisterin Barbara Schelle in der Sitzung. Nach Einschätzung der Behörde könnten die Keller insgesamt denkmalschutzwürdig sein, ein Eintrag in die Liste setze einen Ortstermin nicht zwingend voraus.

Denn es gebe mittlerweile fundierte Unterlagen über die Baugeschichte und die Bedeutung für Freising. Katrin Stockheim (Freisinger Mitte) nannte die Entdeckung der Keller sensationell. Sie fand aber, ebenso wie Guido Hoyer (Linke), dass deren Erhalt nur dann sinnvoll sei, wenn eine öffentliche Nutzung möglich ist. Robert Weller (Freie Wähler) sagte, er habe "erhebliches Bauchweh", wenn fast die Hälfte der Keller abgerissen würde. Rudi Schwaiger (CSU) sprach sich dafür aus, mit einer Entscheidung zu warten, bis das schriftliche Urteil des Verwaltungsgerichts eingeht. Die Mehrheit der Stadträte war jedoch dafür, das Bebauungsplanverfahren voranzutreiben. Dies dokumentiere den Planungswillen der Stadt, sagte die Stadtbaumeisterin. Themen wie Denkmalschutz und Abstandsflächen seien zudem gar nicht Gegenstand des Vorbescheids und der Verhandlung. Erst ein vollständiger Bauantrag werde eine umfängliche Prüfung des Vorhabens ermöglichen.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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