Im Stadtteil Vötting:Spannender Untergrund

Beim Bau der Westtangente stehen die Planer vor besonderen Herausforderungen - Probebohrungen kosten 150 000 Euro

Kerstin Vogel

Wenn die Männer ihre gewaltige Dampframme in Betrieb setzen, dann sind die Erschütterungen auf der ganzen Wiese zu spüren. Der feuchte Torfboden bebt förmlich und gibt einen Eindruck davon, was der Baugrund für die geplante Westtangente in Vötting zumindest an der Oberfläche zunächst nicht ist: besonders tragfähig. Hier, auf dem Grundstück am Bach, reicht die Torfschicht bis in vier Meter Tiefe, das haben die Bohrungen bereits ergeben. Darunter aber beginnt relativ abrupt eine Kiesschicht, die von den Straßenbauern wegen ihrer Stabilität wiederum gerne gesehen wird.

Dass die Bodenbeschaffenheit unterhalb der Trasse für die geplante Umgehungsstraße recht uneinheitlich und deshalb nicht ganz einfach ist, das haben erste Probebohrungen in den Jahren 2004 und 2005 schon ergeben - und die jetzt begonnene neue Serie von Untersuchungen wird das wohl bestätigen: Insgesamt 15 Bohrungen und zehn Grundwassermessstellen sollen endgültigen Aufschluss über den Untergrund der künftigen Westtangente geben. Rund 150 000 Euro kosten diese Untersuchungen, deren Ergebnisse anschließend vom Lehrstuhl für Grundbau, Bodenmechanik, Felsmechanik und Tunnelbau der TU München ausgewertet werden.

Der Inhaber dieses Lehrstuhls, Professor Norbert Vogt, sei "eine anerkannte Kapazität", sagte Tiefbauamtsleiter Franz Piller am Donnerstag bei einer Ortsbesichtigung. Die Unterstützung durch die Experten ist für die Stadt nicht ganz unwichtig, denn ein Teil der Westtangente soll als Tunnel durch Vötting geführt werden. Von der Thalhauser bis zur Giggenhausener Straße/Am Mitterfeld wird die Röhre dabei "bergmännisch" gebaut, das heißt: unter der Erde vorangetrieben. Für die Strecke vom Mitterfeld noch etwa 150 Meter weiter in Richtung Süden soll dann eine offene Bauweise gewählt werden, es wird also eine Art Trog gegraben, über den anschließend ein "Deckel" kommt. Unter anderem muss dafür der Moosacharm, der parallel zur Straße Am Bach verläuft, vorübergehend verlegt werden.

Bis es aber tatsächlich soweit ist und der erste Spatenstich für das umstrittene Projekt gesetzt werden kann, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Nach den Probebohrungen wird der beauftragte Lehrstuhl Mitte Juli in einem nächsten Schritt aus den erhobenen Daten ein Gutachten anfertigen, das wiederum als "Grundlage für eine detaillierte Kostenberechnung" dienen soll, wie Piller am Donnerstag sagte.

Erst mit diesen Zahlen kann dann der offizielle Zuschussantrag bei der Regierung von Oberbayern gestellt werden - und auch die Stadträte müssen noch einen endgültigen Beschluss zur Westtangente fällen. Piller erwartet, dass das im Herbst der Fall sein wird. Bedingung dafür sei aber auch, dass die noch laufenden Grundstücksverhandlungen im nächsten Vierteljahr abgeschlossen werden können. Im Idealfall könne mit den Arbeiten zum Bau der Tangente dann Ende 2013 begonnen werden, erwartet Piller. Ob es bei den prognostizierten Baukosten von 76,6 Millionen Euro bleiben wird, mochten am Donnerstag weder der Tiefbauamtsleiter, noch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sagen.

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