Landwirtschaft im Landkreis Freising:Das "Bauernsterben" geht weiter

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Die Zahl der Bioanbaubetriebe nimmt im Landkreis Freising zu. Doch die wirtschaftlichen Bedingungen in der Landwirtschaft werden immer schwieriger. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Zahl der landwirtschaftliche Betriebe schrumpft drastisch im Landkreis. Auch die Größe der Anbaufläche geht zurück. Viele Landwirte brauchen mittlerweile einen Nebenjob, um über die Runden zu kommen.

Von Katharina Aurich, Freising

Das "Bauernsterben" im Landkreis Freising setzt sich fort, wenn auch verlangsamt - so wie im gesamten Bundesgebiet. Waren es im Jahr 2000 noch 1836 landwirtschaftliche Betriebe, sank die Zahl bis 2014 auf 1597. Und damit nahm auch die Produktionsfläche ab, auf nun mehr noch 48 400 Hektar, wie das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mitteilt. Der Landkreis hat eine Gesamtfläche von 80 200 Hektar. Jedes Jahr gingen rund 130 Hektar hauptsächlich durch Überbauung, aber auch durch Naturschutzmaßnahmen der Landwirtschaft verloren, berichtet Josef Schächtl vom zuständigen Landwirtschaftsamt.

Und während vor 50 Jahren die Landwirtschaft noch ein Hauptarbeitgeber in Deutschland war, werden heute immer weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen angeboten. 2007 arbeiteten im Landkreis Freising noch 1000 Menschen auf Bauernhöfen, 2013 nur noch 323. Verursacht wurde das durch die zunehmende Mechanisierung der immer größer werdenden Betriebe. 2014 bewirtschaftete ein Bauernhof rund 30,33 Hektar, 2000 sind es nur 26,33 gewesen.

Kaum noch Ackerbohnen oder Erbsen, trotz Förderung

Vergleicht man die Zahlen aus dem Jahr 2000 mit 2013, fällt zudem auf, dass die Flächenstilllegungen um mehr als die Hälfte zurück gegangen sind, auch die Dauergrünlandflächen haben sich innerhalb dieser Zeit um 1000 Hektar verringert. Obwohl das Landwirtschaftsministerium den Anbau von Eiweißfutterpflanzen wie Ackerbohnen oder Erbsen fördert, nehmen diese Kulturen, die den Boden auf natürliche Weise mit Stickstoff versorgen, beständig ab.

Die Getreideanbauflächen sind dafür ungefähr gleich geblieben, aber deutlich zugenommen hat der Maisanbau: innerhalb von zwölf Jahren hat sich die Anbaufläche um 2600 Hektar vergrößert, Tendenz steigend. Deutlich angewachsen sind auch die biologisch bewirtschafteten Flächen im Landkreis Freising und die Zahl der Biohöfe. Waren es 2005 noch 59 Bauernhöfe, sind es jetzt bereits 91 Betriebe, die die Richtlinien einer der Bioanbauverbände umsetzen.

Landwirtschaft im Nebenerwerb ist ein bundesweiter Trend

Immer mehr Landwirte bewirtschaften ihre Flächen nur noch im Nebenerwerb, auch das ist ein bundesweiter Trend. Einen Job außerhalb des eigenen Hofs zu finden sei hier aufgrund der guten Arbeitsmarktlage relativ einfach, schildert Schächtl. So sind zum Beispiel die letzten beiden Landwirte, die in der Gemeinde Haag Milchviehwirtschaft betreiben, außerdem im Kraftwerk Anglberg oder als Fahrer einer Brauerei beschäftigt. In den Milchviehbetrieben mit rund 35 Kühen hilft die ganze Familie mit, damit die Arbeit bewältigt wird.

Eine ganz andere Strategie hat Uli Gamperl aus Zolling gewählt. Der begeisterte Landwirt, der in Weihenstephan an der Fachhochschule studierte, betreibt reinen Ackerbau. Die genaue Betriebsgröße inklusive gepachteter Flächen mag er nicht nennen, er gehöre aber sicher zu den Größten im Landkreis, sagt er. Der Druck auf die Betriebe, immer mehr zu produzieren, wachse, sagt er. Gamperl beschäftigt einen Festangestellten und zwei Azubis. Der Verdienst schwanke mit den Preisen für Weizen, Mais, Raps und Wintergerste, die Gamperl hauptsächlich anbaut.

"Wir versuchen über gute Qualität beim Weizen verlässliche Preise zu erzielen", sagt er. Gute Erfahrungen mache er auch mit dem Anbau der Sojabohne. Diese Kultur, wie auch der Anbau von Eiweißfuttermitteln, wird umfangreich staatlich gefördert. Gamperl ist einer der wenigen Bauern, die auch noch Hafer als Pferdefutter anbauen. Für den Landwirt ist aber klar, dass sich nicht alle Betriebe über das Wachstum eine Perspektive erarbeiten könnten.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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