Im Interesse der Patienten:Brückenbauer

Im Interesse der Patienten: Ein Orthopäde und ein Kinderarzt möchten in das Gebäude der Raiffeisenbank in Neufahrn umziehen. An den Stellplätzen soll das nicht scheitern.

Ein Orthopäde und ein Kinderarzt möchten in das Gebäude der Raiffeisenbank in Neufahrn umziehen. An den Stellplätzen soll das nicht scheitern.

(Foto: Marco Einfeldt)

Um es zwei Neufahrner Ärzten zu ermöglichen, mit ihren Praxen ins Gebäude der Raiffeisenbank umzuziehen, verzichtet der Bauausschuss auf einen Teil der nachzuweisenden Stellplätze. Dafür wird eine Ablöse fällig

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Irgendwann hat es Stefan Branner nicht mehr auf seinem Zuhörerstuhl gehalten. Der Orthopäde hat dem Bauausschuss von den 14 000 Neufahrner Patienten erzählt, die er "in extrem beengten Verhältnissen" in seiner Praxis an der Bahnhofstraße behandelt, und von der Suche nach größeren Räumen, die er nun endlich im nahen Gebäude der Raiffeisenbank gefunden habe. "Das kann doch jetzt nicht an den Stellplätzen scheitern", findet er. Eben das schien er aber nach der vorangegangenen Diskussion im Ausschuss zu fürchten. Denn da war deutlich geworden, dass das Gremium zwar nichts gegen eine Nutzungsänderung und zusätzliche Wohnungen über der Schalterhalle der Bank hat - im Gegenteil. Aber deswegen wollen die Gemeinderäte nicht ganz auf den nötigen Stellplatznachweis verzichten. Mit Sorge verfolgt hat die Debatte auch der Kinderarzt Bernd Steinkirchner. Er will ebenfalls in das Bankgebäude umziehen und ist bereit, dafür einiges zu investieren. Wenn jetzt aber wegen der Stellplätze alles noch teurer wird, "dann besteht die Gefahr, dass Sie zwei Praxen verlieren", warnte der Mediziner.

Dass das niemand will, hat Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) freilich unmissverständlich klar gemacht. Die Gemeinde habe ein "hohes Interesse", dass die Ärzte in Neufahrn bleiben, betonte er. Gerade deshalb habe man doch diskutiert: Es gehe um Möglichkeiten, wie man den Ärzten und der Raiffeisenbank entgegenkommen und "Brücken aufbauen" könne. Das sieht nun so aus, dass von den neun eigentlich nötigen zusätzlichen Stellplätzen nur vier tatsächlich nachgewiesen werden müssen. Bei den restlichen fünf gibt man sich mit einer Ablösesumme von 12 500 Euro pro Stellplatz zufrieden. Eine solche Regelung hatte Burghard Rübenthal (CSU) vorgeschlagen, der das auch als Kompromiss mit Signalwirkung sah. Schließlich hat der Ausschuss regelmäßig mit vergleichbaren Anträgen auf die Befreiung von der Stellplatzsatzung zu tun.

Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP) hätte sogar nur auf dem Nachweis von zwei Stellplätzen bestanden. Schließlich sei das Raiffeisenbankgebäude in zentraler Lage, da würden viele wohl zu Fuß oder mit dem Bus kommen, meinte er. Keinerlei Zugeständnisse wollte dagegen Markus Funke (FDP) machen. Die Bank wolle direkt neben ihrem Gebäude schließlich auch ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage bauen, und bei den Planungen hätte man das jetzige Stellplatzproblem durchaus schon mit berücksichtigen können, fand er. Notfalls müsse eben der Neubau kleiner ausfallen. Für seine Haltung bekam er aber keine Unterstützung.

Unter den Zuhörern war auch Bank-Vorstand Mathias Dambach. Er will das Ergebnis nun mit den Bank-Gremien und den interessierten Mietern besprechen. Grundsätzlich sehe man die Entwicklung und das Entgegenkommen der Gemeinde aber "schon positiv", so Dambach.

Auch für das Gebäude gegenüber der Bank interessiert sich ein Arzt. Die Praxis würde über der Spielothek eingerichtet. In diesem Fall fehlen acht Stellplätze, auch hier gibt es einen Kompromiss: Für vier Stellplätze kann eine Ablöse bezahlt und vier weitere müssen nachgewiesen werden. Das ist aber auf der Parkfläche der Spielothek möglich, nachdem diese allenfalls abends und nachts genutzt werden. Auf Anregung von Bauamtsleiter Michael Schöfer soll vereinbart werden, dass die Hauseigentümer die Ablösesumme auch wieder zurückbekommen, wenn die Spielothek nach Ablauf des noch fünf Jahre laufenden Vertrags ausziehen sollte. Mit so einem "Anreiz" könne man mittelfristig vielleicht doch von der "ungeliebten Nutzung" wegkommen, meinte er.

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