Im Herbst kommen wieder die Einbrecher:Die im Dunkeln sieht man nicht

Jetzt beginnt die Saison der Wohnungseinbrecher. Weil es schon am Nachmittag dämmert und viele Bewohner noch in der Arbeit sind, können sie unbeobachtet zu Werke gehen. Oft ist der Schock größer als die Beute. Die Polizei macht Hausbesuche und gibt Tipps, wie man sich schützen kann.

Von Nina Witwicki

Einbrecher in den eigenen vier Wänden: Für die Betroffenen bedeutet das nicht nur einen finanziellen Schaden, sondern auch einen große psychische Belastung. Viele Menschen unterschätzen das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, doch die Gefahr besteht und steigt stetig. Die Polizeiinspektion Freising hat aus diesem Grund eine ungewöhnliche Aktion organisiert: Auszubildende der Bereitschaftspolizei sind am Dienstag in besonders gefährdeten Wohngebieten im Landkreis Freising von Haus zu Haus gezogen, haben mit den Menschen dort gesprochen und Info-Broschüren verteilt. 350 Haushalte haben sie so erreicht. An diesem regnerischer Herbsttag, die dunkle Jahreszeit hat begonnen, sind Polizeihauptkommissar Stefan Pohlers, 42, und Polizeioberwachtmeisterin Lisa Bruhn, 19, gemeinsam die Kulturstraße in Freising entlanggegangen und klingelten an beinahe jeder Haustüre. "Wir möchten rechtzeitig informieren, was die Leute präventiv tun können und sollen. Die Gefahr eines Einbruchs ist da und die Polizei benötigt die Mithilfe der Bürger", erklärt Polizeioberkommissar Thomas Ritzer, 34.

Denn die Wohnungseinbrüche im Gebiet der Polizeiinspektion Freising sind im Vergleich zu 2011 mit 37 Fällen im Jahr 2012 auf 60 gestiegen. Das ist ein deutlicher Anstieg von 62 Prozent. 2013 sind bislang 35 Fälle bekannt, wobei die Haupteinbruchszeit erst begonnen hat. Die meisten Tatorte befinden sich in Allershausen, Kranzberg und Freising. Die Beute ist oft beträchtlich. In Lerchenfeldfeld beispielsweise zogen die Täter Mitte Dezember 2012 mit Schmuck und Bargeld im Wert von 12 000 Euro ab und in Kranzberg erbeuteten sie im November eine Münzsammlung im Wert von 25 000 Euro.

Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Einbrechern um überregionale und professionelle Täter handelt, die sich Objekte in Autobahnnähe suchen, damit ein schneller Fluchtweg gewährleistet ist. Beliebte Objekte sind nach Informationen der Polizei Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften. Die Polizeibeamten gaben den Menschen nicht nur Tipps, sondern wiesen sie ausdrücklich darauf hin, dass die meisten Einbrüche tagsüber von Oktober bis Dezember zwischen 16 und 20 Uhr stattfinden würden, wenn niemand zu Hause sei. Diebe suchten nach schlecht gesicherten Türen und Fenstern. Die Einstellung: "Bei mir gibt es nichts zu holen!", sei ein Irrtum, denn Täter nutzen jede Gelegenheit. Zudem sollte man sich nicht auf seinen Versicherungsschutz verlassen. Viele Bürger seien unterversichert. "Die Menschen sind erst geschockt, wenn wir heute vor ihrer Türe stehen, weil sie sofort denken, dass etwas passiert ist", berichtete Pohlers. Elisabeth Jahnel lebt in der Kulturstraße und ist begeistert von dem Engagement der Polizei: "Das ist einfach toll, dass die Beamten sich bei dem Wetter solche Mühe geben und an jeder Haustür klingeln", sagt sie. "Jeder Einbruch ist einer zu viel", betont Polizeioberkommissar Ritzer. Er berichtet, dass die Betroffenen nicht nur einen materiellen Schaden erleiden, sondern auch häufig unter Schock stehen würden. Die Verletzung der Privatsphäre und das verlorene Sicherheitsgefühl wiegten schwer. Die Aufklärungsquote von Einbrüchen in Bayern liegt laut Kriminalstatistik bei 26,4 Prozent, bei der Polizeiinspektion Freising bei 30 Prozent. Das große Problem sei, so die Polizei, dass die Täter kaum Spuren hinterlassen und die Tat innerhalb von Minuten erfolge. Einen besonderen Appell spricht die Polizei an die Nachbarschaft aus. Polizeihauptkommissar Stefan Pohlers stellt klar: "Wenn jemandem etwas Verdächtiges auffällt, wenn eine Person beispielsweise ein Haus fotografiert, dann sollte man sofort bei der Polizei anrufen. Lieber einmal mehr als zu wenig anrufen, das ist die Devise".

Die Polizei Freising und die Kripo Erding veranstalten am Montag, 21. Oktober, um 19 Uhr im Freisinger Rathaussaal auch eine Infoveranstaltung zum Thema: "Vorsicht vor Wohnungseinbrechern!"

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