Im Flughafenumland:Noch mehr Messungen geplant

Im Flughafenumland: Reinhard Kendlbacher sieht den Bürgerverein auf einem guten Weg.

Reinhard Kendlbacher sieht den Bürgerverein auf einem guten Weg.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Bürgerverein Freising will ein zweites Gerät anschaffen, um die Ultrafeinstaub-Belastung zu dokumentieren - von den Politikern wünschen sich die Startbahngegner mehr Unterstützung

Von Johann Kirchberger, Freising

"Wenn wir die Lebensqualität in Freising erhalten wollen, darf keine dritte Startbahn gebaut werden". Das ist das Fazit, das Vorsitzender Reinhard Kendlbacher bei der Mitgliederversammlung des Bürgervereins am Montagabend zog. Deshalb könne er nur immer wieder an die Politiker appellieren, sich ihrer Fürsorgepflicht zu stellen. Es gehe nicht an, "uns als Amateure und selbsternannte Messexperten zu verhöhnen", wie das Erich Irlstorfer (CSU) mache und als Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag nicht dafür sorge, dass endlich auch der Ultrafeinstaub gemessen werde.

Die Flughafen GmbH nämlich messe nur Feinstaub der Partikelgrößen PM 10 und PM 2,5 und weil hier die Grenzwerte nicht überschritten würden, komme sie zu dem Ergebnis, die Luft sei sauber. Es werde weggeschaut und verharmlost, folgerte Kendlbacher, "getan wird nichts". Schon deshalb müsse sich der Bürgerverein darum kümmern. "Wenn wir es nicht machen, wer soll es denn sonst tun?"

Kendlbacher sieht den Bürgerverein Freising gleichwohl auf einem guten Weg, die Öffentlichkeit für das Thema Ultrafeinstaub zu sensibilisieren. Jüngst habe man der Freisinger CSU die Messergebnisse rund um den Flughafen vortragen dürfen und sei auf großes Interesse gestoßen. Am 26. Oktober werde man die Erkenntnisse aus den rund 100 Messfahrten dem Freisinger Stadtrat vortragen und am 16. November auch dem Umweltausschuss des Landtags. Bei dieser von der CSU abgelehnten Anhörung, wie dessen Vorsitzender Christian Magerl (Grüne) ergänzte, würden zehn namhafte Experten etwa drei Stunden über das Thema sprechen, "das wird eine spannende Sache". Um künftig noch bessere Ergebnisse liefern zu können, wolle der Bürgerverein demnächst ein zweites Messgerät anschaffen, sagte Reinhard Kendlbacher. "Wir müssen die Luv- und Leeseite gleichzeitig messen", ergänzte Wolfgang Herrmann, der zusammen mit Oswald Rottmann ständig auf Achse ist, um Partikel zu erfassen. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und die Schutzgemeinschaft hätten bereits finanzielle Unterstützung zugesagt.

MdL Benno Zierer (Freie Wähler) dankte Kendlbacher dafür, die Postkarten des Vereins an die Abgeordneten im Landtag zu verteilen und sie so darüber zu informieren, dass am Flughafen täglich 600 000 Liter Kerosin verbraucht würden, bei deren Verbrennung jede Menge ultrafeine Partikel entstünden. Die Atemluft werde damit täglich mit neun Tonnen Schadstoff belastet, so Kendlbacher, "das ist das Elffache der Schadstoffemissionen der gesamten Stadt München". Die Reaktion der Abgeordneten auf diese Information seien bisher allerdings bescheiden, so Kendlbacher, "aber wir geben nicht auf".

Herrmann berichtete über die aktuellen Messergebnisse. So habe man erst kürzlich 34000 Partikel in der Neulandsiedlung und 29 000 in der Moosgasse gemessen, 19 000 seien es in der 7,2 Kilometer vom Flughafen entfernten Waldrandsiedlung gewesen. Im Januar habe man am Sportplatz in Marzling sogar 75 000 Partikel festgestellt. Und auch wenn die Flughafen GmbH das bestreite - es gebe keine Zweifel, dass die Messungen fachlichen Kriterien genügten. Aber die FMG versuche alles, um das Thema Ultrafeinstaub wegzudiskutieren.

Kein gutes Haar ließ der Bienensachverständige Tobias Kiel an der Honigkampagne der FMG. Die behauptet auf Flyern, dass die Luft um den Flughafen weder die Vitalität der Bienen noch die Qualität von Pollen, Wachs und Honig beeinträchtige. Der Schadstoffgehalt des regional erzeugten Honigs sei nicht höher als bei Honig aus flughafenentfernten Gebieten. Das sei zwar richtig, so Kiel, die FMG nutze hier aber lediglich den aktuellen Hype um die Bienen, um ihr Image aufzupolieren. Denn die Bienen reinigten die gesammelten Pollen. Schadstoffe kämen so erst gar nicht in den Honig. Ein "unbedenklicher Honig" sei deshalb kein Beweis für saubere Luft. Andere Behauptungen seien wissenschaftlich nicht zulässig und würden von Fachleuten nicht anerkannt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: