Hohe Investitionen, dickes Polster:Jammern auf hohem Niveau

Auch wenn es in Hallbergmoos nicht immer und ausschließlich aufwärts geht: Die Zahlen, die der Bürgermeister bei der Bürgerversammlung zur Finanzsituation vorgelegt hat, dürften bei Amtskollegen ein wenig Neid erzeugen

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Falls Amtskollegen am Dienstag bei der Bürgerversammlung im Hallbergmooser Gemeindesaal gesessen hätten, sie hätten wohl unisono etwas gesagt wie: "Heul leiser, Harald." Denn Bürgermeister Harald Reents (CSU) stellte in seinem Bericht eine ganze Latte von Investitionsmaßnahmen vor, die teilweise abgeschlossen sind, gerade realisiert werden oder geplant sind. Für rund 13 Millionen Euro sollen etwa Grundstücke gekauft, 7,4 Millionen in den Hochbau gesteckt und 2,9 Millionen in den Tiefbau investiert werden. Am Ende bleibt der Kommune laut Etatplanung dennoch ein Plus von 28,793 Millionen in der Kasse. Dennoch mahnte Reents, "nicht übermütig zu werden. Die Gemeinde steht gut da, aber . . ."

Die derzeit 213 Hallbergmooser Betriebe im Munich Airport Business Park (MABP) seien auch von der Weltwirtschaft abhängig und die Gemeinde ihrerseits von ein paar wenigen, großen Gewerbesteuerzahlern, gab Reents zu bedenken. Und einer davon, Cisco, wandere demnächst ab. 2015 hatten die Firmen das Rekordergebnis von 33,696 Millionen Euro an Gewerbesteuer in die Kasse gespült, heuer rechne man "vorsichtig", so Reents, mit nur 19 Millionen Euro. Denn das Geld bleibt nicht komplett in der Gemeinde: Etwa 15,5 Millionen müssen als Umlage an den Kreis gezahlt werden. 2017 sollen es sogar 17,4 Millionen sein. "Hallbergmoos ist die fünftgrößte Gemeinde im Landkreis, aber der zweitgrößte Umlagenzahler", sagte Reents.

Die Zahlen, die der Gemeinde vorliegen, zeigen, dass es tatsächlich in Hallbergmoos nicht immer nur aufwärts geht. Im Jahr 2015 waren es noch 220 Betriebe im MABP. Und auch die vermietete Bürofläche dort sank von 124 338 auf 123 019 Quadratmeter. Deshalb soll verstärkt in das Standortmarketing investiert werden - mit neuem Logo, Broschüren, Veranstaltungen und einem neuen Orientierungs- und Leitsystem.

Ansonsten waren von Bürgermeister Reents nur Erfolge zu berichten: die Einwohnerzahl stieg von 10 671 Ende 2014 auf 11 231 zum 31. Dezember 2015. Ein Sechstel davon sind Ausländer - und das aus rund 150 Nationen. Dass derzeit 140 Asylbewerber in vier Häusern und einem ehemaligen Hotel dort leben, fällt in der Gemeinde nur bei unmittelbaren Anliegern auf, ist aber auch in der Bürgerversammlung kein Thema. Mit 38,8 Jahren ist Hallbergmoos weiterhin eine der jüngsten Gemeinde Bayerns. Das drückt sich auch in 1599 Kindern bis zur 8. Klasse, die dort leben, aus. Ihnen stehen 861 Betreuungsplätze gegenüber. Man könnte mehr anbieten, so Reents, aber der Fachkräftemangel sei ein Problem, auch, wenn Hallbergmoos "Zuckerl" anzubieten habe, wie eine Arbeitsmarktzulage und günstige, gemeindeeigenen Mietwohnungen.

Wichtiges Thema in der Gemeinde ist das Wohnungsproblem. Zwölf Bebauungspläne stehen an oder ihr Verfahren läuft bereits. Im Jägerfeld-West soll demnächst mit der Ausschreibung der Grundstücke im Einheimischenmodell begonnen werden. Auch bei anderen Baugebieten soll Einheimischen billigeres Bauland als auf dem freien Markt angeboten werden. Laut Reents gibt es 450 Hallbergmooser, die Interesse daran bekundet haben. Im Jägerfeld-West soll zudem ein Projekt für Betreutes Wohnen realisiert werden.

Weil die Gemeinde wächst, wird die Kläranlage für insgesamt sieben Millionen Euro saniert und erhält eine Schlammfaulungsanlage. Der neue Bauhof, der etwa 250 000 Euro billiger wird als geplant (2,66 Millionen Euro), soll heuer fertig werden. In Planung sind unter anderem zudem: Anbau eines Lagerraums an die Dreifachturnhalle, ein viergruppiger Kindergarten (ebenfalls Jägerfeld-West), das Bürgerhaus am Rathausplatz, eine Nordumgehung und der Badeweiher Birkeneck.

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