Hohe Belastung:Warnung vor Ultrafeinstaub

Bürgerverein stellt Messergebnisse im Neufahrner Gemeinderat vor

Die Zahlen geben zu denken: Der Freisinger Bürgerverein zur Vermeidung von Lärm- und Schadstoffbelastung hat im Raum Neufahrn eine Ultrafeinstaub-Belastung gemessen, die bei Ostwind bis zu achtmal so hoch wie in der Landluft ist. "Das ist die Belastung, die durch den Flughafen entsteht", stellte Oskar Rottmann bei einer Präsentation im Gemeinderat fest. Bekanntlich gibt es in Neufahrn Überlegungen, ein eigenes Messgerät anzuschaffen oder sich eine solche Investition mit der Gemeinde Hallbergmoos zu teilen.

Der Bürgerverein warnt seit Monaten vor den Gesundheitsgefahren durch stark überhöhte Ultrafeinstaub-Werte am Flughafen und im Umland. Mitglieder des Bürgervereins sind regelmäßig mit mobilen Messgeräten unterwegs. Während in der Landluft 3000 Partikel pro Kubikzentimeter üblich sind, haben sie in Hallbergmoos zum Beispiel bis zu 89 000 Partikel pro Kubikzentimeter gemessen. Am Marzlinger Sportplatz waren es 75 000, an der Stoibermühle 68 000 und an der Lerchenfelder Kirche 35 000. Zwischen Freising und Neufahrn waren es bei Ostwind bis zu 25 400. Bei Westwind waren es 3600 Partikel pro Kubikzentimeter.

Die gesamten Schadstoff-Emissionen am Flughafen entsprächen 75 Prozent der Emissionen in der ganzen Stadt München, erklärte Gerhard Müller-Starck vom Bürgerverein, und er betonte: "Fahrverbote machen keinen Sinn, wenn der Flughafen außen vor bleibt und die Kapazität sogar noch aufgestockt werden soll." Die Ultrafeinstaub-Partikel, für die es noch keinen gesetzlichen Grenzwert gibt, seien besonders kritisch: Sie seien so winzig klein, dass sie durch die Lungenbläschen ins Blut gelangen und im ganzen Körper verteilt werden könnten. "1000 Flugzeuge am Tag emittieren so viele Ultrafeinpartikel wie 1000 Autos, die 18 mal pro Tag um die Erde fahren würden", warnte Müller-Starck.

Nach Ansicht von Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) ist zwar weitere Forschung nötig, da die Wirkung der Ultrafeinpartikel umstritten sei. Rottmann betonte aber, dass alle bisherigen Studien zu dem Ergebnis gekommen seien, dass der Ultrafeinstaub "erhebliche gesundheitliche Risiken" berge. CSU-Fraktionssprecher Burghard Rübenthal wollte wissen, ob es Aussagen zu eventuell erhöhten Sterblichkeitsraten gebe. Dazu bräuchte es eine Langzeitstudie, erklärte Müller-Starck. Das sei schon deshalb schwierig, weil es in der Region eine starke Fluktuation gebe. Hinzu komme, dass die Problematik erst in jüngerer Zeit zugenommen habe: "Die Ultrafeinpartikel entstehen durch immer feinere Einspritzungen in die Motoren."

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