Hochwasser läuft langsam ab:Noch einmal davongekommen

Die Lage in der Stadt Freising hat sich leicht entspannt. Lediglich in den Gemeinden entlang der Amper ist die Situation nach wie vor besorgniserregend. Stadtmoosach fließt plötzlich rückwärts

Von Kerstin Vogel

Hochwasser läuft langsam ab: Die Hochwasser-Lage in der Stadt Freising hat sich entspannt. Martin Flad räumt an der Gartenstraße die Sandsäcke wieder auf.

Die Hochwasser-Lage in der Stadt Freising hat sich entspannt. Martin Flad räumt an der Gartenstraße die Sandsäcke wieder auf.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Hochwasserlage in Freising hat sich am Dienstag leicht entspannt. Man blieb "vom Schlimmsten doch verschont", wie es Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher formulierte. Schon am Morgen konnte die für den Verkehr so wichtige Saarstraße wieder freigegeben werden. Helfer von THW und Feuerwehr drängten das Wasser im Laufe des Tages dann auch aus den zuvor völlig überfluteten Gebieten rund um die Garten- und die Fabrikstraße immer weiter zurück. Schlechte Nachrichten erreichten den Krisenstab dagegen aus dem Ampertal. Der Pegel der Amper werde noch bis auf 3,60 Meter am Pegel Inkofen steigen, hieß es am Vormittag. Zahlreiche Dämme seien überspült, die Kläranlage in Haag in Gefahr. Hier konnte auch am späten Nachmittag nich keine endgültige Entwarnung gegeben werden. Den ganzen Tag über waren rund 350 Einsatzkräfte landkreisweit im Einsatz.

Um 18 Uhr am Montagabend hatte Landrat Michael Schwaiger doch noch den Katastrophenfall für den Landkreis ausgerufen und damit mehr oder weniger das Heft in die Hand genommen. Wegen der Dauer der Einsätze für die einzelnen Helfer und der benötigten Hilfsmittel habe man "erheblichen Koordinierungsbedarf" gesehen, begründete Schwaiger seine Entscheidung am Dienstag. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz habe Kreisbrandmeister Heinz Fischer zum Einsatzleiter bestellt, der sich mit seinen Abschnittsleitern dann vor allem um die weiter anschwellende Amper gekümmert habe.

Kritisch war die Lage in der Nacht vor allem in Schnotting, Helfenbrunn, Palzing und Haag - und nicht überall konnten die freiwilligen Helfer von Feuerwehr und THW trotz unermüdlichen Einsatzes das Aufweichen und Überlaufen der Dämme verhindern. Gehalten aber haben am Ende alle. In Palzing wurden die Anwohner noch in der Nacht via Lautsprecher vor der Gefahr gewarnt, in der Zollinger Turnhalle wurden Betten für den Notfall bereit gehalten - zum Glück aber nicht benötigt. Schwaiger war voll des Lobes: Die Hilfe laufe sehr gut und man sei ohne Unfälle und Verletzte durch das Hochwasser gekommen, betonte er. Einen Anlass, den Katastrophenalarm aufzuheben, sah der Landrat am Dienstag noch nicht, unter anderem, weil der höchste Pegelstand der Amper erst im Lauf des Tages erwartet wurde.

Auch für die Stadt Freising mochte noch niemand Entwarnung geben. Hier ist es nun vor allem das Grundwasser, das den Verantwortlichen Sorge bereitet. Wenn der Pegel der Isar sinke, steige anschließend das Grundwasser, so die Befürchtung von Feuerwehrkommandant Anton Frankl. Das bedeute neue Gefahren für die Keller in Lerchenfeld, am Seilerbrückl und in der Neulandsiedlung. An der Gartenstraße und rund um die Fabrikstraße haben die Feuerwehr und Helfer des THW - mit Unterstützung von Einheiten aus Dachau - unterdessen damit begonnen, erste Keller leer zu pumpen. Allerdings erneuerte der Oberbürgermeister die Warnung, unüberlegt mit den Pumparbeiten zu beginnen. Wenn der Druck durch das Grundwasser noch zu hoch sei, spiele bei manchen, vor allem alten Häusern die Statik nicht mit.

Um Platz für das Wasser aus den Kellern zu schaffen, wurde am Dienstag die Kanalisation frei gepumpt, kaum dass die Moosacharme wieder etwas fassen konnten. Ein Kuriosum konnte man am Vormittag an der Stadtmoosach nahe der Karlwirtkreuzung sehen. Dort floss das Wasser vorübergehend rückwärts - ein Phänomen, für das man beim Wasserwirtschaftsamt spontan keine Erklärung hatte. Denkbar wäre aber, dass hier das Wasser vom übervollen Thalhauser Bach hineindrückte.

Als wertvolle Unterstützung haben sich in der Krise einmal mehr die Einsatzkräfte des Roten Kreuzes erwiesen. Mit 40 Helfern und "chauffiert" von der Wasserwacht habe man Montagabend die gefluteten Häuser an Garten-, Fabrik- und Saarstraße abgefahren, berichtete Hubert Böck: Vier Menschen habe man auf deren Wunsch mitgenommen und woanders untergebracht, 35 weitere Anwohner seien mit Essen versorgt worden. Außerdem seien 25 Mann damit beschäftigt, auch die Einsatzkräfte mit Essen zu versorgen.

Einigermaßen beruhigt hat sich die Situation auf den Straßen. Offenbar ließen einige Freisinger am Dienstag die Autos stehen. Noch für einige Tage gesperrt bleiben wird wohl die B 11 in der Tuchinger Kurve. Auch die Straße zwischen Zolling und Palzing ist wegen eines Erdrutsches bis auf weiteres nicht passierbar.

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