Historischer Moment:Brückenschlag über die Isar

Historischer Moment: Oben spaziert man drüber, von unten sieht man die spektakuläre Konstruktion: Der neue Freisinger Isarsteg ist fertig.

Oben spaziert man drüber, von unten sieht man die spektakuläre Konstruktion: Der neue Freisinger Isarsteg ist fertig.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ein in der Vergangenheit nicht ganz unstrittiger Steg verbindet jetzt - ein Jahr nach dem Spatenstich - die Freisinger Stadtteile Neustift und Lerchenfeld. Nachts bleibt die Brücke dunkel.

Von Kerstin Vogel, Freising

Auf den Tag genau vor einem Jahr war der erste Spatenstich gesetzt worden, am Freitag wurde der neue Steg über die Isar, der viel zitierte Brückenschlag zwischen Neustift und dem Stadtteil Lerchenfeld, nun offiziell eingeweiht und für die Bürger freigegeben. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sprach von einem "spannenden und historischen Moment", Landwirtschaftsminister Helmut Brunner äußerte die Hoffnung, die neue Brücke möge "die Menschen auf der einen Seite mit denen auf der anderen verbinden" - und Architekt Christoph Mayr war vor allem eines: sehr zufrieden.

"Wir finden, sie ist gut geworden", sagte er grinsend - und der Applaus der geladenen Gäste gab ihm mit dieser Einschätzung wohl recht. Dabei war es kein leichtes Unterfangen, das hier mitten im Auwald umgesetzt werden sollte. Innovativ und in jeder Hinsicht besonders sollte der neue Isarsteg werden, sonst hätte es keine Förderung aus den Leader-Mitteln der EU gegeben.Stolze 756 000 Euro wurden aus diesen Töpfen zu den Gesamtkosten von 2,2 Millionen Euro beigesteuert, wie auch Minister Brunner in seinem Grußwort noch einmal betonte.

So eine Summe konnte man sich im Freisinger Rathaus nicht entgehen lassen und entschied sich für den Entwurf der Planungsgruppe Bergmeister und Mayr: Ein 156 Meter langes, 3,40 Meter breites Bauwerk, das die Isar nun ohne jede Stütze im Flussbett auf etwa 56 Metern überspannt.

Angefertigt wurde der Steg aus einem besonderen Stahl, der das Versprechen, sich perfekt in die Natur des Auwaldes einzufügen, tatsächlich ganz gut erfüllt. Eine gewollte Rostschicht soll das Material im Laufe der Jahre überziehen und als Schutz fungieren. Auf beiden Seiten der Isar dienen je eine Treppe und eine lang gezogene Rampe als Stützelemente, wie Architekt Mayr erläuterte - die Barrierefreiheit ist damit ebenfalls gegeben.

Dass sich die Fertigstellung des Isarstegs am Ende um knapp drei Monate verzögert hat, durfte da eigentlich nicht überraschen. So gab es kleinere Schwierigkeiten bei der passgenauen Anfertigung der Brückenteile, deren mit 45 Metern längstes Teil Mitte Juni in einer spektakulären Aktion an seinen Platz gehoben wurde. Außerdem mussten die Bauarbeiten im Mai kurzzeitig eingestellt werden, weil die Isar Hochwasser führte. Im Juli behinderten die extrem hohen Temperaturen die Arbeiten zusätzlich.

Ganz unumstritten war die Planung im Übrigen auch nicht. Zwar haben die Stadträte das Ziel, im Westen und Osten der Stadt je einen Steg über die Isar zu bauen schon 1998 im Flächennutzungsplan verankert. Zum einen aber hätten viele Bürger den Brückenschlag auf Höhe des Schlütergeländes für vordringlicher erachtet. Zum anderen aber kritisierten Naturschützer den im Osten ausgewählten Standort, der immerhin mitten im FFH-Schutzgebiet liegt.

Lange zog der Bund Naturschutz sogar eine Klage gegen den Steg in Erwägung, weil ihm die Eingriffe in den Auwald zu gravierend erschienen. Seinen Verzicht auf gerichtliche Schritte erklärte der BN erst, als die Stadt im Juli im Gegenzug vom Bau des ebenfalls nahe der Luitpoldanlage geplanten Naherholungsgebietes Isarschleife Abstand nahm.

Durchgesetzt haben sich die Naturschützer in einer anderen Frage, die den Steg betrifft. Eine nächtliche Beleuchtung wird es zum Schutz von Insekten und Fledermäusen nicht geben. Trotz dieses von einigen Bürgern als Manko empfundenen Umstands sprach Minister Brunner am Freitag von einem "Vorzeige-Steg, der in besonderer Weise Nachhaltigkeit, Naturschutz und modernes Design verbindet". Gleichzeitig übernehme die Brücke eine wichtige Funktion, indem sie eine Anbindung etwa an den überregionalen Isarradweg oder auch den meditativen Isarweg der Stadt Freising schaffe.

Ein paar Restarbeiten sind nun noch zu erledigen, wie Mayr berichtete - und die Bauarbeiten an der Brücke haben Arbeit für Stadtarchivar Florian Notter zu Tage gefördert. Gefunden wurden zwei alte Grenzsteine mit den Buchstaben "GF", deren Herkunft es nun zu klären gilt.

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