Hilfscops für Freising:Keiner darf einfach Polizist spielen

Hilfscops für Freising: Bei der Freisinger Polizei glaubt man nicht an die Vorzüge von schnell ausgebildeten Hilfspolizisten. Auf dem Bild hilft Polizeichef Ernst Neuner einem Polizisten in die Dienstjacke.

Bei der Freisinger Polizei glaubt man nicht an die Vorzüge von schnell ausgebildeten Hilfspolizisten. Auf dem Bild hilft Polizeichef Ernst Neuner einem Polizisten in die Dienstjacke.

(Foto: Einfeldt)

Freisings Polizeichef Ernst Neuner ist wenig begeistert von dem Vorschlag, mit Hilfspolizisten gegen Wohnungseinbrecher vorzugehen. Ihn treibt die Sorge um, dass damit Ausbildungsstandards aufgeweicht werden.

Von Christian Gschwendtner, Freising

Ernst Neuner, der Leiter der Freisinger Polizeiinspektion, ist wenig begeistert vom jüngsten Vorstoß von Bundesinnenminister Thomas De Maiziére. Ob Hilfspolizisten wirklich als probates Mittel gegen Einbrecher taugen? Neuner jedenfalls ist skeptisch. Ihn treibt eher die Sorge um, dass dadurch die Ausbildungsstandards der Polizei aufgeweicht werden könnten. Als Polizist trage man eine hohe Verantwortung, so der Polizeichef, so gut wie jede Maßnahme stelle einen Eingriff in Persönlichkeitsrechte dar. Umso wichtiger ist es ihm, dass seine Polizisten zu 100 Prozent wissen, was sie da tun. Neuners Credo lautet: "Lieber ein paar Köpfe weniger, dafür aber vernünftig ausgebildet."

Hinzu kommt: Das Einbrecherproblem ist im Landkreis weitaus geringer als anderswo. Im Freising und Umgebung lag die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr bei 35. Ein Jahr zuvor waren es noch 53 Delikte. Ein ähnliches Bild ergibt sich für den Zuständigkeitsbereich der Moosburger Polizeiinspektion. Dort stagniert die Zahl der Wohnungseinbrüche im selben Zeitraum bei 20 Vorfällen. In einem Viertel der Fälle scheiterten die Eindringlinge sogar noch vor der Wohnungstür. Fette Beute Fehlanzeige. "Jeder Einbruch ist natürlich einer zu viel", sagt der Moosburger Polizeichef Christian Bidinger. Gleichwohl betonte er, dass die Quote in früheren Jahren schon einmal deutlich höher war. Bidinger ist ebenfalls der Meinung, dass bei der Polizisten-Ausbildung einheitliche Standards vorherrschen sollten. "Alles andere ist keine Idealform", sagt der Moosburger.

Hilfspolizisten werden nur im Schnellverfahren ausgebildet

Anders als reguläre Beamte werden die heiß diskutierten Hilfscops im Schnellverfahren ausgebildet. Ihr Einsatz ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. In Bayern behilft man sich zum Beispiel mit einer Sicherheitswacht, die noch weit davon entfernt ist "Hilfs-Sheriff" zu spielen. Neuner bezeichnet sie als die "erweiterten Augen und Ohren" der Polizei. Prinzipiell gilt: die Sicherheitswacht wird immer dort eingesetzt, wo Straftaten drohen, die Gefährdungslage aber nicht so akut ist, dass Polizisten ständig vor Ort sind. Auch in Freising gibt es seit geraumer Zeit einen solchen Ableger. Fünf Mitglieder sind es momentan.

Man erkennt die Männer und Frauen an den Jacken und T-Shirts mit dem Aufdruck "Sicherheitswacht" und den Basecaps, die sie tragen. Eine "Polizei light" stellen sie aber nicht dar. Laut Polizeichef Neuner haben die Helfershelfer vor allem zwei Aufgaben: Präsenz zeigen und Bürgernähe demonstrieren. Letzten Endes verfügen sie nur über Jedermanns-Rechte. Ertappt die Sicherheitswacht einen Einbrecher auf frischer Tat, darf sie ihn bis zum Eintreffen der regulären Polizisten festhalten. "Es ist und bleibt ein Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung", sagt Neuner. Acht Euro bekommen die Ehrenamtlichen dafür, dass sie der Freisinger Polizeiinspektion zuarbeiten.

Die Sicherheitswacht in Moosburg hat sich wieder aufgelöst

Auch in Moosburg gab es bis vor kurzem noch eine Sicherheitswacht. Wegen Krankheitsfällen, Umzügen und anderen Problemen blieb am Ende allerdings nur noch ein aktives Mitglied übrig. Das unterstützt jetzt die Freisinger Sicherheitswacht bei ihren Streifzügen. Erspähen die Freiwilligen etwas Verdächtiges, erstatten sie Meldung. Um ihr Amt ausüben zu dürfen, haben sie einen 40-stündigen Abendkurs durchlaufen. Insbesondere bei Zeugenaussagen kann das Wissen der Sicherheitswacht einen Unterschied machen. Laut Neuner ist sie speziell dafür geschult auf Dinge zu achten, auf die es ankommt.

Der Polizeichef selbst wird auf Fortbildungslehrgängen schon einmal nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt. Wie er es denn mache, dass die Zahl der Einbrüche in Freising so gering sei. Neuner ist dann ratlos: "Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich es nicht". Mit Infoveranstaltungen, einer hoher Präsenz und einer aufmerksamen Zivilbevölkerung habe man aber gute Voraussetzungen geschaffen.

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