Hilfe für Obdachlose :Sicher für eine Nacht

Lesezeit: 1 min

Auch Bärbel Würdinger von Prop befürwortet die Einrichtung von Notschlafstellen. (Foto: Marco Einfeldt)

Vertreter der "Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft" wünschen sich die Einrichtung einer Notschlafstelle

Die Arbeitskreise Sucht sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) befürworten die Einrichtung einer Notschlafstelle für ihre Klientel im Landkreis Freising. Den Wunsch äußerten Bärbel Würdinger von der Suchtberatungsstelle Prop und Harald Riemann vom Jugendwerk Birkeneck während der Vollversammlung der PSAG. "Der Bedarf ist da", bekräftigte Riemann. Vorsitzende Antonie Beister machte da wenig Hoffnung. Sie glaube nicht, dass ein Landkreis, der die Obdachlosen auf die Straße geschickt habe, auf so einen Wunsch reagiere. Die PSAG-Vorsitzende spielte mit ihrem Einwand auf die Schließung der Männerherberge an der Kammergasse in Freising an.

Bärbel Würdinger unterstützte den Wunsch Riemanns nach einer Notschlafstelle für Jugendliche, beispielsweise von Kindern suchtkranker Eltern. Eine Inobhutnahme empfindet die Geschäftsführerin der Prop-Suchtberatungsstelle als zu drastische Maßnahme. "Außerdem lassen sich 16-Jährige nicht mehr in Obhut nehmen", fügte sie hinzu.

Riemann berichtete, dass unter den Sozialpädagogen in den verschiedenen Einrichtungen Ängste bestünden, wie sie mit möglichen Selbstmordgedanken von Jugendlichen umgehen sollten, die diese mehr oder weniger offen andeuten. Nach Erfahrungen von Streetworkern wenden sich die Betroffenen nur ungern an etablierte Organisatoren wie etwa die Caritas. "Deren Namen wirken eher abschreckend", erläuterte Riemann. An weniger kommerzielle Einrichtungen kleinerer Träger würden sich die Jugendlichen vielleicht eher wenden.

Kristina Kluge, Sprecherin des Arbeitskreises Erwachsenenpsychiatrie, berichtete, dass der Dienst "Perspektive" seine Arbeit im Landkreis eingestellt habe. Grund dafür sei, dass ein Mietvertrag nicht verlängert worden sei. Agnes Stimmelmaier, Sprecherin des Arbeitskreises Gerontopsychiatrie, berichtete über eine steigende Nachfrage im Fachbereich der Psychiatrie für ältere Menschen. Sehr hilfreich bei der Bewältigung der Aufgaben sei die Fachstelle für Pflegende Angehörige. Edith Wesel (Caritas) und Marianne Lieb (Arbeiterwohlfahrt) koordinieren dort niederschwellige Betreuungsangebote. Beide berichteten, dass ihnen bei ihrer Arbeit gravierende Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten auffielen. Marianne Lieb stellte fest, dass die Nachfrage auf dem Land bei weitem nicht so groß sei wie in Städten oder größeren Gemeinde. Vielleicht, weil dort Nachbarschafthilfen die Funktion der Fachstelle übernähmen, mutmaßte sie. Bärbel Würdinger bemerkte, dass die Suchtberatungsstelle Prop eine Unterversorgung für Menschen festgestellt habe, die unter exzessivem Medienkonsum leiden. Dieser Zielgruppe sowie Spielsüchtigen will Prop 2016 einen Schwerpunkt in der Arbeit widmen.

© SZ vom 28.05.2015 / beb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: