Haushalt unter Dach und Fach:Hohe Einnahmen, stattliche Ausgaben

Haushalt unter Dach und Fach: Futuristische Bürogebäude sind das Markenzeichen des Hallbergmooser Munich Airport Business Parks.

Futuristische Bürogebäude sind das Markenzeichen des Hallbergmooser Munich Airport Business Parks.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Gemeinde Hallbergmoos nimmt erstmals seit Jahren einen Kredit für den Bau von Einfachwohnungen auf, weil dies staatlich gefördert wird. Im kommenden Jahr soll dann wieder mehr gespart werden

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Es läuft gut mit den Finanzen in Hallbergmoos, dennoch war dem Gemeinderat ein wenig mulmig, als er diese Woche endlich den Haushalt 2017 beschlossen hat. Dass man vier Monate lang quasi haushaltslos wirtschaftete, liegt am fehlenden Personal in der Finanzabteilung, ist aber auch ein bisschen Tradition im Rathaus. Die Zahlen freilich sind dazu angetan, nachsichtig zu sein, denn allein die Gewerbesteuereinnahmen werden in diesem Jahr zehn Millionen Euro über den 19 Millionen Euro liegen, mit denen man zunächst rechnete. Verantwortlich dafür, erklärte Kämmerer Thomas Grüning, seien hohe Voraus- und Nachzahlungen, die allerdings nur einmalig heuer anfallen. Mittelfristig hält er 19 Millionen für realistisch.

Nachdem Hallbergmoos 2002 bayernweit zu den ersten beiden Gemeinden gehörte, in denen die doppische Haushaltsführung angewandt wurde, gibt es einen Ergebnishaushalt für die Aufwendungen und Erträge des aktuellen Jahres und einen Finanzhaushalt, der die voraussichtlichen Geldflüsse darstellt. In diesem Jahr weist der Ergebnishaushalt 51,89 Millionen Euro an Erträgen aus, denen 47,16 Millionen an Aufwendungen gegenüber stehen. Damit erwirtschaftet Hallbergmoos laut Plan einen Überschuss von 4,7 Millionen Euro.

Zu den größten Ausgabeposten gehört die Kreisumlage, die sich auf 16 Millionen Euro belaufen wird. Dass die Gemeinde angesichts der vielen geplanten Investitionen trotz des erwirtschafteten Überschusses Geld zuschießen muss, geht aus dem Finanzplan hervor, der mit einem Saldo von knapp 1,6 Millionen Euro abschließt. Ursache sind Investitionen in Höhe von 13,2 Millionen Euro, die nicht aus dem laufenden Haushalt gedeckt werden können. Dass das bislang schuldenfreie Rathaus seinen durchaus komfortablen Spargroschen von über 53 Millionen Euro nicht noch mehr angreift, liegt daran, dass man sich zu einer Kreditaufnahme entschieden hat. Grund dafür ist die staatliche Förderung von Einfachwohnungen, die auch ein zinsverbilligtes Darlehen enthält. Fünf Millionen Euro Schulden wird die Gemeinde deshalb aufnehmen, um das in der Predazzoallee geplante Projekt "vergünstigtes Wohnen" umzusetzen.

Der Hallbergmooser Bürgermeister Harald Reets (CSU) verbarg seine Zufriedenheit mit dem Haushalt nicht, er sei froh, "dass der Inhalt so ist, wie er ist", sagte er. Allerdings zögen die Investitionen laufende Kosten durch die Instandhaltung der geplanten Gebäude, ebenso wie durch zusätzliches Personal. "Weiter gilt die Prämisse: auf Sicht fahren", so Reents. Sein Parteikollege Christian Krätschmer stimmte dem zu. Er verwies zwar auf die inzwischen auf fast zwei Millionen Euro gestiegenen Einkommensteueranteile, mahnte aber, die Gemeinde sei absolut abhängig von der Gewerbesteuer, die zu zwei Dritteln von einigen wenigen Firmen stamme. Das berge eine gewissen Gefahr, und mache aktive Wirtschaftsförderung umso wichtiger.

Stefan Kronner (SPD) mahnte an, dass bei allem Verständnis für die überlastete Kämmerei der Haushalt künftig doch etwas früher fertiggestellt werden solle, "wir hätten schon gerne mehr Zeit, in den Haushalt rein zu schauen", so Kronner. Angesichts dessen, dass Hallbergmoos künftig jedes Jahr mindestens 16 Millionen Euro Gewerbesteuer benötigt, um seine Aufgaben zu erfüllen, sah es Kronner als nötig an, im nächsten Jahr die Ausgaben-Seite genau auf Einsparpotenzial hin zu durchforsten. In dasselbe Horn stieß Robert Wäger von den Grünen. Auch er mahnte, die Folgekosten der Investitionen und des zusätzlichen Personals im Auge zu behalten, "hier wäre ein Altersplan sinnvoll". Immerhin könnte der Jahreshaushalt 2018 früher vorliegen, bei den beschlossenen Stellenmehrungen ist nämlich auch eine Halbtagsstelle für die Kämmerei dabei.

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