Prosperierende Gemeinde am Rande des Flughafens:Ziemlich viel Moos

Prosperierende Gemeinde am Rande des Flughafens: Viel Arbeit im Rathaus: In Hallbergmoos stehen viele Investitionen an - doch um die Finanzen muss man sich keine allzu große Sorgen machen.

Viel Arbeit im Rathaus: In Hallbergmoos stehen viele Investitionen an - doch um die Finanzen muss man sich keine allzu große Sorgen machen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Harald Reents weiß bei seiner ersten Bürgerversammlung in Hallbergmoos eigentlich nur Positives zu berichten: Die Rücklagen sind beachtlich, die Gewerbesteuer sprudelt, die Schulden sind beglichen

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Bürgermeister Harald Reents (CSU) ist zwar "kein richtiger" FC-Bayern-Fan, aber dass wegen seiner ersten Bürgerversammlung ein Hallbergmooser das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona nicht sehen kann, das wollte er nicht. Deshalb hatte er kurzfristig die Versammlung eine Stunde vor, auf 19 Uhr, verlegt. Und seinen Teil des Versprechens, rechtzeitig mit seinem Rechenschaftsbericht fertig zu sein, erfüllte er. 20.15 Uhr war Schluss. Dachten wohl fast alle, denn Reents hatte eigentlich nur Positives verkündet: "Uns geht es einigermaßen gut", sagte er und "Hallbergmoos hat Moos", was im übertragenen Sinne stimmt. Die Gemeinde hat Rücklagen von rund 36 Millionen Euro und investiert in diesem Jahr kräftig.

Seine Frage, ob es denn aus den Reihen der rund 65 zur Versammlung gekommenen Bürger noch Fragen gibt, schien deshalb reine Formsache zu sein. Doch einige Hallbergmooser drückte doch der Schuh. Keine große Druckstellen, eher kleine. Sie wollten wissen, warum das Goldacher Leichenhaus so teuer wird (rund 950 000 Euro), da müsse doch eine Fehlplanung dahinter stecken; wann endlich etwas zur Verbesserung der Situation für Fußgänger und Radfahrer in Freisinger- und Theresienstraße gemacht werde; die Ausfahrten bei der Raiffeisenbank und beim Rewe seien "eine Katastrophe"; in diversen Straßen werde zu schnell gefahren und zu wild geparkt.

Da war es dann schon 20.30 Uhr und es setzte im Gemeindesaal eine erste Abwanderungswelle ein, da das Fußballspiel um 20.45 Uhr beginnen sollte. Doch für einige Bürger war es wichtiger zu erfahren, wie viele und wo die Haltestellen der neuen Buslinie 515 nach Erding liegen und warum im Weißdornweg immer noch ein Baum mit 25 Zentimeter Durchmesser steht, der den Verkehr behindere. Reents hatte auf fast alles Antworten, war dies nicht der Fall, versprach er, dass er beziehungsweise die Verwaltung sich darum kümmern werde. Als die letzte Frage gestellt war, um 20.37 Uhr, setzte der Run auf die Fernseher daheim ein.

Reents erste Zwischenbilanz nach knapp einjähriger Amtszeit, die auch in einer 55-seitigen Broschüre auslag, war ein Bericht der guten Nachrichten. Die Gemeinde hat mittlerweile die 10 000-Einwohner-Grenze überschritten. 85 verschiedene Nationalitäten leben in Hallbergmoos, darunter 41 Asylbewerber und knapp 125 junge, unbegleitete Flüchtlinge. "Hallbergmoos ist ein sehr offener Ort", sagte Reents. Und dank des Engagements von Bürgern und Firmen werde man auch die Herausforderung meistern, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Die würden kommen, "da der Strom der Flüchtlinge nicht abreißt". Dass die Kommune Geld hat, sei vor allem den örtlichen Gewerbesteuerzahlern zu verdanken. Rund 30 Millionen Euro waren es vergangenes Jahr, mit 23 Millionen rechne man - vorsichtig geplant - 2015. Die Gemeinde hatte Mitte 2014 die letzten Schulden abbezahlt.

Deshalb kann Hallbergmoos in viele Baumaßnahmen investieren: in die Erweiterung der Kläranlage (rund 6,5 Millionen Euro), einen neuen Bauhof (2,66 Millionen), neue Obdachlosencontainer, die Fertigstellung des Goldacher Leichenhauses, die Umgestaltung des Pausenhofes der Grundschule, in ein neues Wohnhaus am Tassiloweg mit günstigen Mieten vor allem für Erzieherinnen und Gemeindepersonal und einen behindertengerechten Zugang zum S-Bahnhof Hallbergmoos (1,94 Millionen Euro). Zudem werden Baugebiete ausgewiesen ("Jägerfeld West" mit Kinderhaus und betreutem Wohnen) und der mögliche Ausbau des Badeweihers Birkeneck voran getrieben. Auch an einem Einheimischenmodell werde gearbeitet. Es wird aber auch abseits von Baumaßnahmen kräftig investiert. Auch von der Kinder- und Jugendarbeit gab es nur Positives zu berichten. "Hallbergmoos ist kein Problemort", sagte der Bürgermeister. Die Zahl der Besucher im Jugendheim steige, ebenso bei den Ferienprogrammen. Mit einem Altersdurchschnitt von 38,4 Jahren liegt Hallbergmoos sogar unter dem des Landkreises Freising, der wiederum mit 39,7 Jahren der "jüngste" im Bundesgebiet ist. Die mobile Jugendarbeit wird 2015 um einen zweiten Sozialarbeiter erweitert.

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