Hallbergmoos:Willkommene Unterstützung

Hallbergmoos: Die Leiterin der Hallbergmooser Tafel, Tanja Vogel, sichtet vor dem Tag der offenen Tür an diesem Samstag die Warenbestände noch mal.

Die Leiterin der Hallbergmooser Tafel, Tanja Vogel, sichtet vor dem Tag der offenen Tür an diesem Samstag die Warenbestände noch mal.

(Foto: marco einfeldt)

Die Hallbergmooser Tafel hat vor zehn Jahren klein angefangen, mittlerweile versorgt sie 300 Menschen mit Lebensmitteln. Anlässlich des Jubiläums gibt es am Samstag einen Tag der offenen Tür

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Zehn Jahre sind im allgemeinen Weltgeschehen eine kurze Zeitspanne, doch für die Tafeln im Großraum München hat sich in dieser Zeit in der Regel enorm viel geändert - auch für die Tafel Hallbergmoos, die einmal die Woche Lebensmittel an bedürftige Menschen gegen ein geringes Entgelt verteilt. Bürger aus Eching und Neufahrn sind ebenfalls berechtigt, die Einrichtung aufzusuchen. Geleitet wird sie von der Nachbarschaftshilfe Hallbergmoos, einem anerkannten Mütter- und Familienzentrum. Zu ihren Hauptaufgaben gehört neben der Arbeit mit Kindern vor allem die Hilfe für in Not geratene Mitbürger. Am Samstag, 20. Juni, wird das Zehnjährige mit einem Tag der offenen Türe im Tafelladen (Hauptstraße 56) von 10 bis 16 Uhr und einem kleinen Festakt von 18 Uhr an gefeiert.

Das Motto "Jede Hand wird gebraucht, jede Hilfe zählt" ist nach wie vor aktuell. Rund 50 ehrenamtliche Helfer betreuen und unterstützen derzeit 300 Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen auf Hilfe angewiesen sind. Sei es, weil sie nur eine kleine Rente haben, Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe erhalten, bedürftige Alleinerziehende oder weil es Familien mit geringem Einkommen sind. Doch es geht den Mitarbeitern der Nachbarschaftshilfe nicht nur darum, diese Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. "Im Vordergrund steht die Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Tanja Voges, die Leiterin der Tafel. Deshalb suche der Verein auch stets Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, sei es bei der Tafel oder Nachbarschaftshilfe.

Angefangen hat alles 2005 mit der Hilfe für ein paar Familien, die in den Obdachlosencontainern untergekommen waren. "Wir waren damals mehr Helfer als Bedürftige", sagt Voges. Die Lebensmittel wurden den Familien privat hingefahren. Doch schnell sei klar geworden, dass es eigentlich in der Gemeinde mehr Bedürftige gibt. 2006 gründete man deshalb einen Verein, der sich der Freisinger Tafel anschloss. Die Struktur des heutigen Vereins vergleicht die Tafelleiterin mit einer kleinen Firma. "Wir haben Fahrerteams, Sortier-, Ausgabe- und Logistikteams. Dazu zwei Kleinbusse." Dahinter stecke jede Menge Organisation. "Aber es funktioniert und wir haben trotz des Ernstes der Lage viel Spaß bei der Arbeit", sagt Voges.

Die Tafelarbeit beschränkt sich aber nicht nur auf die Ausgabe von Lebensmitteln. "Wir versuchen auch, einen zwischenmenschlichen Kontakt aufzubauen", sagt die Leiterin, denn hinter jeder Person stecke ein Einzelschicksal. Deshalb gibt es auch eine kleine Kaffeeecke, in der die Hilfeempfänger untereinander in Kontakt kommen, sich austauschen können.

Wichtig ist der Hallbergmooser Tafel, dass sie sich als "Einkäufer" fühlen, nicht als Bittsteller. Deshalb wird jedes Mal ein symbolischer Euro verlangt. Asylbewerber werden nicht versorgt. "Das würde unsere Grenzen sprengen" angesichts der auch schwer kalkulierbaren Zahlen, da immer mehr Asylbewerber erwartet werden, sagt Voges. Wenn sie anerkannt seien, dürften sie aber kommen.

Große Sorgen bereitet der Tafelleiterin die ständig wachsende Altersarmut. "Viele schämen sich, ihre Notlage einzugestehen", sagt Voges. "Sie haben ein Leben lang gearbeitet und verstehen gar nicht, warum sie im Alter auf Hilfe angewiesen sind. Die Fassade, dass alles okay ist, wird so lange aufrecht erhalten, bis es gar nicht mehr geht."

Relativ gut sei zum Glück derzeit die Spendenbereitschaft der Lebensmittelhändler im Umkreis, wozu ja auch seit längerem Eching, Neufahrn und der Flughafen zählen, wie Voges sagt. Die Bedürftigen in den Nachbargemeinden fährt ein Bus an den Ausgabetagen nach Hallbergmoos. Auch die Gemeinde unterstütze großzügig die Tafel. Zusätzlich zu den Lebensmitteln können Bedürftige einmal im Monat eine Kleiderkammer besuchen. Außerdem vermitteln die Tafelmitarbeiter Möbelspenden und die Schulkinder erhalten die komplette Schulausstattung. Zum Teil auch in Form eines Gutscheins, damit sie sich selber etwas aussuchen können. Für Infos und Hilfen steht Tanja Voges unter 01 70/9 76 04 30 zur Verfügung.

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