Hallbergmoos:Kultursommer mit furiosem Finale

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Illuminationen und Feuerwerk begeistern die Hallbergmooser, doch die Akzeptanz der Veranstaltung ist steigerungsfähig

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Die bundesweit bekannte Kindermusikgruppe Donikkl, das große Jugendsinfonieorchester Odeon und die wortgewandte Kabarettistin Franziska Wanninger haben vergangenes Wochenende den Hallbergmoosern zusätzlich zu den hohen Temperaturen eingeheizt. Zumindest denen, die in den Sport- und Freizeitpark gekommen sind, denn alle drei Veranstaltungen des Hallberger Kultursommers waren bei weitem nicht ausverkauft. Dabei stimmte das Wetter, und die Eintrittspreise bewegten sich zwischen 9,50 für Donikkl und 16 Euro an der Abendkasse für das Orchester.

Dennoch ist Sportpark-Manager Benjamin Henn zufrieden: "Es war das erste Mal, dass wir so etwas veranstalten. Aber diejenigen, die gekommen sind, waren sehr angetan von der Atmosphäre, vom Programm", sagte er. Zudem sei es ein sehr heißes Wochenende gewesen. Der Kultursommer müsse sich erst herumsprechen, dann werde auch die Akzeptanz besser, versichert Henn. Von einem "ausverkauften Haus" habe man höchstens träumen können.

Den Hallbergmoosern, die lieber daheim blieben, ist beispielsweise ein glänzend aufgelegtes Jugendsinfonieorchester am Samstagabend entgangen. Unter Leitung von Julio Doggenweiler Fernández spielten die etwa 50 jungen Musiker vor knapp 100 Zuhörern auf der Seebühne die Ouvertüre zu "Ruslan & Ljudmila" von Mikail Glinka und ein Konzert für Posaune und Orchester von Launy Grondahl. Entgegen aller Befürchtungen war die Temperatur am Abend angenehm und ab und an wehte eine leichte Brise. "Genau die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit", meinte Dirigent Doggenweiler Fernández.

Je mehr die Abenddämmerung einsetzte, umso mehr wurde das Potenzial nicht nur der Musiker, sondern auch des Veranstaltungsortes erkennbar: quasi "brennende", rot beleuchtete Büsche, hohe Lichtsäulen und ein Orchester, das sich im Wasser des Sees vor der Bühne spiegelt. "Von der Stimmung, dem Licht waren viele begeistert, auch ich", sagte Benjamin Henn. Die Flugzeuge im Hintergrund waren kaum zu hören. Das einzige was Julio Doggenweiler Fernández an dem Abend nicht im Griff hatte, waren die Frösche, die ab und an in leisen Stellen der 4. Sinfonie von Peter Tschaikowsky ihr "Quak" dazu gaben. Zum Abschluss spielte das Jugendorchester noch den feurigen "Säbeltanz" von Aram Chatschaturjan - so furios, dass auch die jungen Musikerkollegen, die nach der Pause nicht zum Einsatz kamen, begeistert applaudierten.

Mehr oder weniger das gesamte Ensemble ließ sich auch nicht das mehrminütige Feuerwerk entgehen, das am Hallbergmooser Himmel abgebrannt wurde und ein ebenso furioses Finale des Abends bildete.

Am besten besucht war am Freitag Donikkl, wie Henn sagt, aber auch zu Franziska Wanninger kamen mehr Besucher als zum Klassikkonzert. Die Kabarettistin musste auch nicht auf die große Bühne auf der Seegegenseite, für sie wurde einen Meter vor der ersten Sitzreihe eine Bühne aufgebaut- Wanninger zum Anfassen sozusagen. Zuvor hatte es beim Wirtschaftsempfang Stimmen gegeben, dass die recht große Seebühne für den Auftritt einzelner Personen zu weit entfernt sei. Den Aufbau direkt vor den Besuchern habe man erwogen, sagte Henn. "Aber wegen der Folie am Seeboden ist das technisch nicht möglich gewesen", erklärte der Sportparkmanager.

Haftungsfragen waren laut Henn die Ursache für den Gitterzaun, der die Besucher vom See trennte. Viele hätten ihn Samstagabend am liebsten nieder gerissen, um das Jugendsinfonieorchester im Sitzen sozusagen nicht hinter Gittern sehen zu müssen. Henn erklärt, dass die Alternative Rettungsschwimmer gewesen seien, falls doch jemand in den See fallen würde. Aber der erste Kultursommer sei auch zum Lernen geeignet, resümierte Henn.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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