Hallbergmoos:Klaus Stallmeister stellt sich vor Voigt

Hallbergmooser Altbürgermeister wirft der SPD "Rufmord" vor. Die hatte dem Mooskurier-Autor rechtes Gedankengut bescheinigt

Von Christian Gschwendtner, Hallbergmoos

Der Disput um rechtslastige Thesen im Mooskurier geht in die nächste Runde. Überraschend hat sich nun auch Klaus Stallmeister, Altbürgermeister von Hallbergmoos, in die Debatte eingeschaltet. In einem am Mittwoch im Anzeigenblatt Hallberger erschienenen Leserbrief greift er den SPD-Ortsverband schwer an. Stallmeister stellt sich ganz bewusst vor den umstrittenen Autor Martin Voigt. Dieser hatte unter anderem mit einem Mooskurier-Artikel zur frühkindlichen Betreuung für Negativschlagzeilen gesorgt. Die SPD moniert, Voigt idealisiere darin ein Frauenbild, "das in den dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte seinen Höhepunkt fand".

Brisant ist der Fall, weil Voigt jüngst als Autor der rechtslastigen Internetzeitung Die freie Welt in Erscheinung getreten ist. Am 21. November erhielt der Hallbergmooser zudem den Gerhard-Löwenthal-Preis. Verliehen wird die Auszeichnung von der Wochenzeitung Junge Freiheit, die sich selbst als unabhängig und konservativ bezeichnet. Kritiker sehen die Publikation als "Sprachrohr der Neuen Rechten".

Für Altbürgermeister Stallmeister grenzt es an Rufmord, Voigt braunes Gedankengut und eine Nähe zu Pegida vorzuwerfen. Es sei ein Unding gewesen, fünf Monate nach dem Erscheinen von Voigts Artikel im Mooskurier an die Öffentlichkeit zu gehen. "Die SPD hätte ihm zumindest eine Möglichkeit zur Stellungnahme geben und mit ihm in Kontakt treten müssen", sagt der ehemalige Rathauschef von Hallbergmoos. In dem Skandal um Voigt sieht Klaus Stallmeister allgemein ein Beispiel, nicht Mainstream-kompatible Meinungen zu unterdrücken. Er kritisiert in diesem Zusammenhang auch den Umgang der "großen Politik" und einiger Medien mit dem Flüchtlingsthema.

Seitens der Hallbergmooser SPD weist man die neuerlichen Vorwürfe zurück. Man habe seit dem Erscheinen des umstrittenen Voigt Artikels am 12. Juni versucht, unter anderem mit dem Verleger Heiko Schmidt Kontakt aufzunehmen. Erst als die Gesprächsversuche fehlschlugen, sei man Mitte November an die Öffentlichkeit gegangen. Einen Grund, warum man Voigt vorab hätte kontaktieren sollen, sehen die SPDler nicht. Innerhalb des Ortsverbandes hat man sich außerdem darauf geeinigt, "das Gesülze" des Altbürgermeisters nicht weiter zu kommentieren.

Klaus Stallmeister gibt an, Voigt seit zehn Jahren aus dem Sportverein zu kennen. Mit rechten Äußerungen sei Voigt nie aufgefallen. Auch an seinen Thesen zur Kleinkinderbetreuung findet der Altbürgermeister nichts Verwerfliches. Voigt hätte lediglich von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. Seinen Leserbrief im Hallberger will Stallmeister aber explizit nicht als "Gefälligkeitsbrief" verstanden wissen. Ihm gehe es um die Sache.

Jemand, der nah dran am Gemeindeleben ist, vermutet, dass hier eine alte Animosität zwischen dem Freien Wähler Stallmeister und dem SPD-Ortsverband ihre Fortsetzung findet. Schon zu Stallmeisters aktiver Zeit als Bürgermeister hat es zwischen beiden Seiten regelmäßig gekracht. In seinem Leserbrief hält Stallmeister damit nicht hinterm Berg: "Bekanntlich wurde ich während meiner Amtszeit jahrelang von einem Mitglied des SPD-Ortsverbandes über die Gemeindegrenzen hinaus verleumdet und diffamiert", schreibt er. Nach einer gemeinsamen Presseerklärung mit dem Mooskurier-Chef Schmidt bleibt die SPD bei ihrer Ankündigung, Voigts Thesen im Detail widerlegen zu wollen. Auf Wunsch von Schmidt sei man bereit, dies auch von Angesicht zu Angesicht zu machen.

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