Hollerner See-Gestaltung:Kommerz gegen Natur

Hollerner See-Gestaltung: Wie sich die Gestaltung des Hollerner Sees in der Zukunft wünschen, dazu sind am Montag die Echinger und Bürger selbst gefragt worden.

Wie sich die Gestaltung des Hollerner Sees in der Zukunft wünschen, dazu sind am Montag die Echinger und Bürger selbst gefragt worden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Zur Gestaltung des Hollerner Sees durften Echinger und Unterschleißheimer Bürger Vorschläge äußern. Die einen wünschen sich einen Aussichtsturm, andere einen Wildpark oder Wasserspiele. Am Ende entscheidet aber die Gemeinde Eching.

Von Klaus Bachhuber

Einen Aussichtsturm am Ufer oder vielleicht einen Wildtierpark? Oder doch lieber Kaskaden und Wasserspiele im See? Die Planungsphase zur weiteren Gestaltung des Hollerner Sees ist am Montag mit einer Bürgerwerkstatt im Echinger Bürgerhaus angelaufen und derartige Anregungen fanden sich dort auf den Ideenblättern. An die 200 Interessenten aus Eching, aber auch aus Unterschleißheim, dessen Ortsrand dem See deutlich näher liegt als Echings Wohnbebauung, durften Anregungen, Ideen und Argumente einbringen. An die zentralen Fragen freilich wird mit dieser Bürgerbeteiligung wenig gerührt.

Ob das unberührte Uferstück im Nordwesten des Baggersees künftig der naturnahen Erholung vorbehalten bleibt oder mit einer kommerziellen Nutzung dauerhaften Betrieb über das ganze Jahr garantiert - diese Grundsatzentscheidung machen die jeweiligen Befürworter eher nicht vom Votum eines halben Prozents der gemeinsamen Bevölkerung abhängig. Und selbst in diesem kleinen Kreis der am Hollerner See Interessierten ist die Frage strittig: Kommerzielle Nutzung müsse her, lautete des öfteren die Forderung in mehreren Rubriken der Befragung. Was auch immer angeboten werde, naturnaher Erhalt sei oberste Prämisse, stand auf den Flipcharts mindestens ebenso oft.

Weder Ja noch Nein zur Therme

Geschätzt ist fast die Hälfte der Anwesenden beim Bürgerforum zum Hollerner See aus Unterschleißheim gekommen, auch Bürgermeister Christoph Böck (SPD) schaute vorbei. Bei den Wortmeldungen waren die Unterschleißheimer die eifrigsten: "Ist die Therme wirklich vom Tisch?" wollte ein Mann wissen. Echings Bürgermeister Riemensberger ließ sich nicht festnageln: "Ich denke, wir sollten den Planungsprozess beginnen. Es ist nicht Aufgabe des Bürgermeisters, hier Ja oder Nein zu sagen."

Auch beim Beschriften der Wunsch- und Kritik-Zettelchen beteiligten sich die Unterschleißheimer rege. Mitten drin war Birgit Patsch, Vorsitzende vom Bund Naturschutz Schleißheim. Sie fand es schade, dass keine Diskussion vorgesehen sei: "Ich habe das Gefühl, die Richtung ist vorgegeben, trotz all der Stellwände und Karten wird daran nicht gerüttelt, dass etwas gebaut werden soll." Angelika Spitzenberger, die zu den Initiatoren des früheren Bürgerentscheids gehörte, blieb skeptisch: "Es ist komisch, wie oft die Therme wieder auftaucht." Dann aber käme es, ist sie überzeugt, zu einem Aufschrei: "Es brodelt, das spürt man auch heute Abend."

Am Stand für die Wünsche bei der Sommernutzung des Hollerner Sees stand derweil der junge Parteifreie Echinger Gemeinderat Christoph Gürtner. Er wünscht sich eine Wakeboard-Anlage. "Wenn wir schon eine solche Riesen-Seefläche haben, sollte es auch mal was Neues geben. Einen reinen Badesee haben wir ja mit dem Echinger See schon." Gut fand er, dass eine Fläche für Bogenschützen geschaffen wird, auch einen Campingplatz kann er sich vorstellen. Jeder Euro, den die Gemeinde einnehmen könne verringere das Minus bei der Pflege.av

Mit einem Plangutachten will der Echinger Gemeinderat die künftige Gestaltung des Sees festlegen, sobald das Kieswerk abgezogen ist. Nur: Was soll die Aufgabenstellung für die Planer sein? In der Bürgerwerkstatt am Montag wurden an sechs Thementischen die Meinungen abgefragt. Grundsätzliche Leitziele für den See konnten da - mit fachlicher Formulierungshilfe - ebenso verfasst werden wie spezielle Wünsche zum Badebetrieb im Sommer oder Ideen für eine Nutzung im Winter.

Den bisherigen Ausbauzustand des Sees mit einem Badestrand am Südufer konnten Teilnehmer bewerten. Er kam nach ersten Eindrücken gar nicht gut weg. Chancen und Gefahren der künftigen Entwicklung durften dargestellt werden. Ausdrücklich gefragt waren nicht nur gehobene oder gesenkte Daumen, sondern Begründungen und Bewertungen. Die Resultate der Bürgerbefragung bereitet nun der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum auf, den die Gemeinde mit der Moderation beauftragt hatte. Den Arbeitsauftrag für das Plangutachten formuliert der Gemeinderat. Und in diesem werden dann die zentralen Fragen ausgefochten.

Diese Kompetenzverteilung ist der nächste Punkt des Problems. Denn die Entscheidung trifft der Echinger Gemeinderat, die Ufergrundstücke gehören aber teilweise der Stadt Unterschleißheim. Mit dieser arbeitet Eching in einem Zweckverband für die Verwaltung des Hollerner Sees zusammen, aber der strittige Teilbereich ist ausgeklammert. Unterschleißheim, so das Zugeständnis, darf im Auswahlgremium der eingereichten Pläne mitmachen - nachdem den Arbeitsauftrag für diese Eching formuliert hat. All die potenziellen Konflikte waren am Montag demonstrativ ausgeklammert. Das Verfahren solle "optimalerweise in ein gemeinsam getragenes Konzept" münden, skizzierte Susanne Bauer vom Planungsverband.

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