Gruben, Absperrungen und geschlossene Geschäfte:Das große Bauen

Gruben, Absperrungen und geschlossene Geschäfte: Im früheren Café Central sollen die Umbauarbeiten demnächst beginnen. Der Münchner Augustiner-Bräu hat dafür ganz konkrete Pläne.

Im früheren Café Central sollen die Umbauarbeiten demnächst beginnen. Der Münchner Augustiner-Bräu hat dafür ganz konkrete Pläne.

(Foto: Marco Einfeldt)

In der Freisinger City hat der Sanierungssommer begonnen. Das neue Pflaster wird verlegt, der Asamkomplex entrümpelt - und in einigen Bürgerhäusern wird kräftig renoviert. Manche Eigentümer tun sich hart, ihre Immobilien zu vermieten.

Von Marlene Krusemark, Freising

Menschen sitzen unter Sonnenschirmen, trinken Eiskaffee und lesen trotz der Baustellengeräusche Zeitung. Das "Vom Fass" hat einen Tisch mit Blumenvase auf den Bürgersteig gestellt, auf einem rot karierten Tischtuch werden Sommerweine angepriesen. Nur weil Baustelle ist, ist ja trotzdem Sommer. Viele Läden weisen sich in der mitten in der Sanierung steckenden Altstadt derzeit zwar als "geschlossen" aus, andere aber machen ein fach das Beste aus der Situation.

Projekte wie die groß angelegte Sanierung des Asam-Gebäudes und der grundlegende Umbau der Freisinger Innenstadt prägen momentan das Stadtbild. Seit Juli werden auf der Weizengasse, der Unteren Hauptstraße und der General-von-Nagel-Straße in Richtung Korbinianskreuzung Pflasterarbeiten für den neuen, höhengleichen Straßenraum vorgenommen. Außerdem haben die Vorbereitungsarbeiten für den barrierefreien Umbau der Oberen Hauptstraße und die Moosachöffnung begonnen.

Was der aufmerksame Spaziergänger an der Oberen und Unteren Hauptstraße noch beobachten kann: Einige "Geschlossen"-Schilder haben nichts mit einer etwaigen Sommerpause zu tun. Manche dieser Gebäude stehen schon länger leer, werden gerade umgebaut oder beheimaten Geschäfte, die seit Monaten ihre Türen nicht mehr öffnen. Ein Sonnenstudio an der Oberen Hauptstraße wurde etwa schon vor Monaten aufgegeben, das Schild eines Maklers im Schaufenster zeugt von den Problemen, hier einen Nachmieter zu finden.

Probleme mit der Vermietung

Ein ähnliches Bild zeigt sich an der Oberen Hauptstraße 60. Ein kleines Mädchen streckt seine Hände durch ein heruntergelassenes Gitter. In den Schaufenstern liegen noch immer Schreibhefte und Malutensilien aus. Fast schon saloonartig ausgestorben wirkt die "Papierwelt" durch die Glasscheiben hindurch. Alles ist noch eingeräumt, als hätte der Besitzer vom einen auf den anderen Tag beschlossen auszuwandern.

Hans-Jürgen Lücht, der den Laden verpachtet hat, deutete im November der Freisinger SZ gegenüber an, dass der Betreiber des Geschäftes gesundheitliche Probleme habe. Nun gibt er an, die Papierwelt werde auch zukünftig nicht weitergeführt. Es gebe Probleme, den Laden weiterzuvermieten. Den Grund dafür sieht Lücht in der verkehrsreichen Lage an der Oberen Hauptstraße Ecke Wippenhauser Straße. "Ich habe das Gebäude jetzt noch fünf Jahre, danach gebe ich es wieder ab", so Lücht.

Logistische Herausforderung

Vor dem Entleutner Haus an der Oberen Hauptstraße 41 wird gegraben. Um an die Tür zu kommen, muss man durch einen kleinen Spalt zwischen Absperrung und Fassade gehen - von den Umbauarbeiten genervte Geschäftsbetreiber gibt es hier aber keine. Beide Ladenflächen im Gebäude sind als "Zu vermieten" ausgeschrieben, der Eigentümer Sigismund Entleutner plant eigentlich den Abriss des Gebäudes und einen Neubau von Wohn- und Geschäftshäusern. Der Bauantrag liegt der Stadt Freising vor und wurde auch vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und von der Stadtheimatpflege bereits geprüft. Um den geplanten Neubau an die historische Struktur der Innenstadt anzupassen, forderte Oberkonservatorin Hildegard Sahler unter anderem die Errichtung eines gleichschenkligen Satteldaches. Mit der geplante Fassade herrsche dagegen grundsätzlich Einverständnis, dort sollten aber mehr Giebel gesetzt und die Gauben kleiner ausgeführt werden, so die Empfehlung der Expertin.

Ob und wie hier tatsächlich einmal gebaut wird hängt offenbar auch noch von der an dieser Stelle geplanten Öffnung der Stadtmoosach ab. Wenn hier von 2018 an der Flusslauf geöffnet wird, bedeutet das für die privaten Bauherren an der Oberen Hauptstraße zumindest eine logistische Herausforderung.

Umbau beginnt demnächst

Seit Tagen steht die Schiebetür des ehemaligen Café Central an der Oberen Hauptstraße 24 einen Spalt breit offen, immer mal wieder bleibt ein Passant stehen und schaut hinein. Im Inneren liegt der Boden offen, es riecht nach Gemäuer. Das Haus wurde vom Augustiner-Bräu München gekauft. Die Brauerei will dort die Biertradition des Hauses fortführen, die seit 1513 nur vom Café Central unterbrochen wurde. "Die Pläne für den Umbau werden momentan geprüft. Wir denken, dass wir die Genehmigung in den nächsten Tagen erhalten werden", so Martin Leibhard, Geschäftsführer von Augustiner.

Dann soll es mit dem Umbau losgehen - dafür hat Augustiner eigene Schreiner und Elektriker. Zusätzlich werde noch ein Freisinger Architekt hinzugezogen - wer das sein wird, stehe aber noch nicht fest. Mit den Denkmalschutzbestimmungen des historischen Gebäudes "können wir gut leben. Alle unsere Häuser stehen unter Denkmalschutz. Wir halten uns gern an die Vorschriften, die Gebäude sollen ja ihr Flair und ihre Geschichte behalten", sagt Leibhard. Das geplante Eröffnungsdatum im März 2018 wird ihm zufolge wohl nicht eingehalten werden können. "Während des Bauens, vor allem im Altbau, kommen immer noch Überraschungen daher. Nach wie vor halten wir aber das erste Halbjahr 2018 für realistisch."

Mietvertrag ausgelaufen

Fußleisten und ausgebaute Ventilatoren liegen aufgestapelt in der Mitte des ehemaligen Fast Food Restaurants Kochlöffel an der Unteren Hauptstraße 16. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer war ausgelaufen, als zukünftiger Betreiber war kurzzeitig Vincenzo "Enzo" di Benedetto im Gespräch. Dieser betreibt auch das Primero an der Sonnenstraße, das Primo an der Oberen Hauptstraße und die Sportgaststätte am Roider-Jackl-Weg. Er ist sich aber mit dem Eigentümer nicht einig geworden, die Zukunft der Ladenfläche ist offen.

Umbau zieht sich

Wo einst Napoleon schlief, später das Gasthaus "Zum Hirschen" untergebracht war, noch später Paßberger Herren ausstattete und "Etui" zuletzt Schmuck verkaufte, wird seit einer Weile gebaut. Mit der Caféhauskette "Pano" soll es in dem Haus an der Oberen Hauptstraße 12 künftig Kaffee, frisches Brot und Aufstriche geben. Die Umbaupläne für die Innenstadt sehen in dem Bereich eine Fußgängerzone vor, Pano wird also auch eine Freischankfläche haben. Zuvor muss aber erst einmal renoviert werden - und das zieht sich schon eine Weile. Mit dem Umbau beauftragt ist das Freisinger Büro KPT Architekten. Das geschichtsträchtige Gebäude neben der Rathausapotheke bringt als Einzelbaudenkmal viele denkmalschutztechnische Bestimmungen mit sich, bestätigt Bernhard Gruber von der Bauabteilung der Stadt.

Zukunft ungewiss

Gefühlt schon ewig leer steht das Café Luitpold an der Unteren Hauptstraße 43, von dessen Außenfassade der Putz bröckelt. Der letzte Pächter war das Freisinger Hofbrauhaus, welches das Gebäude unterverpachtet hatte. 2013 lieferte das Hofbrauhaus das letzte Bier an den Pächter. Es folgten juristischen Auseinandersetzungen zwischen Brauerei, Eigentümer und Pächter, die Hauke Winterer im Gespräch mit der SZ im November als beigelegt bezeichnete. Seit 2013 ist das Hofbrauhaus nicht mehr Pächter des Gebäudes, wie damit weiter verfahren wird, bleibt unklar.

Positive Entwicklung

Bei all den Umbauten und Unklarheiten gibt es aber mindestens einen, der sich freut: Günther Sesselmann, Geschäftsführer von "Fashion & more" an der Oberen Hauptstraße 5. In den Schaufenstern hängen Schilder, die einen Umzugs-Räumungsverkauf ankündigen. Im Sommer zieht der auf nachhaltige und fair gehandelte Produkte spezialisierte Laden an die Untere Hauptstraße 50. Fünf Jahre Sanierung habe man sich nicht antun wollen, erzählt Sesselmann. "Unser neuer Standort hat einen Innenhof, den werden wir bestuhlen und zu einem Kraft- und Energieort zum Entschleunigen machen. Wir planen auch einen Markstand, wo man sich selber frischen Salat zubereiten kann. Außerdem wird es eine Kooperation mit sozialen Einrichtungen geben, die uns Bio-Kuchen liefern. Täglich wechselnde ayurvedische Gerichte wird es auch geben." In diesem Sinne hätten die Umbauarbeiten etwas Gutes: "Ich sehe es als positive Entwicklung."

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