Lage im Großraum:Teurer wohnen in Freising

In Freising hat die Zahl der Baugenehmigungen 2014 extrem zugenommen, dennoch kann der Bedarf nicht gedeckt werden. Auch die Mieten steigen weiter an.

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Nach dem Immobilienbericht "Münchner Umland Frühjahr 2015" des IVD-Instituts, der Gesellschaft für Immobilienmarktforschung und Berufsbildung, war 2014 ein Jahr der Extreme im Landkreis Freising: Laut den vorliegenden statistischen Zahlen wurden, verglichen mit dem Vorjahr, nirgendwo sonst mehr Baugenehmigungen ausgestellt als in Freising. 1204 genehmigte Wohnungen in Wohngebäuden bedeuten einen Anstieg um 44,5 Prozent. Gleichzeitig gab es aber die niedrigste Quote an Baufertigstellungen mit einem Rückgang um 21,4 Prozent gegenüber 2013.

Der Großraum München wächst und wächst und Freising macht keine Ausnahme. Auf den starken Zuzug und zunehmenden Wohnraumbedarf haben laut IVD viele Gemeinden mit der Ausweisung neuer Baugebiete reagiert. Neue Wohnbaugebiete entstehen derzeit in vielen Landkreisen. Doch das Fazit ist ernüchternd: Das geplante beziehungsweise zu errichtende Volumen werde den erwarteten Wohnraumbedarf nicht ausreichend bedienen können.

Und deshalb sind auch die Immobilienpreise im Münchner Umland extrem hoch - mit ebenso extremen Unterschieden. Für ein frei stehendes Einfamilienhaus mit gutem Wohnwert musste man im Frühjahr 2015 im Landkreis Freising durchschnittlich 850 000 Euro aufwenden. Im Nachbarlandkreis Erding sind es 650 000 Euro. Spitzenreiter in der Region ist Starnberg mit 1,4 Millionen Euro. Das hohe Niveau Freisings wird in der Studie mit dem "Jobmotor Flughafen" begründet.

Eigentumswohnungen kosten in Freising etwa 3400 Euro je Quadratmeter

Ähnlich verhält es sich bei Eigentumswohnungen. In der Landeshauptstadt München müssen rund 4850 Euro je Quadratmeter bezahlt werden, in Freising durchschnittlich 3400. In Erding sind es nur 2800 Euro. München schlägt sogar Starnberg. Während Einfamilienhäuser dort so teuer wie nirgendwo anders sind, müssen für den Quadratmeter Eigentumswohnung in Starnberg "nur" 4300 Euro ausgegeben werden.

Wohnungsbau

Insgesamt 79 Wohnungen und eine Tiefgarage entstehen an der Münchner Straße derzeit. Die vorher dort stehenden Petuel-Villen wurden abgerissen.

(Foto: Lukas Barth)

Aber auch, wer ein Baugrundstück sucht, muss tief in die Tasche greifen: 800 Euro sind durchschnittlich je Quadratmeter zu zahlen. In Erding nähert man sich diesem Wert an: 725 Euro. Je weiter man von München weg geht, umso günstiger wird Bauland. Das gilt auch für den Landkreis Freising. Je weiter man von der Stadt Richtung Norden oder Nordosten geht, umso günstiger wird es für Bauwillige.

Vergleicht man die Kosten für eine Eigentumswohnung mit der Kaufkraft, die in einem Landkreis herrscht, muss in München, Freising und Starnberg am meisten aufgebracht werden. Die niedrigen Bauzinsen haben das Interesse an Wohneigentum seit 2013 steigen lassen. Da der gestiegenen Nachfrage ein geringes Angebot an Häusern gegenüber steht, sind Immobilien immer kürzer am Markt, ehe sie verkauft sind. Waren es 2013 noch rund 18,1 Wochen im Durchschnitt, sind es im ersten Halbjahr 2015 nur noch 13,9 Wochen gewesen. Damit liegt der Landkreis am unteren Ende der Verweildauer. Zum Vergleich: Ein Haus ist in Erding nach rund 13 Wochen verkauft, in München sogar nach 9,1.

Allgemein gilt für den Landkreis: je weiter vom Freisinger Stadtkern und von den Autobahnachsen München-Nürnberg, München-Deggendorf entfernt, desto mehr Angebot ist in den verschiedenen Bereichen vorhanden und desto günstiger werden die Immobilien. "Wobei auch hier das relativ niedrige Preisniveau der letzten Jahre nicht mehr existiert. Immobilien im Radius von rund 25 Kilometer nördlich von Freising sind ebenfalls gefragt", ist das Fazit des IVD-Instituts.

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