Großfahndung am Mittwochabend:Überfall im Garten

Ein neunjähriger Junge wird offenbar in einer Freisinger Reihenhaussiedlung an der Auenstraße von einem maskierten Mann angegriffen und gefesselt. Die Großfahndung der Polizei verläuft ergebnislos.

Von Birgit Goormann-Prugger

Es muss ein furchtbarer Schreck für die 42-jährige Freisingerin gewesen sein. Nach einem kurzen Besuch bei den Nachbarn kehrt sie am Mittwochabend gegen 18.20 Uhr in ihr Reihenhaus an der Auenstraße zurück und findet ihren neunjährigen Sohn gefesselt im Wohnzimmer. Glücklicherweise unversehrt, aber sehr aufgeregt. Die völlig geschockte Mutter alarmiert die Polizei, die sofort mit 50 Mann zum Tatort anrückt und ihn weiträumig absperrt. Der unter Schock stehende Junge erzählte der Mutter und auch den Polizeibeamten, dass er im Garten des Hauses beim Hasenfüttern auf einen maskierten Mann getroffen sei. Der dunkel gekleidete Mann habe eine Faustfeuerwaffe in der Hand gehabt und ihn zurück ins Wohnhaus dirigiert. Dort sei er mit dem Gürtel eines Bademantels gefesselt worden.

Bei Eintreffen der Mutter war der Unbekannte bereits geflüchtet. Nach derzeitigen Ermittlungen der Polizei wurde aus dem Haus nichts entwendet. Eine sofort eingeleitete Großfahndung, an der auch ein Polizeihubschrauber beteiligt war, brachte keinen Erfolg. Weil zufällig gerade eine Einheit der Bereitschaftspolizeieinheit zur Verfügung stand, die im Raum Freising präventiv in Sachen Dämmerungswohnungseinbrüche unterwegs war, waren an dem Einsatz insgesamt rund 50 Polizeibeamte beteiligt. Ebenso wie Männer des THW, mit deren Hilfe auch die Isarauen auf der Suche nach dem Täter weiträumig ausgeleuchtet wurden, sowie ein speziell trainierter Personensuchhund.

Weil der Fall so dringend klang, waren viele der Beamten an diesem nasskalten Novemberabend schnell ohne Jacke ins Auto gesprungen, hatten so die Absperrung überwacht und die Gegend abgesucht. Anwohner versorgten die Polizisten dann mit heißem Tee. Die Großfahndung blieb jedoch ohne Erfolg. Der unbekannte Mann blieb verschwunden. Die weiteren Ermittlungen werden nun von der Kriminalpolizeiinspektion Erding geführt. Der neunjährige Junge sei körperlich unverletzt geblieben, so der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Er und seine Mutter würden nun psychologisch betreut.

Lange war sich die Polizei am Mittwochabend nicht sicher, wie dieser Fall einzuordnen ist, Informationen wurden nur spärlich herausgegeben. "Die Lage ist noch sehr diffus, wir müssen uns erst ein genaues Bild machen", sagte Michael Ertl, stellvertretender Leiter der Freisinger Polizei. Am Donnerstagmorgen dann erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, an den Aussagen des Buben gebe es derzeit keine Zweifel. Er sei ausführlich und behutsam von geschulten Einsatzkräften befragt worden, er habe zwar ein paar Erinnerungslücken im Zeitablauf, das sei bei einem Kind in diesem Alter aber normal. Die Bewohner der Auenstraße sind nach diesem Vorfall unterdessen auf das Höchste verunsichert. "So etwas passiert gerade bei uns, wo alles so dicht bebaut ist. Ich habe mich bisher immer sehr sicher dort gefühlt, aber gestern habe ich auch gleich meine Haustüre zugesperrt", erklärte eine Anwohnerin der Reihenhaussiedlung. Auch auf der SZ-Facebook-Seite wird der Fall diskutiert. "Ich hätte nie gedacht, dass so etwas bei uns möglich ist. Das erschüttert mein subjektives Sicherheitsgefühl...", postet eine Userin und ein anderer: "Langsam sollte man sich Gedanken über eine Nachbarschafts-Sicherheitsstreife machen".

Eine ehrenamtliche Sicherheitswacht gibt es schon in Freising. Nach Aussagen von Michael Ertl sind das derzeit fünf Freiwillige, die regelmäßig im gesamten Stadtgebiet unterwegs sind und der Polizei Bericht erstatten, wenn sie Ungewöhnliches beobachten. "Sie sind unsere Augen und Ohren. Vor den Streifengänge werden sie von uns auch immer eingewiesen." Von einer Bürgerwehr nach amerikanischem Vorbild hält Michael Ertl nichts. "Da ist man schnell der Willkür ausgesetzt und wir sind hier ja schließlich nicht in den USA". Freising habe definitiv kein Sicherheitsproblem. "Im Vergleich zu anderen Regionen haben wir hier paradiesische Zustände", versicherte er.

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